Thomas Emmerich, Absolvent Multimediatechnik

Thomas Emmerich, Absolvent Multimediatechnik

Vom Schreibtisch-Informatiker zum Ingenieur

Herr Emmerich, Sie haben das Diplom-Studium in nur drei Jahren beendet. Wie kam es dazu?

„Gute Frage! Ich habe Angewandte Informatik mit der Vertiefung Medien ab dem Wintersemester 2002 an der TU Chemnitz studiert. Dort wurde ich aber nicht so richtig glücklich und wechselte nach drei Jahren zur FH Mittweida. Ich wollte weg von der theoretischen Universität und hinein in die Praxis ­­­–  vom trockenen Schreibtisch-Informatiker zum Ingenieur. Im Nachhinein die beste Entscheidung. Ich empfehle für Interessenten in der freien Wirtschaft nicht unbedingt ein technisches Studium an einer Universität. Zusammen mit meinen drei Kommilitonen, denen es genauso erging, gründeten wir eine WG direkt am Marktplatz.“

„Wir konnten nur wenig aus dem Uni-Studium an die Fachhochschule übernehmen. Aber mit unserem technischen Vorwissen waren die ersten Semesterprüfungen kein Problem. Wir haben teilweise drei Semester gleichzeitig und im Zwei- oder Drei-Tages-Takt die Prüfungen absolviert. Wir waren zu viert: Zwei gehen zu Veranstaltung X und zwei zur gleichzeitigen Veranstaltung Y, auch immer im Wechsel und durchmischt, danach wird ausgetauscht. Eigentlich waren wir mit den ersten sieben Semestern bereits nach zwei Jahren fertig, das Diplom hat dann wegen Wohnort- und zwischenzeitlichem Themenwechsel etwas länger gedauert, knapp zehn Monate statt vier oder sechs.“

Lösungsorientiert in die freie Wirtschaft

Wie haben Sie den Wechsel vom Studium in den Beruf erlebt?

„Sehr flüssig, das heißt, ich bin direkt nach der Diplomarbeit bei derselben Firma übernommen worden. Es war keine große Umstellung, ein wenig mehr Aufmerksamkeit beim Chef-Angestellten-Verhältnis (nicht mehr Student und Professor) und schon ist man drin.“

Heute arbeiten Sie bei der vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste AG. Wie sind Sie auf diese Firma aufmerksam geworden?

„Ich habe mich nach neuen Berufsfeldern umgesehen und bin bei einem Onlineportal fündig geworden. Die Firma selbst kannte ich vorab nicht, was auch daran liegt, dass die Branche der Finanzinformationsdienstleistung recht komplex und unter wenigen Anbietern aufgeteilt sowie nicht öffentlichkeitswirksam ist. Wir sind hauptsächlich im Business-to-Business-Bereich unterwegs.“

Was war die erste Überraschung in Ihrem Job?

„Die Lösungsorientierung in der freien Wirtschaft: Standards und langwierige Planungen sind zwar qualitativ wertvoll, aber Kundenwünsche, der permanente Zeitmangel und die Wirtschaftlichkeit machen die Lösung wichtiger als den Prozess. Nicht, dass man das nicht vorher schon ahnt. Aber wenn man von der Hochschulbank abrückt, erkennt man den realen Unterschied. Ich wurde schnell auf Reisen geschickt und habe mit neuen Kollegen viel gelernt über Kulturen und internationale Zusammenarbeit.“

Worauf es im Job wirklich ankommt

„Am wichtigsten sind m.E. die sogenannten Soft Skills. Das erworbene technische Wissen dient als Grundlage, um Probleme grundlegend zu verstehen und zu analysieren. Da sich aber die Technik heute im Quartalsrhythmus ändert, sind erlernte Programmiersprachen, Verteilernetze etc. meist schon wieder obsolet. Wichtiger ist ein grundlegendes Verständnis von Zusammenhängen und somit die richtige Einschätzung von zukünftigen Entwicklungen. Kommunikation und Überzeugungskraft sind ebenfalls wichtig und entwickeln sich ebenso weiter. Das Wichtigste, was ich aus der Uni- und Fachhochschulzeit mitgenommen habe, ist die Fähigkeit des eigenständigen Lernens. Dazu zähle ich auch Eigenschaften wie komplexes Denken und Organisationsfähigkeit. Es funktioniert meist nicht, alles selbst zum gewünschten Ergebnis zu bringen. Das richtige Team und dessen Motivation sind von wesentlich größerer Bedeutung, um Technologien und Menschen zusammenzubringen.“

Wenn Sie in dem Sinne jetzt noch einmal auf Ihr Studium zurückblicken: Gibt es etwas, das Sie anders machen oder worauf Sie besonders achten würden?

„Meine Schwächen sind die mangelhafte Ausbildung in den Wirtschaftswissenschaften. Oft stoße ich in Budgetplanungen, Prognosen und Quartalsberichten an meine Grenzen. Ich würde daher vor allem die BWL-Komponenten mehr berücksichtigen. Man sollte sich neben Technik unbedingt mit Arbeitsrecht, BWL/VWL und Bilanzierung, Unternehmertum und Kommunikation beschäftigen. Wenn man nicht nur im Labor und am Schreibtisch sitzen möchte, kommen diese Themen unweigerlich auf einen zu.“

Wem würden Sie einen Job in Ihrer Branche empfehlen?

„Rein von der Technik her keinem klassischen Informatiker  –  oft sind viele Produkte strengen gesetzlichen Regularien (Finanzrecht, Aufsichtsbehörden etc.) unterlegen und entwickeln sich in diesen Branchen  nur langsam. Das heißt, moderne ‚coole‘ Software ist seltener gefragt, solide und bewährte Lösungen sind wichtiger, die Generation Apple und Flat Design sollte sich mehr in der Produkt- und Werbeindustrie umsehen.“

„Ein Thema ist Big Data – der Finanzmarkt wird immer mehr von unendlichen Milliarden Datenpunkten durchströmt. Smarte Lösung in Verbindung mit Serverfarmen und Datamining werden immer mehr gesucht. Hier findet der Daten- und Hardwarespezialist seine Spielwiese.“

„Wer sich allerdings für Wirtschaftsabläufe, Weltmärkte, globale Finanzsysteme und Politik interessiert, ist hier genau richtig. Man lernt, Produkte zu formen, Märkte zu beobachten, Zusammenhänge und Trends zu erkennen und unternehmerisch zu denken.“

Herr Emmerich, ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft.

Den Studiengang Multimediatechnik gibt es in dieser Form nicht mehr an der Hochschule Mittweida. Dafür könnt ihr Angewandte Informatik  in den Studienrichtungen Softwareentwicklung, Wirtschaftsinformatik oder IT-Sicherheit studieren.

Absolvent Hagen Grüttner an der PLD-Anlage, die er selbst konstruiert und gebaut hat.

Absolvent Hagen Grüttner an der PLD-Anlage, die er selbst konstruiert und gebaut hat.

Im gasförmigen Zustand ist Kohlenstoff alltäglich, doch in kristalliner Form wird er zu etwas ganz Besonderem: Die Kohlenstoffform Diamant ist das härteste Material, das in der Natur existiert. Außerdem bieten der geringe Reibekoeffizient, die Abriebfestigkeit und die gleichzeitige Biokompatibilität für verschiedenste Bauteile und Werkzeuge ganz neue Möglichkeiten: So werden mit einer nanokristallinen Diamantschicht überzogene Bohrer und Fräser nicht nur effizienter, sondern verschleißen auch erheblich langsamer. Ebenso ist der Einsatz von beschichteten Implantaten in der Medizin möglich, welche das Zellwachstum fördern bzw. hemmen und somit das Risiko einer Abstoßungsreaktion durch den Körper verringern.

Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme eines diamantbeschichteten Bohrers | © Hagen Grüttner

Rasterelektronenmikroskop-aufnahme eines diamantbeschichteten Bohrers | © Hagen Grüttner

Hagen Grüttner, Mitarbeiter des Laserinstitut Hochschule Mittweida in der Forschungsgruppe von Prof. Dr. rer. nat. Steffen Weißmantel, forscht an einer neuen Methode zur Herstellung von nanokristallinen Diamantschichten. Hierfür gibt es zwar bereits Verfahren, doch für diese ist sowohl eine relativ aufwändige Vorbehandlung des zu beschichtenden Werkstoffs notwendig, als auch Prozesstemperaturen zwischen 750 und 1000 °C. Der Mittweidaer Forscher erzeugt die Schicht aus nanokristallinen Diamanten (n-D) stattdessen mittels Laserpulsabscheidung (PLD, engl. Pulsed Laser Deposition). Dieses Verfahren wird zur Herstellung der n-D Schichten neben der Forschergruppe in Mittweida nur noch von einem japanischen Wissenschaftlerteam untersucht. Beim PLD-Verfahren rastert ein Laserstrahl im Hochvakuum über ein sogenanntes Target. Das ist in dem Fall eine Scheibe aus Graphit. Die ablatierten Teilchen werden nach oben geschleudert und scheiden sich auf dem Substrat, also dem Werkstück, das kopfüber über dem Target angebracht ist, ab. Damit die entstehende Schicht aus Diamant ist und nicht aus Graphit, gehört aber noch eine ganze Menge Know-how dazu. So muss das Werkstück z.B. auf mehrere hundert Grad erhitzt werden. Des Weiteren sorgt zusätzlich eingeleiteter Wasserstoff dafür, dass die Kohlenstoffatome die gewünschte Bindungsform einnehmen  und sich in Diamant verwandeln. Gegenüber bestehenden Verfahren hat die Laserpulsabscheidung den großen Vorteil, dass das Substrat nur auf maximal 550 °C erwärmt werden muss. Das schont die Werkzeuge, die bei höheren Temperaturen Schaden nehmen würden. Außerdem ist eine Vorbehandlung der Substrate nicht zwingend notwendig.

Absolvent Hagen Grüttner war der erste, der sich am Laserinstitut Hochschule Mittweida mit der Herstellung von Diamantschichten beschäftigte. Somit war der erste Schritt, eine PLD-Anlage für diese Anwendung zu konstruieren und aufzubauen. Dies könnt ihr am Anfang des Videos sehen. Des Weiteren wird gezeigt, wie am Steuerrechner die Achsen programmiert werden, die den Laserstrahl über das Target lenken. Schließlich seht ihr, wie der Laserstrahl auf das Target trifft. Es bildet sich ein hochdichtes Plasma, welches sich explosionsartig ausdehnt. Die abgetragenen Kohlenstoff-Teilchen bilden eine bis zu mehrere µm dicke Diamantschicht auf dem Substrat.

Am Laserinstitut Hochschule Mittweida forschen zahlreiche Absolventen wie Hagen Grüttner nach ihrem Studium zum Beispiel in den Bereichen Mikro-/Nanotechnologie, Hochrate-Laserbearbeitung oder Beschichtung. Informationen zum Bachelor- und Masterstudiengang Lasertechnik findet ihr unter www.lasertechnik-studieren.de oder im Bachelor der Woche.

Absolvent Frank Flemming lehrt an der Fakultät Soziale Arbeit.

Vor 13 Jahren studierte ich Soziale Arbeit an der Hochschule Mittweida. Damals war ich sehr froh über die praxisnahe Ausbildung, die mir im Job oft zu Gute kam. Seit fast sechs Jahren bin ich jetzt in der Sozialen Arbeit mit erwerbslosen Menschen in Dresden tätig. Ich leite eine Informations- und Kontaktstelle, berate dort Menschen rund um das Thema Arbeitslosigkeit und biete Räume zur Begegnung an.

Mein Wissen und meine Erfahrungen im Bereich des Sozialrechts sind durch meine Arbeit stetig gewachsen. In Gruppenarbeit mit Betroffenen und Fachvorträgen zum Sozialgesetzbuch II habe gemerkt, wieviel Spaß es mir macht, dieses Wissen weiterzugeben. Ich finde es wichtig, meine KollegInnen, aber auch Betroffene fortzubilden, denn nur mit dem richtigen Wissen lassen sich Ansprüche durchsetzen und Fehler in Bescheiden erkennen. Bald stand für mich fest, ich möchte mich nebenberuflich als Berater und Referent für Schulungen zum SGB II selbständig machen.

Praxisnahe Fallarbeit im Unterricht

Mein Schulungskonzept basiert bewusst auf Fällen, die ich entweder real erlebt oder selbst konstruiert habe. Seit dem Wintersemester 2013 bin ich auch Lehrbeauftragter im Modul „Recht II“ an der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida. Das Modul müssen Studierende im direkten und berufsbegleitenden Bachelorstudium absolvieren.

Die Blockveranstaltung von vier Tagen wird durch viel Gruppenarbeit zwischen den Vorträgen aufgelockert. Wir beginnen mit den Grundlagen und schließen das Seminar mit der Berechnung des Arbeitslosengeldes 2 ab. Die StudentInnen dürfen sich dafür ihre Fälle selbst konstruieren. Jeder kann sich einen Haushalt mit fiktiven Personen ausdenken, die zusammen leben und Arbeitslosengeld beantragen wollen. Anfangs hat die Seminargruppe überrascht reagiert, aber bald fanden alle Gefallen daran.

Ziel erreicht

An Fallarbeiten erklärt der Dozent das komplizierte Thema anschaulich.

An Fallarbeiten erklärt der Dozent das komplizierte Thema anschaulich.

In den Seminaren erlebe ich die StudentInnen als sehr interessiert und aufgeschlossen. Viele arbeiten gern in Gruppen an den Übungsaufgaben und Fällen. Ich freue mich über ihre Rückmeldungen, wenn ihnen

das Seminar gefallen hat, weil es lebendig und nicht so trocken war. Am Ende können die StudentInnen Bedarfsrechnungen ausführen und das Arbeitslosengeld 2 von verschiedenen Bedarfsgemeinschaften überprüfen. Der Weg dorthin ist sehr aufwendig und anstrengend.

Meine aktuelle Seminargruppe im Sommersemester hat so richtig mitgefiebert. Während ich ihnen die Einkommensanrechnung erklärte, qualmten die Köpfe. Als ich dann fragte, ob das für Sie verständlich war, brach die Gruppe plötzlich in lauten Jubel aus. Da wusste ich, jetzt haben sie es.

Auch die im Durchschnitt guten Prüfungsergebnisse sind ein Zeichen dafür, dass die Grundlagen zum SGB II verstanden wurden und die Kenntnisse nun im Praxissemester angewendet werden können. Am Ende kommt meine Arbeit damit wieder den Betroffenen zu Gute, die Hilfe benötigen.

Ingo Bunzeck, Absolvent Betriebswirtschaft

Ingo Bunzeck, Absolvent Betriebswirtschaft

Auf der Suche nach einer kleinen Hochschule in der Nähe zu seinem damaligen Wohnort kam Ingo Bunzeck an die Hochschule Mittweida: „Meistens weiß man ja als Student noch nicht so genau, wo man hinwill. Jedenfalls ist das noch größeren Schwankungen ausgesetzt. Meine jetzige Position erlaubt mir ein sehr eigenständiges und flexibles Arbeiten in einem internationalen Umfeld – das stimmt zumindest im Ansatz mit meinem generellen Interesse im Studium überein. Aber der Weg war alles andere als geradlinig. Außerdem haben mich damals schon die Spezialisierungen im Hauptstudium, z.B. Internationale Betriebswirtschaft, gereizt.“

Während seines Studiums hat er in einer ganzen Reihe von völlig verschiedenen Bereichen gearbeitet, um einen besseren Eindruck der späteren Jobmöglichkeiten zu bekommen: „Darunter war u.a. ein Praktikum bei der Werbeagentur Saatchi & Saatchi in Frankfurt/Main, in der ich bei verschiedenen Accounts, wie zum Beispiel Ritter Sport, gearbeitet habe. Neben dem Studium habe ich aushilfsweise auch in einem Maklerunternehmen für Wohnungen und Gewerbeimmobilien gejobbt.“

„Mit Fachwissen allein bestreitet man keinen Berufsalltag.“

Für Ingo Bunzeck ist das Fachwissen eine notwendige Grundlage, aber nicht ausreichend, um damit den Berufsalltag zu bestreiten: „Die ‚Haltbarkeit‘ von Wissen ist immer stärker im Wandel. Viele Teile der grundlegenden VWL-Theorie sind im letzten Jahrzehnt als abstrakt und wirklichkeitsfern kritisiert worden, Theorien die nicht mehr zeitgemäß die heutigen Wirtschaftsabläufe wiederspiegeln. Ich kann eigentlich nur jedem raten, so viel wie möglich während des Studiums auszuprobieren. Danach hat man entweder keine Zeit mehr oder muss sich dann langsam mal entscheiden. Das kann sowohl positiv als auch negativ sein: Manche Jobs sind viel langweiliger, als man sich vorgestellt hat, während andere doch spannender sein können, als gedacht.“

„Man sollte sich täglich auf neue, unvorhergesehene Begebenheiten einstellen können, z.B. wenn der Memorystick streikt und man auf die Schnelle bei einer Präsentation improvisieren muss. Strukturiertes Problemlösen ist eines der Ergebnisse des Arbeitens/Lernens an einer Hochschule. Hilfreich, speziell in einem internationalen Arbeitsumfeld, ist es, die kulturellen Gewohnheiten von Mitarbeitern aus anderen Ländern zu kennen. Das hat Mittweida wirklich ausgemacht: In Mittweida gab es dabei nie zu volle Hörsäle. Die Arbeit in kleinen Gruppen ist viel effektiver als an einer großen Uni.“

Vom Student zum Leiter des Büros Brüssel

„Ich habe zunächst eine Weile in Berlin gearbeitet, bei der deutschen Agentur zur Förderung von Auslandsinvestitionen. Dabei ging es um die Identifizierung und Anwerbung von ausländischen Firmen im Bereich Energie. Da ich aber noch Interesse an einem englischsprachigen Studienabschluss hatte, habe ich mich zu einem Masterabschluss im Bereich Technology und Innovationsmanagement an der Universität Maastricht in den Niederlanden entschlossen. Ich wollte gern eine Zeit im Ausland arbeiten und zudem an internationalen Projekten im Bereich Erneuerbare Energien mitwirken. Außerdem ist der Umgang in niederländischen Firmen legendär locker: Das DU ist eigentlich die einzig akzeptierte Form der Ansprache“, erzählt Bunzeck.

ECN ist das Energieforschungszentrum der Niederlande und beschäftigt sich hauptsächlich mit der Entwicklung von neuen Technologien im Bereich der Erneuerbaren Energien. Am ehesten ist es noch mit einem Fraunhofer Institut in Deutschland zu vergleichen. Es gibt zwar eine kleine Grundfinanzierung vom niederländischen Staat, der Großteil der Einnahmen kommt jedoch aus Projekten in Zusammenarbeit mit der Industrie und von EU-finanzierten Forschungsprojekten. Ein Beispiel dieser Projekte ist die Entwicklung einer neuen Generation von Windturbinen. Nach einigen Jahren im Projektmanagement von EU-Projekten habe ich seit zwei Jahren die Leitung des Brüsseler Büros übernommen. Von dort aus werden alle Aktivitäten in Bezug auf EU-Projekte gesteuert: Wo liegen die Prioritäten? Stimmen diese mit unseren überein? Haben neue Gesetzesvorlagen Einfluss auf die Verbreitung oder Einführung von neuen Technologien (zum Beispiel Richtlinien über CO2-Normen von Autos)? etc.“

Sein jetziger „Alltag“ in einem flexiblen Job

Einen richtigen Alltag gibt es für Ingo Bunzeck nicht. Fast täglich nimmt er an ein bis zwei kurzen Besprechungen in Brüssel Teil, in denen es um Neuigkeiten zur Technologieförderung geht und beurteilt diese im Sinne von ECN: „Diese Besprechungen können z.B. von der Europäischen Kommission selbst oder auch von einer Landesvertretung organisiert sein. Daneben stehen auch Reisen zu Treffen mit anderen EU-Forschungsinstituten und Industriepartnern im Ausland auf dem Plan. Außerdem muss ich natürlich noch ab und zu in die Niederlande reisen, um mich dort mit meinen Kollegen vor Ort abzustimmen. Selbst mit allerlei technischen Errungenschaften lassen sich diese persönlichen Gespräche nicht völlig ersetzen und sind enorm wertvoll.“ Auch was in seinem Beruf schon einmal schief gelaufen ist, verrät er uns: „Oh ja! Verpasste Deadline, verschickte Emails an die falschen Personen, die den Inhalt eigentlich nicht lesen sollten… naja, passiert.“ Es hat sich seit dem Studium auch einiges in Ingo Bunzecks Privatleben geändert: „Man hat nicht mehr so viel Zeit, aber dafür einen sehr flexiblen Job.“

Reik Steinert, Absolvent Physikalische Technik, Studienrichtung Lasertechnik

Reik Steinert, Absolvent Physikalische Technik, Studienrichtung Lasertechnik

Der Wahlschwede Reik Steinert ist ein schönes Beispiel dafür, dass man sich auch im Studium nochmal neu orientieren kann. Nach dem Abitur absolvierte er seinen Zivildienst beim Krankentransport und Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes. Dadurch wurde ihm auch klar, in welche Richtung er sich entwickeln möchte: „Ich interessierte mich sehr für Medizintechnik. Deshalb und wegen der Nähe zu meinem Heimatort Rochlitz wollte ich in Mittweida Physikalische Technik  mit der Vertiefungsrichtung Medizintechnik studieren“, erinnert er sich. Doch nach dem Grundstudium lag sein Hauptaugenmerk nicht mehr auf der Medizintechnik. Der junge Mann wurde während des Studiums von der Lasertechnik begeistert, heute einem der größten Forschungsbereiche der Hochschule Mittweida.

Nachdem die neue Richtung klar war, ging es rasant weiter. Reik Steinert erinnert sich: „Ich wollte mein Praktikum im Ausland absolvieren.“ Gesagt – getan! Allerdings fehlten ihm spezielle Fremdsprachenkenntnisse: „Ich hatte keine großen Erfahrungen, daher blieb mir nur ein Land, in dem ich mit Englisch klar kam.“ So landete der Mittelsachse bei Permanova Lasersystem AB im schwedischen Mölndal südlich von Göteborg.  „Bei derselben Firma habe ich meine Diplomarbeit geschrieben und nach dem Studium angefangen zu arbeiten. Heute bin ich immer noch dabei“, resümiert der Techniker und fühlt sich wohl in seinem Job.

Europa und der Rest der Welt

Der Projektingenieur arbeitet eng mit der Konstruktionsabteilung bei Permanova zusammen: „Wenn wir ein Projekt haben, bin ich die erste Zeit in die Planung und den Einkauf der Komponenten einer Anlage involviert. Zusammen mit unseren Konstrukteuren für Mechanik und Elektrotechnik finden wir Lösungen für die Probleme unserer Kunden. Später arbeite ich relativ viel allein. Programmierung und Inbetriebnahme sind dann meine Aufgaben.“ Der Kundenstamm kommt dabei aus der gesamten Welt. Ob Europa, China oder Afrika – Reik Steinert hat schon einiges gesehen. „Dabei versuche ich jedoch nicht länger als zwei Wochen am Stück unterwegs zu sein. Ist der Kunde in der Nähe von Göteborg, kann man pendeln, sonst wohnen wir im Hotel“, sagt der Wahlschwede.

Besonders gefällt Steinert die schwedische Mentalität und die Atmosphäre innerhalb des Unternehmens: „Es ist sehr locker, da das Chef-Angestellten-‚Gefälle‘ in Schweden nicht so ausgeprägt ist wie in Deutschland. Wenn ich ein Problem habe oder mir etwas nicht gefällt, kann ich es einfach sagen.“ Außerdem sei alles ein wenig relaxter als in Deutschland. „Man ist nicht nur auf Gewinn aus, sondern auch auf die Zufriedenheit des Kunden“, meint Steinert und findet doch einen Wermutstropfen: „Etwas störend sind manchmal die vielen Meetings. In Schweden will man es allen recht machen und das resultiert in vielen Meetings.“

Reik Steinert hat seinen Weg gefunden und ein weiterer Umschwung ist (vorerst) nicht geplant – maximal ein Aufstieg. „Mal sehen, vielleicht Projektleiter oder mehr in Richtung Entwicklung. Aber da lasse ich mich überraschen.“ Das ist eben alles etwas relaxter in Schweden.

Stefanie Jahn, Absolventin Biotechnologie

Stefanie Jahn, Absolventin Umwelttechnik/ Biotechnologie

„Als Abiturientin mit den Hauptfächern Mathematik und Biologie habe ich einen Studiengang gesucht, der beides miteinander verbindet. Des Weiteren wollte ich unbedingt einen Ingenieurstudiengang absolvieren und gern in der Nähe meines Heimatortes Hartha im Landkreis Mittelsachsen bleiben, da hier meine Familie und Freunde sind.“

Mit Praxis und Theorie zum maximalen Lernerfolg

„Das Studium der Biotechnologie war sehr entspannt. Man hatte einen Plan, dem man folgen konnte, und wusste schon im ersten Semester, was die darauffolgenden Semester mit sich bringen. Es war kein Einschreiben auf Wartelisten notwendig, wie man es teilweise bei Universitäten kennt.  Ebenfalls sehr entspannt und erfüllbar waren die Prüfungen. Es gab nichts, was unklar war. Ich wusste, was ich für Bedingungen erfüllen muss, schrieb mich in die Prüfungsliste ein und musste nur noch pünktlich zum Prüfungstermin erscheinen. Und auch die Möglichkeit der Wiederholungsprüfungen war in Ordnung – manchmal schon im folgenden Semester.“

„Richtig familienfreundlich zeigte sich die Hochschule Mittweida, als ich im 6. Semester kurz vor den Prüfungen meinen Sohn zur Welt gebracht habe. Ich bekam in einer Prüfung sogar einen extra Nachholtermin, damit ich nicht ein ganzes Jahr auf die Wiederholungsprüfung warten musste. Auch die Vorlesungszeiten waren super, so dass Sohnemann in den Kindergarten gehen konnte während ich studieren war. Bei Praxis-Terminen wurde auf mich Rücksicht genommen. Das war wirklich sehr entspannt.“

„Während der Studienzeit hatten wir einen guten Mix aus Praxis und Theorie, aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann mag ich die Praxis mehr. In allen Studienfächern wurden Beispiele aus der Realität abgeleitet und immer wieder aufgezeigt, wozu man sie braucht. Ich denke da nur an Werkstofftechnik, Biotechnologie, Sensorik, Bioverfahrenstechnik und und und… Immer wieder gab es Praktika in allen möglichen Fächern. Das hat mir sehr geholfen, auch komplexe Themen zu verstehen, fachübergreifend.“

„Insgesamt bin ich mit dem Studium sehr zufrieden und habe genau das richtige für mich gefunden. Mittweida ist nach wie vor der Ort meines Studiums. Darüber hinaus sind wichtige Freundschaften entstanden, die in Mittweida zu Hause sind. Über meine Arbeit als Entwicklungsingenieurin bei Endress + Hauser Conducta im Bereich der Sensorik-Entwicklung habe ich nach wie vor einen engen und wichtigen Kontakt zur Fachgruppe Biotechnologie an der Hochschule Mittweida.“

Vom Studium direkt in den Traumjob

„Ich hatte den perfekten Berufseinstieg. Über das Studium habe ich meinen späteren Arbeitgeber bereits kennengelernt. Nach ein paar Monaten als Werksstudent in der Firma habe ich dann dort meine Diplomarbeit geschrieben und im Anschluss eine Anstellung bekommen. Besser kann man es sich nicht wünschen. Seitdem arbeite ich in meiner Firma als Entwicklungsingenieurin.“

„Jetzt bin ich im Bereich der Sensorentwicklung tätig. Dabei geht es darum, neue Wege zu finden Wasser und Abwasser zu analysieren, aber auch chemische Prozesse in der Industrie mit Sensoren zu überwachen. Ich stehe im Labor und untersuche verschiedene Methoden, werte diese am Rechner aus und verbessere immer weiter, bis ein fertiger Sensor entsteht, der den Anforderungen des Kunden entspricht. Als zweites Aufgabenfeld betreue ich die Reagenzienpflege in der Firma, d.h. ich erstelle Sicherheitsdatenblätter für die Reagenzien, die an Kunden verschickt werden, sorge für die korrekte Etikettierung und ändere auch Rezepturen, wenn es zu Kundenbeschwerden kommt (was zum Glück bisher nur einmal passiert ist). Eine wichtige Aufgabe ist auch der korrekte weltweite Versand unserer Chemikalien und damit muss ich das Chemikalienrecht in anderen Ländern vor allem USA und China kennen. Alles ist sehr interessant, es wird nie langweilig.“

Mein heutiger Arbeitstag

„Ich beginne wie immer mit dem Abarbeiten meiner E-Mails und werte die Messergebnisse der letzten Nacht aus. Dabei klingelt ab und zu das Telefon und fordert meine Aufmerksamkeit, vor allem wenn der Service anruft und eine schnelle Lösung für einen Kunden gefordert wird. Am frühen Nachmittag haben wir eine Projektbesprechung, bei der jeder seine Ergebnisse der letzten Wochen präsentiert und über neue Vorgehensweisen diskutiert wird. Kurz vor Feierabend nochmal Laborarbeit, Sensoren anschließen und Reagenzien auffüllen, damit wieder über die Nacht gemessen werden kann und ich neue Werte für morgen habe.“

Mit ihrer beruflichen Entwicklung ist Stefanie Jahn sehr zufrieden: „Ich bin definitiv dort, wo ich mit dem Studium hin wollte! Ich bin Diplomingenieurin in einer wachsenden Firma, ich arbeite selbstständig und man vertraut meinen Ergebnissen. Meine Arbeit ist spannend und ich lerne nie aus. Ich konnte mir bereits Fachkompetenz erarbeiten und bin für viele Fragen eine Ansprechpartnerin. Ich habe ein gutes Gehalt und es macht jeden Tag aufs Neue Spaß, auf Arbeit zu gehen.“

Andreas Finsterbusch, Absolvent Maschinenbau

Andreas Finsterbusch, Absolvent Maschinenbau

Der Förderkreis Hochschule Mittweida e.V. zeichnete Andreas Finsterbusch 2012 für seine Masterarbeit „Untersuchung von akustischen Grenzflächen mittels Ultraschall-Phased Array-Technik, zur Validierung der Fehlerdetektierbarkeit in Kohlenstofffaser-Verbundstrukturen“ mit dem Carl‑Georg‑Weitzel‑Preis aus. Nach seiner Abschlussarbeit schaffte er den Wechsel in die Wirtschaft über ein Trainee-Programm bei einem international agierenden Stahlproduzenten, der Ilsenburger Grobblech GmbH, einer Tochtergesellschaft der Salzgitter AG.

Warum haben Sie sich für den Studiengang Maschinenbau entschieden?

„In meiner Schulzeit richteten sich meine Interessen besonders auf Themenfelder im technisch‑naturwissenschaftlichen Bereich. Daher entschied ich mich nach meinem Realschulabschluss für ein technisches Fachabitur. Neben dem theoretischen Unterricht sah der Lehrplan ein sechsmonatiges fachrichtungsbezogenes Praktikum in einem selbstgewählten Unternehmen vor. In dieser Zeit kam ich mit der Fertigungs-, Montage- und Konstruktionsabteilung der Maschinenbaufirma, sowie erstmals mit dem Werkstoff Stahl in Berührung. Dieses Praktikum gab letztlich den Ausschlag für meine Entscheidung ein ingenieurwissenschaftliches Studium in Angriff zu nehmen.“

Warum haben Sie in Mittweida studiert?

„Mit dem Fachabitur in der Tasche suchte ich ein Studium mit technischem Hintergrund, welches eine praktische Ausbildung mit theoretischem Wissen zu gleichen Anteilen kombinierte. Zusätzlich wurde ich zum Tag der offenen Hochschultür auf die ‚kurzen Wege‘ zwischen den Gebäuden und Einrichtungen, als auch auf den ‚direkten Draht‘ zu den wissenschaftlichen Mitarbeitern, Professoren und Kommilitonen aufmerksam. Das machte mir meine Entscheidung, in Mittweida zu studieren, umso leichter.“

Was zeichnet das Maschinenbaustudium an der Hochschule Mittweida aus?

„Es ist eine praxisnahe Ausbildung. Die Gliederung in drei Studienschwerpunkte vermittelt einen guten Einblick in das spätere Arbeitsfeld. Die Wahlmöglichkeiten lassen einen, je nach Interessenlage, das Studium gestalten, geben aber gleichzeitig einen Leitfaden zum Studienablauf an die Hand.“

„Ein weiterer Unterschied ist der familiäre Charakter an der HSMW. Den Professoren und Mitarbeitern ist man namentlich bekannt, da die Lehrveranstaltungen vom Professor selbst geführt werden. Durch die geringe Größe der Seminargruppen ist eine individuelle Förderung und das Eingehen auf Fragestellungen stets machbar. Schließlich habe ich auch nach dem Studium, als Absolvent, gute Kontakte zu Professoren und Mitarbeitern der Fakultät Maschinenbau. Diese Bindung zur Fakultät wird während des Studiums u.a. durch jährliche, selbstorganisierte Fakultätsfeste, das Campusfestival oder die Nacht der Wissenschaften gestärkt.“

Welche vor dem Studium erworbenen Qualifikationen haben sich für Sie als nützlich erwiesen?

„Zum einen sollte ein technisches, mathematisches und physikalisches Grundverständnis vorhanden sein. Sicherlich können individuelle Schwächen durch Selbststudium oder mit Hilfe von Kommilitonen (denn man ist ja kein Einzelkämpfer!) ausgeglichen werden. Zum anderen haben mir Praktika bzw. Ferienjobs in verschiedenen Unternehmen weitergeholfen. Nicht nur um das erworbene Wissen in die Praxis umzusetzen, sondern auch um die Vielseitigkeit der Maschinenbaubranche kennen zu lernen.“

Wo arbeiten Sie und wie sieht Ihre Arbeit aus?

Walzgerüst der Ilsenburger Grobblech GmbH

Walzgerüst der Ilsenburger Grobblech GmbH

„Nach Beendigung meines Masterstudiums erfuhr ich, dass eine Stelle als Entwicklungsingenieur im Qualitätswesen bei der Ilsenburger Grobblech GmbH, welche zur Salzgitter AG gehört, zu besetzen ist. Den ersten Kontakt mit diesem Unternehmen hatte ich bereits im Jahr 2008 im Rahmen einer durch die Hochschule organisierten Exkursion. Schon damals war ich von den Dimensionen der eingesetzten Anlagentechnik, wie dem Quartowalzgerüst mit einer Walzkraft von 8000 Tonnen, beeindruckt. Seit Oktober 2012 arbeite ich im Walzwerk der Ilsenburger Grobblech GmbH in der Abteilung ‚Erzeugnisentwicklung und Technologie im Bereich Qualitätswesen‘.“

„Als Trainee erhalte ich durch den Besuch unterschiedlicher Seminare und Exkursionen zum Kennenlernen des Konzerns spannende Informationen. Hierbei geben einem die Kollegen wissenswerte und interessante Einblicke in ihren Abteilungsbereich, wie dem Erzlager, Hochofen, Konverter, den Stranggießanlagen oder den Walzstraßen des Stahlwerkes. Weiteres hilfreiches Wissen wurde mir durch einen betriebsinternen Abteilungsdurchlauf mit dem Verkauf, der Produktionsplanung, Grobblechfertigung und Qualitätssicherung vermittelt. Nebenbei lernt man andere Trainees aus unterschiedlichen Abteilungen und anderen Standorten des Konzerns kennen und knüpft Kontakte.“

„Zu meinem jetzigen Aufgabenbereich zählt die Verfahrens- und Datenanalyse des Walzprozesses hinsichtlich der geforderten Eigenschaften des gewalzten Grobbleches. Im Zuge dieser Untersuchungen führe ich zudem werkstofftechnische Prüfungen, wie Stirnabschreck- und Härteversuche, an Probenkörpern durch und bin zusätzlich in Besprechungen der unterschiedlichen projektorientierten Entwicklungsteams eingebunden.“

„Was ich Ihnen empfehlen würde:

  • Finden Sie frühzeitig ihre Interessensschwerpunkte im Studium heraus und vertiefen Sie diese.
  • Nutzen Sie die Semesterferien für Praktika in unterschiedlichen Unternehmen und Branchen Ihres Studienfaches.
  • Bilden Sie während des Studiums innerhalb der Seminargruppe, Fakultäten, Hochschule und Unternehmen Netzwerke.
  • Bleiben Sie stets neugierig und bilden Sie sich lebenslang weiter.“
Michael Weber, Absolvent Elektrotechnik

Michael Weber, Absolvent Elektrotechnik

Warum haben Sie sich damals für Elektrotechnik in Mittweida entschieden?

„Ich wurde 1987 an der TU Dresden aufgrund zu vieler Bewerber abgelehnt. Mein Vater, damals wissenschaftlicher Oberassistent an der TH Ilmenau, kannte jemanden an der Ingenieurhochschule Mittweida. Dieser Jemand war kein Geringerer als Alt-Kanzler Dr.-Ing. Lothar Otto. Er vermittelte mir ein Vorstellungsgespräch und so konnte ich Dank meiner guten Noten, die für Dresden knapp nicht gereicht hatten, 1989 in Mittweida in der Sektion Mikroelektronik-Elektroniktechnologie anfangen.“

Wie sind Sie zu Lenze Schmidhauser gekommen?

„Nach einem Kurzaufenthalt von einem Jahr bei der Fela AG Thundorf/Schweiz, wechselte ich (im Übrigen immer als Layouter angestellt) zu Baumer Electric Frauenfeld/Schweiz, einer der zehn größten Sensorhersteller Europas. Ich kann mit Recht behaupten, dass rund 65 bis 70 Prozent aller im Zeitraum von 1996 bis 2006 entwickelten Sensoren (optisch, induktiv, Drehgeber, kapazitiv) als Leiterplatte durch meine Finger gegangen sind, u.a. der damalig kleinste optische Sensor im 10er Gehäuse (eine mehrfach gefaltete flexible Leiterplatte). Ein guter Kollege wechselte 2004 zur damaligen Schmidhauser AG (später von Lenze SE/Hameln übernommen) und schaffte es, mich 2006 ‚abzuwerben‘. Ich war der Meinung, im Bereich Sensorik alles gesehen zu haben und mich noch einmal verändern zu wollen. So landete ich im Bereich Leistungselektronik drehzahlveränderbarer elektrischer Antriebe, sogenannte Frequenzumrichter. Ein spannendes Umfeld voller Spannungsklassen, Spannungen, Ströme bis 70 Ampere auf der Leiterplatte und einer immer kompakteren Bauweise.“

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

„Meetings, Meetings, Meetings. Im Ernst? Natürlich nicht. Ein Projekt, d.h. eine Komplett-Entwicklung eines Umrichters oder gar einer ganzen Umrichterfamilie, kann schnell mal zwei Jahre dauern. Notwendig sind auch Ingenieurmuster und Prototypen, sodass man sehr lange an so etwas arbeiten kann. Für das Layout des Leistungsteils eines Frequenzumrichters gehen schnell zwei Monate ins Land, in denen der Layouter immer die Schnittstelle zwischen Entwicklung, Mechanik-Konstruktion, Produktion und Test-Abteilung bildet. D.h., dass man ständig Abklärungen mit allen Beteiligten treffen muss, um Träume und Wünsche in ein fertigbares Produkt umzusetzen, möglichst ohne viele Re-Designs. Dazu waren noch vor nicht allzu langer Zeit viele Reisen nach Hameln nötig. Das wird heute meistens über Videokonferenzen, Telefon und Netviewer abgewickelt, wobei aber der persönliche Kontakt eminent wichtig ist. Man muss die Leute, mit denen man zu tun hat, schon mal gesehen haben und wissen, wie sie so ticken. Kurz gefasst heißt das: Mein Arbeitsalltag besteht aus vielen Gesprächen, konzentriertem Arbeiten am PC, Schemata erstellen, Layouts, Abklärungen technischer Machbarkeiten usw.“

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Vorgesetzten und Kollegen?

„Die Schmidhauser AG pflegt schon immer einen sehr persönlichen, fast familiären Kontakt zueinander. Natürlich gibt es bei uns Hierarchie-Stufen, diese sind aber bewusst sehr flach gehalten und es wird sich grundsätzlich vom CEO bis zum ‚einfachen‘ Mitarbeiter geduzt. Extreme Spitzenleistung mit einem kleinen Team zeitnah und kostensparend zu erzielen, kann sowieso nur mit sehr familiären Strukturen funktionieren. Deshalb wird bei uns sehr viel Wert auf Teamfähigkeit gelegt.“

Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bisher bezeichnen?

„Alles was als Leiterplatte sofort ohne große Probleme läuft und auch noch die EMV-Normen einhält. Im speziellen Baumer electric, 10er Sensor und Lenze, Inverter protec.“

Wem würden Sie einen Job in Ihrer Branche empfehlen?

„Leuten, die an der Zukunft arbeiten möchten, den Blick über den Tellerrand werfen, kommunikativ sind und die den Spruch ‚Geht nicht, gibt‘s nicht.‘ leben.“

Sind Sie heute da, wo Sie als Student hinwollten?

„Definitiv nicht. Und andererseits: Ja. Als studierter Mikroelektroniker sollte ich bei NXP oder in einer Fabrik in Dresden sein. Das haben aus unserer Seminargruppe nur drei geschafft. Deshalb habe ich mich sehr früh in Richtung Layout bewegt. Wobei vor allem bei Miniaturisierungen elektrischer Schaltungen z.B. ChipOnBoard mit Bondverbindungen mir dieses Wissen der Mikroelektronik/Elektroniktechnologie sehr entgegen kam.  Deshalb: Ja.“

Was verbinden Sie heute mit Mittweida?

„Hier habe ich fünf wichtige Jahre meines Lebens verbracht. Ich beobachte sehr aufmerksam, was so passiert, z.B. die News, die neue Turnhalle, neue Studienbereiche und den Hochschulsport.“

Wenn Sie jetzt noch einmal auf Ihr Studium zurückblicken: Gibt es etwas, das Sie anders machen oder worauf Sie besonders achten würden?

Michael Webers Stein auf dem Erinnerungsweg

Michael Webers Stein auf dem Erinnerungsweg

„Nein. Wir hatten eine tolle Zeit. Manchmal etwas im ‚rechtsfreien‘ Raum während des Umbruches, aber als Seminargruppe treffen wir uns heute noch zu großen Teilen jedes Jahr an Auffahrt (Männertag). Das sagt genug über den Zusammenhalt aus, glaube ich. Besonders geschätzt habe ich die sehr familiäre Atmosphäre. Bei 600 Studenten war das ja auch kein Problem.“

Haben Sie einen Tipp, den Sie (künftigen) Studenten mit auf den Weg geben möchten?

„Wichtig ist der Blick über den Tellerrand, das Kennen anderer Disziplinen und Bereiche, das Offensein für Neues und Unerwartetes. Als Einzelner kann man nur Bestehen, wenn man extrem gut ist. Im Team ist es sehr viel leichter als allein.“