Scheidenblütgrases Coleanthus subtilis

Es gibt Pflanzen, die verhalten sich wie Diven, auch wenn ihre Erscheinung ganz und gar nicht diesem Bild entspricht. Sie sind wählerisch in ihren Ansprüchen, und dazu noch ‚wetterfühlig‘, so dass sie nur an ganz besonderen Orten wachsen können. Damit ist schon vorprogrammiert, dass sie von Natur aus selten sind und eines besonderen Schutzes bedürfen.

Die Pflanze, um die es hier geht, ist ein unscheinbares Süßgras, also ganz und gar keine Diva. Und dennoch eine spannende Art. Nun mag man sich fragen, was hat Botanik mit dem Fach Biotechnologie zu tun? Noch dazu, wenn es um Fragen wie die Verbreitung, die Verwandtschaftsbeziehungen oder das Fortpflanzungsverhalten geht? Klingt alles nach den schon etwas angestaubten Zeiten von Darwin oder Linné… Aber, bei der Frage nach der intraspezifischen Verwandtschaft, also der Ähnlichkeit der Individuen zum Beispiel zwischen Populationen, hätten die beiden mit ihren damaligen Möglichkeiten passen müssen. Ganz anders ist das heute in Zeiten der Genanalysen. Und damit kommt die Biotechnologie, genauer gesagt, die Molekularbiologie ins Spiel.

Genau diese Fragestellungen bearbeite ich in meinem Promotionsthema „Phylogeographische und ökologische Untersuchungen zur Verbreitung des Scheidenblütgrases (Coleanthus subtilis (Tratt.) Seidel)“. Damit bildet das Thema eine Verbindung von „klassischer Biologie“ und modernen Analysenverfahren, in denen nicht mehr bzw. nur über Blattbreite, Stängellänge, Anzahl der Pollen etc. der Verwandtschaftsgrad ermittelt wird, sondern die DNA-Muster der Individuen verglichen werden, also der sogenannte genetische Fingerabdruck. Um ehrlich zu sein, ich hätte mir als studierte Ökologin nie träumen lassen, einmal mit einem Sequencer zu arbeiten, also einer Maschine, mit der man DNA „lesen“ kann – natürlich nach entsprechender Vorbereitung.

Zielstellung des Themas ist es herauszufinden, wie die heutigen Populationen voneinander abstammen, um im Idealfall historische Ausbreitungswege rekonstruieren zu können. In Verbindung mit einigen ökologischen Fakten sollen aus den Erkenntnissen geeigneten Schutzmaßnahmen für die Art abgeleitet werden.

Am Anfang musste ich zunächst an die Pflanzen herankommen, um sie analysieren zu können. Das ist – könnte man meinen – viel einfacher, als bei den typischen anderen Lieblingsobjekten der Biotechnologie wie Bakterien, Pilze oder Viren. Die Schwierigkeit bestand aber darin, dass das Scheidenblütgras eine disjunkte Verbreitung hat, also nur punktuell auf der Nordhalbkugel vorkommt. So gibt es in Deutschland Standorte in der Lausitz und an den Bergwerksteichen in der Nähe von Freiberg – von dort kam auch der Anstoß für das Forschungsprojekt. Das ist ja quasi als Wochenendausflug zu machen. Die nächsten Vorkommen liegen in Böhmen, in den Teichgebieten um Budweis, in Frankreich in der Bretagne und in Polen in der Nähe von Breslau. Das war per Auto auch noch ganz gut zu erreichen. Die wichtigsten Vorkommen, weil vermutlich die ursprünglichen und natürlichen Standorte, liegen aber in Sibirien, genauer gesagt an den Flüssen Ob, Irtysch und Amur. Also hieß es Rucksack packen und losfliegen. Leider ging es nicht ganz so einfach, da für Russland zahlreiche bürokratische Hürden zu überwinden und Genehmigungen einzuholen waren. Aber dank moralischer und vor allem finanzieller Unterstützung seitens der Hochschule, der TU Bergakademie Freiberg und des Umweltforschungszentrums in Halle hat es geklappt. Zusammen mit der Botanikerin Dr. Elke Richert aus Freiberg bin ich im August 2011 nach Novosibirsk geflogen und dann mit russischen Botanikern gemeinsam am Ob unterwegs gewesen. Ein großes Abenteuer – grandiose Landschaften im Kontrast zu endlosen Erdöl- und Erdgasfördergebieten und Raffinerien. Und jede Menge ‚meines‘ Grases.

Inzwischen sind die vielen hundert Pflanzenproben aus aller Welt aufgearbeitet und analysiert. Wie so eine DNA-Analyse funktioniert, berichte ich euch beim nächsten Mal. Es liegen nun Unmengen an Rohdaten zur Auswertung vor. Hier kommt übrigens das nächste Fach ins Spiel: die Bioinformatik. Was wird die Auswertung nun ergeben? Unterscheiden sich die Populationen von Russland und Mitteleuropa genetisch? Stammt das Vorkommen in Frankreich etwa von Pflanzen aus Freiberg ab? Es bleibt spannend… Fortsetzung folgt.

Stellt euch vor, ihr schaut eine Fernsehserie und hättet die Möglichkeit, den Verlauf der Handlung aktiv zu beeinflussen. Das funktioniert in unserem Falle allerdings nicht, indem ihr dem Autor eure Vorschläge zuschickt und hofft, dass sie in irgendeiner Weise mit in die Geschichte der Serie einfließen, sondern ihr geht online und spielt die Geschichte einfach so wie ihr wollt.

Genau das ist das Ziel des Gamecast-Systems. Damit werden beim Spielen auch die Emotionen des Spielers mit einer Webcam aufgezeichnet und lassen sich auf dem Charakter sowohl im Spiel als auch in einem 3D-animierten Format abbilden. Daran arbeitet die Forschungsgruppe Gamecast, ein Projekt der Hochschule Mittweida. Durch die Forschung sollen die konventionellen medialen Grenzen aufgelöst und die Medien Animationsfilm und Online-Videospiel miteinander verbunden werden. Es entsteht ein neuartiges System, mit dem 3D-Animationen in Echtzeit produziert und verändert werden können.

Eine Animationsszene mittels herkömmlicher Key-Frame-Technik zu erstellen ist zeitaufwendig, denn dabei muss jede Szene Bild für Bild animiert werden. Neue Techniken, wie Motion-Capturing,  benötigen darüber hinaus meist teure Technik bei der Umsetzung. Die Bewegungen werden hierbei über ein Kamerasystem aufgezeichnet, ausgewertet und können auf ein 3D Model angewendet werden. Zusätzlich fällt ein hoher Aufwand für Nachbearbeitung oder das Umwandeln der aufgenommen Daten an. Dadurch wird die Produktion von Visualisierungen und Animationen extrem teuer.

Im Bereich der Videospiele können Grafiken in Echtzeit berechnet und animiert werden. Deshalb gibt es zunehmend Bestrebungen diese Techniken auch zur Produktion von Animationsfilmen einzusetzen. Die Forschungsgruppe Gamecast forscht seit 3 Jahren im Bereich der Medienkonvergenz, also  der Verbindung von unterschiedlichen Medien, und entwickelt dabei einen Prototyp zur gamebasierten Animation, Bearbeitung und Ausgabe von Szenen. Ziel dieser Forschung ist es ein System zu schaffen, mit dem kostengünstig Animationsszenen (beispielsweise für serielle Formate) sowie Prävisualisierungen von Filmen produziert werden können.

Die Forschungsgruppe hat im Moment um die 50 Mitarbeiter, die meisten von ihnen Studenten, die neben dem Studium praktische Erfahrungen sammeln wollen. Sie arbeiten auf den Gebieten  Programmierung, 3D Modellierung, Animation, Design und Marketing. Wer seine Leidenschaft für Computerspiele und Animationsfilme ebenfalls praktisch anwenden und umsetzen möchte, kann gern Teil des Gamecast Teams werden. Melden kann man sich jederzeit unter office@gamecast-tv.com.

Lieber erst noch mal gucken? Dann schau mal hier: www.gamecast-tv.com/flyer

Zu dem Großprojekt zählen neben dem Laserinstitut der Hochschule auch drei Firmen aus der Umgebung; Laservorm GmbH, ProCon GmbH und die Kühn Email GmbH.

Ziel es ist in einem Zeitraum von drei Jahren neue Technologien zur Erzeugung von Mikrostrukturen und Beschichtungen mit Laserstrahlung und Pulverauftrag zu entwickeln.

Um das Ganze ein wenig zu verdeutlichen, hier ein paar Beispiele der Anwendung: in der Druckindustrie und der Lebensmittelindustrie werden damit Oberflächen optimiert. In der Luftfahrtindustrie dient das Projekt zur Verbesserung von Tragflächen und Turbinenschaufeln. Das Besondere an dem Projekt ist, dass erstmals weltweit spezielle Emaille-Schichten mit dem Laser aufgebracht werden sollen.

Die Fördergelder von über einer Million Euro stammen aus der BMFB-Innovationsoffensive – Neue Länder – Unternehmen Region.

„Für das Laserinstitut ist das Projekt ein weiterer Meilenstein hin zu einer der führenden Einrichtungen bei den Hochrate-Technologien mit Laserstrahlung“, erläutert Robby Ebert, der gemeinsam mit dem Institutsdirektor Prof.  Horst Exner, die Gruppe leitet. „Das Projekt ist nunmehr das Vierte in diese Forschungsrichtung. Es wurde aus der Innoprofile-Nachwuchsforschergruppe geboren“, so Ebert weiter.

Die dort entwickelte Technologie soll im Projekt hohe Produktivität erlangen. Die Firmen haben so die Möglichkeit nach Beendigung der Forschungsphase zeitnah die Ergebnisse in Produkte umzusetzen.

Zusammen mit der TU Chemnitz und der Hochschule Zwickau arbeiten Wissenschaftler unserer Fakultät Maschinenbau über einen Zeitraum von drei Jahren am Projekt „Zukunftsorientierte Kompetenzclusterungs- und generierungsmethoden für Produktionsprozesse klein- und mittelständischer Unternehmen“ kurz: ZKProSachs.

Innerhalb des Projektes ZKproSachs wird nach Lösungen für spezielle Probleme von klein- und mittelständischen Unternehmen geforscht. Diese sind häufig hohem Kosten- und Zeitdruck ausgesetzt und haben eine variantenreiche Produktpalette, deren Teile und Baugruppen häufig in geringer Stückzahl gefertigt werden müssen. Hinzu kommt der zunehmende Fachkräftemangel. Um im Konkurrenzdruck bestehen zu können, ist unter anderem eine optimale Arbeitsplanung und Maschinenbelegung von großer Bedeutung. Hier kommen die Forschung und Ergebnisse des Nachwuchsforscherprojektes ZKProSachs zum Tragen.

Arbeitsplanung made in Mittweida

Das gesamte Forschungsprojekt ZKproSachs teilt sich in fünf Arbeitspakete, von denen der Teilbereich der Arbeitsplanung für ähnliche Bauteile von den Nachwuchsforschern aus Mittweida übernommen wird. Das bedeutet im Speziellen die Entwicklung eines auf technischen Elementen (Feature) basierenden Planungsassistenzsystems sowie die effiziente Aufbereitung und Nutzung von vorhandenem Unternehmens-Know-How.

Entwickelt wird ein Assistenzsystem zur Fertigungsprozessmodellierung auf Featurebasis. Dabei liegt die Sicht nicht wie üblich auf der Funktion des Produkts, sondern auf dem Erstellungzyklus von der Konstruktion bis hin zur Fertigung. Für diese neue Art der Planung existieren 43 definierte Features mittels derer sich jedes beliebige Einzelteil modellieren lässt. Ein solches Feature steht für die Eigenschaften des Objektes, beispielsweise die Abmessungen und Form einer Nut, und ist im Nachhinein änderbar. Diese sogenannten Features existieren als ISO-Norm in dieser Art seit 2006, wurden aber für die Fertigungsplanung noch nicht genutzt.

Ähnlichkeiten der Bauteile verkürzen den Planungsprozess

Für eine durchgängige Nutzung dieses Konzeptes entwickeln die Mittweidaer Forscher ein Planungssystem auf Featurebasis. Der Grundgedanke hierbei ist, dass ähnlichen Teilen ein ähnlicher Fertigungsprozess zu Grunde liegt. Die Ähnlichkeit wird anhand der Features bestimmt, klassifiziert und es werden Teileklassen gebildet. Dadurch wird ein möglichst ähnlicher, bereits vorhandener Arbeitsplan ermittelt. An diesem Arbeitsplan werden nur die Änderungen für die Fertigung des neuen Produkts vorgenommen. Der Fertigungsprozess verschiedener Produkte einer Teilefamilie lässt sich so mit wenig Aufwand planen. Der angepasste Arbeitsplan geht wiederum in das entwickelte wissensbasierte System ein, so dass sich der Pool an vorhandener Planung allein durch dessen Nutzung vergrößert.

Eine weitere Neuerung auf dem Forschungsgebiet ist die Planung der manuellen Montage mittels Virtual Reality. Und auch in der Mitarbeiterqualifizierung kommen zukünftig multimediale Inhalte und Virtual Reality zum Einsatz.

Positive Resonanz aus der Industrie

Die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Hochschulen im Rahmen des Forschungsprojektes ist laut Aussagen unserer Nachwuchsforscher M.Eng. Katharina Müller-Eppendorfer und Dipl.-Ing. (FH) Nico Meißner hervorragend. Die Nachwuchsforscher tauschen bei monatlichen Treffen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus. Hinzu kommt jedes Jahr eine Konferenz, auf der die aktuellen Forschungsergebnisse präsentiert werden. Die Abschlusskonferenz findet in diesem Jahr in Zwickau statt. Laut Prof. Leif Goldhahn, Leiter des Forschungsprojektes in Mittweida, gibt es auch aus der Industrie einen positiven Rücklauf. Sowohl die Nachwuchsforscher als auch die Unternehmen profitieren vom Wissensaustausch, denn das Hauptziel des ESF-geförderten Projektes ist die Qualifizierung von Absolventen für die regionale Wirtschaft.

Derzeit arbeiten auch StudentInnen des Masterstudiums Maschinenbau mit am Projekt. Sie unterstützen die virtuelle Darstellung von Montageabläufen am VR-System und die Tests von Lernbausteinen für die Teilefertigung.

Für StudentenInnen gibt es auch nachfolgend wieder die Möglichkeit mitzuwirken. Gesucht werden vor allem Maschinenbauingenieure, Wirtschaftsingenieure und Informatiker.

Foto: Martina Nolte, Lizenz: Creative Commons CC-by-sa-3.0 de

Biogasanlage © Martina Nolte, Lizenz: Creative Commons CC-by-sa-3.0 de

In einer Biogasanlage arbeiten viele verschiedene Bakterien zusammen um aus einem ihnen zur Verfügung gestellten Substrat ein Gas zu produzieren, das zum Großteil das energiereiche Methan enthält – wie im Erdgas. Das entstandene Gas kann direkt am Ort der Entstehung mit Hilfe sogenannter Blockheizkraftwerke verstromt oder über das Erdgasnetz transportiert werden. Dadurch wird diese umweltfreundlich produzierte Energie fast ohne Verluste transportabel und speicherfähig. Das Substrat besteht zumeist aus Rinder- oder Schweinegülle oder aus nachwachsenden Rohstoffen wie z.B. Mais.

Der biologische Abbauprozess ist jedoch sehr empfindlich und zudem weitestgehend unerforscht. Erst in den letzten Jahren hat man begonnen sich mehr um die biologischen Seite zu kümmern. In meinen Projekt geht es zudem nicht nur um das reine Verständnis der Biogas-Biologie, sondern vielmehr um die Biochemie des Abbaus. Ich bin der Ansicht, dass dieser Aspekt bislang viel zu kurz gekommen ist und der Prozess gezielter gesteuert werden kann, wenn man über die zu Grunde liegenden Abbauwege in Bilde ist. Aus diesem Grund habe ich mir zum Ziel gesetzt herauszufinden, wie man den Prozess optimieren kann – also die Bakterien zu Höchstleistungen anspornt.

Um das herauszubekommen, möchte ich das Metatranskriptom untersuchen. Das Transkriptom beschreibt die Gesamtheit der genetischen Abschriften unter dem Einfluss einer bestimmten Umgebungsbedingung.  Das Meta davor bezieht sich „nur“ auf alle vorhandenen Mikroorganismen in der Biogasanlage. Ich mache also keine Unterschiede um welches Bakterium es sich handelt, denn mich interessiert der Prozess als Ganzes. Dadurch weiß ich dann genau, was die Bakterien so treiben, wenn es besonders kalt oder warm ist, sie viel oder wenig zu futtern haben.

Nebenbei werden auch noch chemische und verfahrenstechnische Parameter wie das Säurelevel oder der Biogasertrag erfasst. Durch die Korrelation dieser Werte mit den biochemischen Parametern erhoffe ich mir dann herauszufinden, was die Bakterien brauchen, um effektiv das Substrat zu Biogas abzubauen. Es wird ebenfalls angestrebt, eine Art Frühwarnsystem zu entwickeln, damit man eine Mangelsituation schnell erkennt und beheben kann. Denn ist eine Biogasanlage einmal aus dem Gleichgewicht, kann es sehr schnell passieren, dass man nichts mehr retten kann. Das heißt: Fermenter abpumpen und neu anfahren. Das hört sich nicht weiter dramatisch an, ist aber mit enormen wirtschaftlichen Einbußen verbunden. Bis die Mikrobiologie sich etabliert hat und gut aufeinander eingespielt ist, können mehrere Monate – ja manchmal sogar bis zu einem Jahr- vergehen. Erst danach kann der Prozess auf Volllast betrieben werden.

Soviel dazu warum ich das alles mache. Wie ich dann an das Metatranskriptom rankomme, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.

Im Projekt wird bis zum 31. Dezember 2014 ein effizientes IT-gestütztes System entwickelt, das es Medienschaffenden ermöglicht, die bislang abgetrennt voneinander stehenden Arbeitsschritte einer medialen Produktion im Rahmen eines einheitlichen Prozesses zu verwirklichen. Das Gesamtziel dieses Vorhabens ist die Vernetzung, Flexibilisierung und Effizienzsteigerung bei der Produktion von Prävisualisierungen und Animationsszenen. Die Forschungsschwerpunkte sind dabei umfassend angelegt. Die Nachwuchsforscher werden unterschiedliche Möglichkeiten des Szenemanagements evaluieren sowie 3D-Technologien und Tools zur Prävisualisierung auf ihre Funktionalitäten hin untersuchen. Auf der Basis dieser Ergebnisse wird das Content Management System gestaltet. Außerdem werden auch verhaltenspsychologische Aspekte der Nutzer und Rezipienten erforscht, um das System dementsprechend anpassen zu können.  Zum Ende des Forschungsprojektes werden sechs exzellent qualifizierte Nachwuchsforscher der sächsischen Wirtschaft zur Verfügung stehen.

Das Forschungsprojekt ist eine weitere Kooperation der Fakultäten Mathematik/Naturwissenschaften/Informatik und Medien und wird von den Professoren Wilfried Schubert, Andreas Ittner und Robert Wierzbicki betreut. Mit einer Förderungshöhe von über einer Million Euro ist dieses Forschungsvorhaben ein weiterer Schritt für die Hochschule, sich als Hochschule für angewandte Wissenschaften zu etablieren und das Forschungsvolumen langfristig zu steigern.

Das Arbeitsgebiet des promovierten Mathematikers und habilitierten Informatikers ist die Diskrete Mathematik – ein noch relativ junges Teilgebiet der Mathematik, welches an der Schnittstelle zur Theoretischen Informatik angesiedelt ist. Hierzu zählen insbesondere die Codierungstheorie und die Kryptologie, die das theoretische Fundament für eine zuverlässige und sichere Datenübertragung im Internet bilden.

Wir haben ihn nach seiner Auszeichnung getroffen und können gut nachvollziehen, wieso der Preis, dessen Nominierungen von Studenten vorgeschlagen wurden, an ihn verliehen wurde.

Was denken Sie, warum haben die Studenten Sie nominiert?

„Sicherlich nicht, weil ich es den Studierenden besonders leicht mache. In meinen Lehrveranstaltungen gibt es jede Woche ein Aufgabenblatt mit sehr anspruchsvollen Aufgaben. Im Masterstudiengang Diskrete und Computerorientierte Mathematik stelle ich vereinzelt sogar Aufgaben, die bisher niemand gelöst hat.“ sagt Prof. Dohmen und betont außerdem, dass die Studenten an ihren Aufgaben wachsen wollen. „Die Studierenden fühlen sich dadurch nicht verschaukelt, sondern sehr ernst genommen. Wer Mathematik studiert, möchte keine dünnen Bretter bohren, sondern die wirklich wichtigen Probleme lösen. Diesem hohen Anspruch der Studierenden versuche ich als Professor gerecht zu werden. Es freut mich, dass meine Bemühungen um ein anspruchsvolles Studium von Seiten der Studierenden durch meine Nominierung für den Helmut-Lindner-Preis in angemessener Weise gewürdigt wurden.“

Was unterscheidet Ihren Unterricht im Gegensatz zu anderen Vorlesungen?

„Ich unterrichte nicht, ich lehre. Das ist vielleicht der Unterschied. Lehrer unterrichten, Professoren lehren. Die Lehre bezieht immer auch den aktuellen Stand der Forschung auf dem jeweiligen Gebiet mit ein.“ Besonders aktuelle und noch nicht gelöste Probleme der Mathematik bringt er in seine Lehre ein und verdeutlicht uns das an einem Beispiel: „Wenn ich meinen Studierenden erkläre, wie man große Zahlen unter Verwendung eines Algorithmus schnell miteinander multipliziert, dann erkläre ich ihnen auch, dass das umgekehrte Problem, nämlich eine natürliche Zahl in ihre Primfaktoren zu zerlegen, noch offen ist – offen in dem Sinne, das niemand hierfür ein schnelles Verfahren kennt. Das ist auch gut so, da die Sicherheit der heute verwendeten Verschlüsselungsverfahren im Internet (z.B. beim Electronic Banking) im Wesentlichen auf der Annahme basiert, dass die Faktorisierung großer Zahlen nicht schnell möglich ist. Das hat aber bisher niemand bewiesen.“

Einer der Studenten, die Prof. Dohmen für den Helmut-Lindner-Preis vorgeschlagen haben, bezeichnet seine Lehre als „stets fordernd und anspruchsvoll, wobei er es jedoch verstand Rücksicht zu nehmen und Einfühlungsvermögen im Hinblick auf die persönlichen Stärken und Schwächen des jeweiligen Studenten zu zeigen.“ Das Preisgeld, das er für seine Auszeichnung erhalten hat, will er unter anderem in Fachliteratur investieren und somit die Qualität und das hohe Niveau seiner Lehre sichern.

Welches Ihrer Forschungsthemen finden Sie am spannendsten? Und können Sie uns mehr darüber erzählen?

„Meine Forschungsthemen liegen an der Schnittstelle zwischen Diskreter Mathematik und Theoretischer Informatik. Nachdem ich lange Zeit auf den Gebieten Kombinatorik und Graphentheorie gearbeitet habe und dabei Anwendungen im Bereich der mathematischen Netzwerkanalyse fokussiert habe, wende ich mich aktuell grundlegenden Fragen der Kryptologie zu. Die Kryptologie ist ein sehr aktuelles und überaus spannendes Teilgebiet der Mathematik, welches vielfältige Anwendungen in Bezug auf eine gesicherte Datenübertragung und digitale Medien besitzt (u.a. Digital Rights Management, Authentifikationsprotokolle, E-Mail-Verschlüsselung, digitale Unterschrift, elektronisches Geld). Wenn Sie mehr wissen möchten, dann besuchen Sie doch einmal meine Vorlesung über Kryptologie. Gäste sind bei mir immer willkommen.“

Was haben Sie vor ihrer Tätigkeit als Professor in Mittweida gemacht?

„Vor meiner Berufung an die Hochschule Mittweida war ich insgesamt zehn Jahre Assistent mit Lehraufgaben an verschiedenen Universitäten, u.a. in Düsseldorf, Berlin und München. An der HU Berlin habe ich die Lehrbefähigung für das Fach Informatik erworben.“

Inwieweit beeinflussen Ihre vorherigen Tätigkeiten Ihre Lehre an der Hochschule Mittweida?

„Ich suche immer die Verbindung zwischen Mathematik und Informatik. Das kommt gerade bei Studierenden der Informatik, Wirtschaftsinformatik und Bioinformatik gut an. Sie lernen Mathematik als anwendungsbezogene Wissenschaft kennen.“

Bleibt bei Ihrem Einsatz für Forschung und Lehre noch Zeit für Hobbies, Freizeit und Familie?

„In der Vorlesungszeit wird es manchmal etwas eng. Dafür haben wir Mathematiker einen großen Vorteil: Wir haben unser Hobby zum Beruf gemacht. Die Interessen meiner Kinder liegen leider in anderen Bereichen. Sie interessieren sich u.a . für Tiere und Fußball.“

Aber das ändert sich vielleicht noch, denn die Leidenschaft für Mathematik bei den Studenten zu entfachen, hat Prof. Dohmen ja auch schon geschafft.

Für alle Neugierigen vorweg: das Preisgeld wird in die Entwicklung von Software investiert und soll mit der Verbesserung von Blended Learning, der Kombination von Präsenzveranstaltungen mit Onlineangeboten, einen guten Nutzen finden.

Auf die Frage, wieso die Studenten gerade ihn nominiert haben, antwortet er mit einem Lächeln auf den Lippen und beteuert, dass alles ohne Bestechung ablief. „Wir geben uns besondere Mühe und legen viel Wert darauf, auch aktuelle Forschungsthemen in die Lehre einzubinden“. Über Zertifizierungen am Hochschuldidaktischen Zentrum Sachsens versucht sich das Mitglied der Senatskommission für Bildung und Qualitätssicherung regelmäßig weiterzubilden, denn pädagogische Fähigkeiten sind für eine Lehrtätigkeit an Hochschulen keine Voraussetzung.

Was seine Lehrveranstaltungen von den Anderen unterscheidet beschreibt er uns anhand von drei Projekten:

Take Off: BioInformatics

Jedes Jahr gibt es ein Tutorenprogramm von Studenten für Studenten. In Blockwochen bzw. Brückenseminaren wie Prof. Labudde sie nennt, werden Studierende nach ihrem Vorwissen in Leistungskategorien eingeteilt und auf eine Wissensebene gebracht, beispielsweise in der Programmierung. Somit ist die Grundlage für erfolgreiche Arbeit gegeben.

Neue Trends in der Bioinformatik

Im Modul „Neue Trends in der Bioinformatik“ recherchieren die Studenten selbstständig in Datenbanken nach aktuellen Veröffentlichungen und Trends der Branche. Nach der Recherche und Ableitung der Trends auf der Grundlage ihrer Bachelorarbeiten,  werden diese von den Studierenden beim Sächsischen Biotechnologie Symposium präsentiert.

Wissens- und Informationsmanagement

Ebenso trug das Projekt Wissens- und Informationsmanagement mit Gründung einer eigenen virtuellen Firma Früchte. In den letzten beiden Jahren waren Labudde und seine Teams Preisträger des SAXEED Ideenwettbewerbs.

Die Studierenden schätzen neben den Einblicken in die neusten Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung vor allem die ständige Erreichbarkeit, den Einsatz und das Verständnis ihres Dozenten.

Prof. Labudde wünscht für  zukünftige Studierende, dass sie besser auf ihren „neuen“ Lebensabschnitt vorbereitet werden. Ihnen soll vermittelt werden, was sie im Studium erwartet, z.B. welchen Nutzen ein Seminar hat oder wie das Selbststudium am effektivsten ist. Auch die verschiedenen Lerntypen sollten abgeholt werden und nach ihren Bedürfnissen individueller betreut werden.

Ein Professor mit Vorbildfunktion, nicht nur für Studenten.