Forensik auf Schottisch8.30 Uhr geht mein Flug von Dresden, über Düsseldorf und London nach Glasgow. Nach ersten Verständigungsproblemen geht es auf der linken Spur weiter mit dem Taxi nach Hamilton. Eine kurze Nacht später treffe ich auf meine „flatmates“ in der „hall of residence“. Zu meiner Überraschung bin ich in keiner reinen „exchange student“ – WG gelandet und ab jetzt gezwungen Englisch zu reden und zu denken.

 

Erste Experimente

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Forensische Analysen von Amphetaminen, Opiaten und LSD

Im Bewerbungsverfahren für mein ERASMUS Auslandssemester habe ich mich für zwei Trimester „Applied Bioscience with Forensic Investigation“ entschieden. In meiner ersten offiziellen Stunde „Forensic Analytical Techniques“ geht es gleich ins Labor. Meine sehr englische Laborpartnerin und ich sollen Drogen mit verschiedenen bekannten Indikatoren nachweisen. In jedem Reagenz erwartet uns eine andere Reaktion. Der Versuch war einfach und zu gleich faszinierend.

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Biotechnologisches Labor an der UWS – Hamilton Campus

Bei einem Betreuungsschlüssel von 16 Studenten auf einen Professor entstehen aber auch leicht Fehler, die unbemerkt bleiben. Da lernt man die Versuche mit Dozentennähe an der Hochschule Mittweida zu schätzen. Meine „class“ an der University of the West of Scotland ist sehr nett und wie in Mittweida sind mehr weibliche Forensiker am Werk als männliche.

Die „staffs“ schaffen es in zwei Stunden mit Pausen fünf verschiedene Themen mit je 30 Folien Präsentation vorzustellen. Diesen „lectures“ zu folgen, fällt nicht Englisch sprechenden sehr schwer. Zum Glück gibt es auch „staffs“, die langsam und deutlich sprechen.

ERASMUS-Studentenleben

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Ausflug nach Glencoe – Three Sisters

Jeden Freitag habe ich frei und Zeit für typische „ERASMUS-student“-like Dinge: Party in Glasgow oder in der „union“ in Hamilton, einem Studentenclub, der einfach schon wegen der Anzahl an Pool-Tischen mega ist. Danach geht es ins „pub“ um die Ecke zur Karaoke.

Neben Studieren, „Feiern“ und Englisch Lernen, stehen natürlich auch Ausflüge durch Schottland auf dem Plan. Ein Tagestrip nach Glasgow oder St. Andrews organisiert vom „international office“ und der Wochenendtrip zur „Isle of Skye“ sind unvergessliche Erlebnisse. Die Highlands und die alten Kirchen sind einfach nur ein Traum für Naturliebhaber. Nach der ersten Woche hier kann ich bereits eins sagen: Es ist ein Abenteuer fürs Leben!

 

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Schloss Eilean Donan Castle, bekannt aus dem James Bond Film „The World is Not Enough“

Linda PabstLinda Pabst, Studentin im Masterstudiengang „Physikalische Technik“, zieht es ebenfalls in die Ferne. Ab September wird sie für vier Monate nach Liverpool gehen und dort ihre Masterarbeit schreiben. Neben Fußballvereinen, wie dem FC Liverpool und einer Musikszene, die vor allem durch die Beatles geprägt wurde, ist die englische Stadt auch bekannt für ihre Universität mit dem Laserinstitut Lairdside Laser Engineering Centre.

Somit fiel die Wahl nicht ohne Grund auf Liverpool. Das Laserinstitut der Hochschule Mittweida, an dem Linda neben ihrem Studium arbeitet, verfügt über gute Beziehungen zur University of Liverpool und vermittelte ihr die Abschlussarbeit. In dem internationalen Forschungsinstitut in Großbritannien möchte Linda nun ihre Masterarbeit zum Thema „Dynamic Polarisation Control for improved Femtosecond laser-materials Micro-structuring“ verfassen. Dabei wird sie unter anderem die Erzeugung von bestimmten Oberflächenstrukturen durch die schnelle Änderung der Polarisation des Laserstrahls untersuchen.

Engagement zahlt sich aus

Im Laserinstitut der Hochschule Mittweida ist die 24-jährige seit 2010 angestellt. Bereits während ihres Bachelorstudiums arbeitete sie dort an verschiedenen Forschungsprojekten mit. „In der Vorlesung Lasertechnik wurde damals direkt darauf hingewiesen, dass für die Studenten die Möglichkeit besteht am Laserinstitut zu arbeiten“, erinnert sich Linda. Nun, unmittelbar vor dem Auslandsaufenthalt, blickt die Thüringerin voller Erwartungen auf die kommenden Monate. Neben Erfahrungen in einem internationalen Forschungslabor, freut sie sich vor allem darauf Land und Leute kennenzulernen und ihre Englischkenntnisse zu verbessern. Bei guten Forschungsergebnissen besteht darüber hinaus die Möglichkeit diese in einer Fachzeitschrift zu veröffentlichen.

Aller Anfang ist schwer

Um die vier Monate in Großbritannien zu finanzieren, hat sich Linda für ein Erasmus-Stipendium beworben, welches Studienaufenthalte in Europa unterstützt. Doch bis zum endgültigen Start ist noch einiges zu erledigen. „Es gestaltet sich alles ein wenig schwieriger als erwartet. Da sind zum Einen Probleme bei der Ausstellung eines internationalen Studentenausweises und zum Anderen bei der Wohnungssuche. Dann fehlen wiederum einzelne Unterlagen aus England“, bemängelt Linda. Doch am Ende der Bemühungen steht ein Auslandsabenteuer, für welches sie diese Startschwierigkeiten gern in Kauf nimmt.

raika_heidemann_finnland_01Endlich mal raus aus Deutschland und etwas Neues sehen und erleben. Das war der Hauptgedanke von Raika Heidemann, als sie sich für ein Auslandssemester in Jyväskylä, Finnland entschied. „Es gibt keine bessere Erfahrung, als für eine längere Zeit in einem anderen Land zu leben. Man lernt selten so viel über andere Länder und Kulturen, wie bei einem Studentenaustausch. Denn dort bist du nicht der oder die einzige, sondern oft sind dort noch hundert weitere Studenten aus der ganzen Welt. Solange du nicht mit Scheuklappen umher läufst und dich im Studentenwohnheim einschließt, wirst du auch alle kennen lernen“, berichtet die Medienstudentin über ihre Erfahrungen im Ausland.

„Das spannendste meines Auslandssemesters war die finnische Mentalität kennenzulernen. Finnen haben grundlegend einen anderen Charakter als Mitteleuropäer. Sie reden nicht viel, sind aber äußerst zuvorkommend und freundlich. Wo sonst sagt man dem Busfahrer beim Aussteigen schon ‚Danke‘? Außerdem habe ich mit meinen Kommilitonen die Zeit genutzt, um andere Länder und Städte zu bereisen – was man in einem Austauschsemester alles erlebt, ist schon beeindruckend. Da helfen natürlich die Studentenvereinigungen (national oder regional) mit günstigen Reisen nach. Geht man in ein anderes Land, nimmt man alles anders wahr und wird auferksamer. Alles wird wieder interessant“, erzählt Raika.

Das ERASMUS-Programm

raika_heidemann_finnland_02Neben der Förderung von Auslandspraktika ist das ERASMUS-Programm vor allem dafür bekannt, Studenten bei ihrem Auslandsstudium innerhalb Europas zu unterstützen. Das passiert einerseits dadurch, dass das Aufnahmeverfahren sehr einfach ist und sich alle Hochschulen und Universitäten mit der Universitätscharta verpflichten die darin festgelegten Mindestanforderungen und Grundsätze einzuhalten. Dazu gehört zum Beispiel die volle Anerkennung aller Prüfungsleistungen, die ein Student während seines Auslandssemesters ablegt.

Anderseits bekommen die Studenten ein Stipendium, das sie finanziell unterstützt. Es gilt als ein Zuschuss, der die entstehenden Mehrkosten, wie Umzug- und Reisekosten sowie erhöhte Lebenshaltungskosten, ausgleichen soll. Wie hoch dieser ist, ist von Jahr zu Jahr und zwischen den Hochschulen unterschiedlich.

Das Budget des ERASMUS-Programms wird unterschiedlich auf die Hochschulen verteilt. Es ist abhängig davon, wie viele Studenten im Vorjahr an dem Austauschprogramm teilnahmen. Je mehr Studenten einer Hochschule dieses Jahr über ERASMUS ins Ausland gehen, umso größer ist die finanzielle Förderung, die die Hochschule im nächsten Jahr erhält.

„Als ich im Wintersemester 2011 nach Finnland ging, betrug meine Förderung rund 180 Euro im Monat. Wie viel man als Student insgesamt erhält, ist abhängig von der Dauer des Auslandsaufenthalts. Die Dauer muss außerdem von der Gasthochschule offiziell bestätigt werden. In der Regel wird dabei für die Berechnung auf volle Monate auf- bzw. abgerundet. Auch hierbei werden 80% der gesamten Förderungshöhe zu Beginn des Aufenthalts ausgezahlt und die restlichen 20% nach dem erfolgreichen Abschluss“, beschreibt Raika ihr finanzielle Unterstützung.

Wie komme ich an die Förderung?

raika_heidemann_finnland_03Um diese Förderung zu erhalten, müssen aber bestimmte Kriterien vor dem Auslandsaufenthalt erfüllt werden:

  • Der Student muss die ersten beiden Semester an der Heimathochschule erfolgreich abgeschlossen haben.
  • Der Aufenthalt darf nicht kürzer als 3 Monate und nicht länger als 12 Monate sein, muss aber mindestens die Länge eines Trimester bzw. Semesters der Gasthochschule betragen.
  • Die Gasthochschule bestätigt die Annahme des Studenten für die gesamte Dauer seines Auslandsaufenthalts.
  • Ein Learning Agreement, über die Anerkennung der belegten Kurse und Prüfungsleistungen, muss zwischen der Heimat- und Gasthochschule geschlossen werden.

Nach dem erfolgreichen Abschluss eures Auslandssemesters verpflichtet ihr euch einen kurzen Bericht, über eure Erfahrungen und Erlebnisse zu schreiben. Die Gasthochschule ist dazu verpflichtet euch ein Transcrips of Records, euer Zeugnis, auszustellen.

Übrigens beträgt die maximale ERASMUS-Förderungshöhe 300 Euro im Monat und nimmt damit keinen Einfluss auf das BAföG. Außerdem lohnt es sich für jeden einen Antrag auf Auslands-BAföG zu stellen, denn hierfür sind die Hürden geringer als bei dem Inlands-BAföG und die finanzielle Förderung dementsprechend höher. Niemals wird ein Auslandsaufenthalt einfacher sein als während des Studiums. Besucht also unsere Studentenberaterin Marion Dienerowitz im International Office und lasst euch dort über eure Möglichkeiten für ein Auslandsstudium informieren.

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Henna, ihr Mann Jaakko, Nooa und Mimosa

In Finnland studiert Henna an der Hochschule von Jyväskylä und belegt die Fächer Kommunikation, Grafik Design, Fernsehen und kreatives Schreiben. Seit 2007 ist Sie eingeschrieben. Dass die aus Lahti stammende Studentin etwas länger für ihr Studium gebraucht hat als andere, lässt sich leicht erklären. Innerhalb ihres Studiums bekam Henna zwei Kinder. Nooa wurde 2009 geboren und die kleine Mimosa kam 2010 zur Welt. Ihr Studium wollte ihre Mutter dennoch nicht aufgeben. Doch damit kamen Probleme auf die junge Mutter zu. Ab 2008 wurden ihre Studienfächer nicht mehr angeboten. Somit gab es auch keine Kurse mehr. „Wenn ich jetzt etwas lernen will, dann erarbeite ich mir alles aus Büchern, schreibe eine Prüfung und das war‘s“, erzählt Henna. Die blanke Theorie war und ist ihr jedoch zu wenig. Damit die Finnin sich trotzdem praktisch weiterbilden kann, wagte sie den Schritt in Ausland: „Ich wollte schon immer mal im Ausland leben und eine neue Art zu leben kennen lernen.“

Bye bye Jyväskylä

Doch was, wenn man bereits einen Mann und zwei Kinder hat? Klar: Man nimmt sie einfach mit. So zogen Henna, ihr Mann Jaakko und ihre beiden Kinder bepackt mit vier großen Reisetaschen und fünf kleinen Rucksäcken nach Deutschland. Dass eine Reise von Jyväskylä nach Mittweida kein alltäglicher Trip ist, zeigt schon die Route des kleinen Trosses. Henna erzählt: „Wir sind erstmal nach Helsinki zu meinem Vater gefahren. Dann mit dem Flugzeug nach Oslo. Von Oslo ging es nach Prag, dann mit dem Zug nach Dresden und mit dem Bus von Dresden nach Mittweida.“ Fast fünf Tagen hat die junge Familie gebraucht und eine halbe Europareise hinter sich gebracht, um endlich in Mittweida anzukommen. Inzwischen leben sie in einem Wohnheim auf dem Campus Mittweida und lernen Deutschland mit vielen neuen Eindrücken kennen. Der größte Unterschied zwischen Finnland und Deutschland, den Henna in den vergangenen Wochen erlebt hat, ist das Essen: „Es ist lustig. Viele Dinge, die es hier zu kaufen gibt haben wir in Finnland gar nicht. Zum Beispiel Quark. Das gibt es bei uns nicht.“

Henna sammelt praktische Erfahrungen

Henna sammelt praktische Erfahrungen

Besonders angezogen hat  Henna der große und moderne Fernsehbereich der Hochschule Mittweida. „Ich wollte schon immer im Fernsehen arbeiten. Jetzt habe ich meine Chance ergriffen“, erzählt sie. „Außerdem ist es in Finnland wirklich wichtig, dass man solche Auslandserfahrungen vorweisen kann. So wird man von möglichen Arbeitgebern ganz anders wahrgenommen.“ In Mittweida wird Henna sich im Bereich TV ausleben können, denn sie wird aktiv in verschiedene laufende Projekte der Fakultät Medien einbezogen.

Am Strand | © Patrick Sommer

Am Strand | © Patrick Sommer

Wo genau hast Du in Spanien gelebt?

Das erste Mal außerhalb von Deutschland studierend, habe ich 2012 in Valencia verbracht. Diese wunderschöne, sehr südlich gelegene Stadt strotzt nur von Leben und ihrem ganz eigenem Spirit.

 

 

Hast Du dort ein Auslandssemester oder –praktikum gemacht?

An der Universidad Politecnica de Valencia habe ich im Fachbereich „Ingeneria industrial“, was der Studienrichtung Wirtschaftsingenieurwesen entspricht, studiert. Der Campus ist ein riesen Areal. Ausgestattet mit Geschäften, Tennisplätzen, Fussballfeldern und auch einer Schwimmhalle. Von der Größe fast zu vergleichen mit dem Stadtkern von Mittweida. Diese Universität erfüllt mit ihren Freizeitangeboten, aber auch mit ihrer technischen Ausstattung, alle Erwartungen.

 

Cuenca | © Patrick Sommer

Cuenca | © Patrick Sommer

Wann und wie hast Du diesen Aufenthalt geplant?

Man sollte ein halbes Jahr vorher beginnen seinen Auslandsaufenthalt zu planen, um ausreichend Spielraum zu haben, fehlende Dokumente nachreichen zu können. Unterlagen wie Notenspiegel, Learning Agreement (vom Professor zu unterschreiben), und ein paar Spanischkenntnisse sind erforderlich. Im Vorfeld gibt es genügend Informationsveranstaltungen an der Hochschule zum Schnuppern. In Mittweida haben wir das Glück, das wir eine kleine Hochschule sind und somit das Auslandsamt nicht überlastet ist.

 

Gab es im Vorfeld Probleme bei der Organisation?

So ein Aufenthalt im Ausland klingt kompliziert und nach viel Organisation. Ist es aber nicht! Das Auslandsamt und besonders Marion Dienerowitz haben mir viel geholfen und waren bei Fragen und Problemen immer für mich da. Wir haben ein Super Erasmusprogramm. Wenn du zeitig kommt, kannst du dir so gut wie jeden Ort aussuchen. Freunde von mir, die an anderen Universitäten studieren, beneiden uns.

 

Ausflug ans Wasser | © Patrick Sommer

Ausflug ans Wasser | © Patrick Sommer

Wenn Du zurückschaust, wie war Deine Anfangszeit in Spanien?

Ich kann mich noch gut an den ersten Tag erinnern. Ankommen auf dem riesen Campus, auf der Suche nach dem „International Office“ versuchte ich natürlich nach dem Weg zu fragen. „Donde está la oficina?“ waren die ersten Brocken Spanisch. Ich habe kein Wort verstanden, als der Spanier hektisch probierte mir den Weg zu erklären. Dann suchte ich eine Person mit blonden Haaren, da ich mit den Spaniern schon am Verzweifeln war. Auf Englisch konnte sie mir den Weg erklären.
Auch die Wohnungssuche gestaltete sich äußerst aufregend. Da die älteren Spanier gar kein Englisch konnten, versuchte ich per Telefon nach einer Wohnung zu fragen. Nach erhaltenem Termin zur Besichtigung einer Wohnung mussten teilweise Mimiken und Gestiken herhalten, um auf irgendeine Art und Weise kommunizieren zu können. Nach diesen ersten „Negativ“-Erlebnissen beschloss ich, einen Spanisch Intensivkurs zu absolvieren, der dringend notwendig war.

 

Wie wurdest Du von den Spaniern aufgenommen?

Spanier sind super freundlich, hilfsbereit und offene Menschen. Jedoch sind deren Englischkenntnisse meist nicht so gut, besonders bei den Älteren. Von daher kann sich eine Konversation ohne Spanisch kompliziert gestalten. Aber es ist von dem ganzen „Papierkram“ viel einfacher. Behördengänge gestalten sich als Ausländer nicht so kompliziert wie in Deutschland.

 

Wo hast Du in Spanien gewohnt?

Ich habe nahe der Universität in einer Erasmus WG gelebt. Die Hauptsprache war Englisch. Es ist nicht ratsam mit Deutschen zusammen zu ziehen. Man befindet sich im Ausland um eine Sprache zu lernen. Von daher waren meine Erwartungen Spanisch zu lernen in der ersten WG nicht so groß.
In meiner zweiten Wohnung habe ich mit Spaniern und Franzosen zusammen gelebt. Hier habe ich versucht mich auf Spanisch zu verständigen, wenn jedoch mal ein paar Worte fehlten, wurde wieder auf Englisch gewechselt. Es war ein jonglieren der Sprachen.

 

Wie hast Du Deine Freizeit gestaltet?

Kochabend | © Patrick Sommer

Kochabend | © Patrick Sommer

Neben Sport, Strand und Stadtbummeln, war es normal sich abends bei anderen ausländischen Studenten zu treffen und gemeinsam zu kochen oder in einer Bar den Tag ausklingen lassen. Was gibt es schöneres als ein Bierchen in der Abendwärme zu trinken und dabei auch noch die Sprache zu lernen.

 

Was war rückblickend Dein schönstes Erlebnis?

Es gab viele schöne Erlebnisse, aber die intensivsten waren während der „Fallas“. „Las Fallas“ ist eines der größten Frühlingsfeste in Europa. Eine ganze Woche lang knallt es in jeder Straßenecke. Wenn es um Lautstärke und Effekte geht, sind die Spanier nicht zu übertreffen. In jeder Straße gibt es ein Festzelt und laute Musik und Massen von gut gelaunten Menschen. Man kann sich gar nicht vorstellen, was hier alles möglich ist. In Deutschland würde es so etwas auf Grund der ganzen Schutzmaßnahmen nicht geben.

 

Gab es auch Zeiten, in denen Du am liebsten wieder nach Hause gefahren wärst?

NEEEEIN!!!!

 

Was hat Dich erneut nach Spanien geführt?

Das Gefühl etwas begonnen zu haben und nicht einfach so abbrechen zu wollen. Spanisch ist eine ganz besondere Sprache, die man, nach dem man einmal in diesem Land war, auch in gewisser Sicht und Weise lebt. Ich kann mich mit dem Land, den Leuten und der Sprache identifizieren.

 

Wie bist Du an das Praktikum gekommen?

Formel 1| © Patrick Sommer

Die Arbeitssituation ist momentan nicht die beste in Spanien, von daher habe ich mit Initiativbewerbungen mein Glück versucht. Ich rate zu größeren Unternehmen zu gehen, weil man sonst vielleicht doch mal die spanischen Launen zu spüren bekommt. Nach sicher geglaubtem Praktikumsplatz in Bilbao, kam 3 Wochen vor Beginn eine Absage.
Nun war es schwer Ersatz zu finden. Jedoch konnte ich nach weiteren erfolgreichen Bewerbungsgesprächen zwischen „Bosch“ und „Volkswagen Navarra“ wählen. Mit Spanisch- und Englisch-Kenntnissen hat man es als Deutscher ein bisschen einfacher.

 

Was sind Deine Aufgaben im Praktikum?

Mein Praktikumsplatz befindet sich bei VW in Pamplona in der Abteilung Qualität und Einkauf. Neben Lieferantengesprächen, Planung und Meetings ist auch das Übersetzen ein großer Teil meiner Aufgaben.

 

Welche Förderungen hast Du in Anspruch genommen?

Während meiner Zeit in Valencia hatte ich Erasmus-Studien-Stipendium und nun für das Praktikum in Pamplona ein Erasmus-Praktika-Stipendium. Das Stipendium für Praktika ist wesentlicher höher und beträgt 300 bis 400 Euro im Monat. Also nicht zögern, diese Stipendien werden in Sachsen vergeben und es gibt immer reichlich nicht genutzte Gelder.

 

Sollte, Deiner Meinung nach, jeder eine gewisse Zeit im Ausland verbracht haben?

Ja, Ja, und nochmals JA!!! Ich finde es sollte ein Studienschwerpunkt sein. Es ist eine intensive mit unglaublichen vielen Eindrücken geprägt Zeit. Manch einer erlebt nicht so viel in 10 Jahren. Alles was man vorher an „ Klischees“  hatte, ist vergessen. Toleranz, Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit sind Schlagwörter, mit denen man sich danach beschreiben kann. Denn es ist etwas ganz anderes im Ausland auf sich gestellt zu sein. Nach einem Erasmus-Aufenthalt versteht man sich nicht mehr als Deutscher, sondern als Europäer.

Bienvenue | © Anna Kirchner

Angefangen hatte alles im letzten Sommersemester als sich die Medienstudentin kurzfristig dazu entschloss, ein Auslandssemester in Frankreich zu verbringen. Dabei war es ihr wichtig sich nicht nur auf die französische Sprache zu beschränken, sondern auch ihre Kenntnisse in Englisch zu erweitern. Gesagt, getan. Bei der Suche nach einer passenden Partneruni fiel die Wahl schließlich auf die École Superieure de Commerce de Saint-Étienne.

 

Dann war es soweit

I beg young people to travel | © Anna Kirchner

I beg young people to travel | © Anna Kirchner

Schon waren die Vorbereitungen für den Auslandsaufenthalt in vollem Gange. Neben Frau Dienerowitz vom Auslandsamt, bekam sie Unterstützung von der Gastuniversität, die im Vorfeld alles vorbereitete und bei Fragen jederzeit zur Verfügung stand.

Von September bis Dezember belegte Anna dann Fächer an der englischen Business School. Dabei beschränkte sie sich nicht, wie in Deutschland üblich, auf eine Studienrichtung, sondern schnupperte sowohl in Bachelor- als auch Master-Modulen hinein. Fächer wie Intercultural Management und Science pour le Manager fanden sich auf Annas Stundenplan wieder.

Zusammen ist man weniger allein

Der Vier-Jahreszeiten-Baum | © Anna Kirchner

Ihre Anfangszeit in Frankreich beschreibt Anna rückblickend als spannend. „Ich habe nicht wirklich viel Französisch sprechen können als ich ankam. Es war ein Abenteuer mich kommunikativ zurecht zu finden“, erzählt Anna, „Durch die recht überschaubare Erasmus-Gruppe war ich nie alleine und lernte viel. Wir haben uns gegenseitig viel unterstützt!“

Die Gruppe erwies sich auch als äußerst hilfreich, wenn es um die Freizeitgestaltung ging, denn gemeinsam wurde viel unternommen. Aber auch von den Franzosen wurde Anna von Anfang an sehr herzlich und interessiert aufgenommen. Bei Fragen zum Vorlesungsstoff und Abläufen an der Uni waren sie eine große Hilfe.

 

Das Leben genießen

Lichterfest in Lyon | © Anna Kirchner

Französisches Flair spürt ein Jeder am besten, in dem er durch die französischen Straßen und Gassen flaniert – wo Cafés am Straßenrand mit verführerischen Kreationen locken und französische Worte durch die Luft schweben. So versprüht auch Saint-Étienne seinen ganz eigenen Charme. „Saint-Étienne bietet jede Menge Freizeitmöglichkeiten und Lyon ist als wirklich schöne Stadt auch nicht weit“, beschreibt Anna, „Eines der schönsten Erlebnisse war für mich das Lichterfest in Lyon. Dies findet Anfang Dezember statt. Dabei werden in ganz Lyon werden die historischen Gebäude thematisch mit unzähligen Lightshows beleuchtet. Zudem stehen in nahezu allen Fenstern Kerzen. Es war zwar unbeschreiblich viel los. Aber es hat sich definitiv gelohnt.“

Auslandserfahrungen verändern Menschen

Fête des Lumières à Lyon | © Anna Kirchner

„Für mich war es nicht mein erster längerer Auslandsaufenthalt, aber auch dieses Mal kann ich sagen: es lohnt sich. Man lernt sich auf eine ganz besondere Art neu kennen, kann vielleicht sein Leben mal aus einer anderen Perspektive betrachten und das ist sehr viel Wert“, resümiert Anna.

Gelohnt hat sich in der Tat das ganze Semester für die Medienstudentin. Die Frage, ob es auch schlechte Erfahrungen in Frankreich gab, verneint Anna lachend. So fühlte sie sich doch in Frankreich wie zu Hause und wäre gerne noch länger geblieben. Rückblickend würde sie immer wieder nach Saint-Étienne gehen und kann nur jedem Studenten empfehlen eine gewisse Zeit im Ausland zu verbringen. Allein die ganzen Erlebnisse und die Chance sollte niemand versäumen.