Peter Großöhme, Absolvent Informatik

Peter Großöhme, Absolvent Informatik

Herr Großöhme, warum haben Sie sich damals für ein Informatikstudium in Mittweida entschieden?

„Während meiner IT-Berufsausbildung hatte ich einige Lehrer, die bereits in Mittweida studiert und mir ein Informatik-Studium empfohlen haben. Zum anderen arbeitet ein ehemaliger Schulfreund meines Vaters als Professor in der Fakultät EIT. Mit ihm konnte ich mich zuvor noch einmal ausführlich unterhalten. Weiterhin genießt die Hochschule Mittweida schon über viele Jahre hinweg einen sehr guten Ruf mit entsprechend langjähriger Tradition im ingenieurwissenschaftlichen Bereich. Beim Tag der offenen Hochschultür hat mich insbesondere die familiäre Atmosphäre und der überschaubare Campus überzeugt. Die Entscheidung in Mittweida zu studieren war genau richtig und ich hätte zu diesem Zeitpunkt keine bessere treffen können.“

Haben Sie bereits neben ihrem Studium Praktika oder andere praktische Erfahrungen sammeln können?

„Informatik wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Das habe ich besonders meinem Vater zu verdanken, der mein Interesse auf diesem Gebiet rechtzeitig erkannte und mich bereits im frühen Alter mit PC-Technik versorgte. Das war zu dieser Zeit gar nicht so einfach und vor allem sehr teuer. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Desktop-PC, ein Intel 286er mit zehn MHz und S/W-Bildschirm sowie MS-DOS 5.0 als Betriebssystem – das dürfte etwa im Jahr 1990 gewesen sein. Später war ich dann zur Berufsausbildung einen Monat über einen IT-Dienstleister zum Praktikum im IT-Support beim Landratsamt Mittlerer Erzgebirgskreis vor Ort. Fast zeitgleich habe ich im Jahre 2004 mein eigenes IT-Unternehmen gegründet. Tätigkeitsschwerpunkte sind noch heute IT-Administration für Datacenter, Computertechnik, Netzwerk- und Kommunikationstechnik sowie Schulung, Training, Aus- und Weiterbildung. Damit war letztendlich die Basis für ein Studium geschaffen und als positiver Nebeneffekt auch ein guter Nebenverdienst. Selbstverständlich hatte das Studium vor sämtlichen Tätigkeiten Vorrang und stand voll im Fokus. Während meines Studiums habe ich 2008 ein sechsmonatiges Praktikum bei der MEGWARE Computer GmbH absolviert, für die ich auch heute arbeite.“

Wie haben Sie die Wohnsituation in Mittweida empfunden? Wo haben Sie während des Studiums gewohnt?

„Während meiner Studienzeit habe ich unter der Woche auf der Bahnhofstraße in einer WG bei einem Privatvermieter gewohnt. Das Haus hat vier Etagen und auf jeder Etage wohnten maximal sechs Studenten, die sich Küche und Bad teilten. Das hat besser funktioniert, als ich mir das anfangs vorgestellt habe. Allerdings hatte ich auch meistens sehr nette MitbewohnerInnen, zu denen ich teilweise heute noch Kontakt pflege.“

„Ein weiterer Vorteil war, dass sämtliche Zimmer möbliert und auch Kücheneinrichtung etc. bereits vorhanden waren – dadurch musste man keine größeren finanziellen Ausgaben zu Studienbeginn tätigen. Für den Zusammenhalt der Bewohner des gesamten Hauses hat der Vermieter ab und zu Events (z.B. Frühjahrsputz mit anschließendem Grillen oder eine Glühweinfete zum Nikolaus in der Weihnachtszeit) organisiert. Zum Schluss möchte ich noch anfügen, dass es kein Problem war eine bezahlbare Wohnung in Mittweida zu finden und das, obwohl ich sehr spät dran war. Erst hatte ich geplant jeden Tag von meinem Wohnort nach Mittweida und zurück zu fahren (ca. 80 km Wegstrecke), was jedoch auf Dauer sehr stressig geworden wäre und man außerdem das Beste vom Studentenleben verpasst hätte.“

Wie haben Sie die Studienbedingungen empfunden?

„Die Bedingungen in Mittweida waren sehr gut – insbesondere die technischen Geräte, waren in ausreichender Stückzahl vorhanden, so dass jeder individuell arbeiten konnte. Jeder Student hatte z.B. in den Praktika seinen eigenen Arbeitsplatz, was die Voraussetzung für optimale Lernbedingungen ist. Sämtliche Vorlesungssäle, Seminar- und Praktikumsräume waren den Studienfächern entsprechend sehr gut ausgestattet.“

Grossohme_Peter_1Wie haben Sie das Verhältnis zwischen Studenten und Professoren erlebt?

„Das Verhältnis war nicht anonym, sondern sehr familiär. In Mittweida ist man nicht nur eine Matrikelnummer auf dem Papier, sondern die Professoren haben sich sogar nach kurzer Dauer die Namen gemerkt. Das hat mich während des gesamten Studiums zu Höchstleistungen angespornt. Sämtliche Professoren haben sich für die Belange der Studenten interessiert und dies auch bei entsprechend kooperativer Zusammenarbeit honoriert. Die Professoren waren über die gesamte Studienzeit hinweg sehr gut in sämtlichen Fällen (Fragen, Probleme, Hilfestellungen etc.) erreichbar – meist genügte ein kurzer Besuch im Büro. Auch heute noch pflege ich persönlichen Kontakt zu einigen Professoren und freue mich von Zeit zu Zeit immer einmal wieder in Mittweida vorbeizuschauen.“

Wie war der Wechsel vom Studium in die Berufspraxis für Sie?

„Der Wechsel vom Studium in den Beruf war für mich nichts Besonderes, da ich bereits im Vorab viel praktische Erfahrung sammeln konnte. Bevor ich zu meinem derzeitigen Arbeitgeber gewechselt bin, habe ich nach der Studienzeit rund ein Jahr als Dozent / Trainer im Bereich der Fachinformatiker-Ausbildung (Systemintegration / Anwendungsentwicklung)bei einem Bildungsträger in Chemnitz gearbeitet. Rückblickend kann ich sagen, dass dies ein sehr lehrreiches Jahr als Dozent in jeder Hinsicht war. Danach habe ich relativ überraschend ein Angebot der MEGWARE Computer GmbH erhalten. Darüber musste ich erst einmal nachdenken. Zu Beginn 2011 hieß es dann: ‚Neues Jahr – neues Glück.‘ Zunächst habe ich als Freelancer für MEGWARE gearbeitet, was dann jedoch bereits im Juli 2011 in ein festes Arbeitsverhältnis überging.“

Was war die erste Überraschung in Ihrem Job?

„MEGWARE hat fast zeitgleich mit meinem Arbeitsbeginn die Ausschreibung für den schnellsten Supercomputer Österreichs gewonnen. Ein Projekt mit einem Gesamtumfang von rund fünf Millionen Euro und das bisher Größte überhaupt in der gesamten Firmengeschichte. Die geplante Realisierung verschob sich ein wenig nach hinten, so dass zu diesem Zeitpunkt der dafür eingeplante HPC-Ingenieur bereits seinen geplanten Urlaub antrat. Da alle weiteren Kollegen mit anderen Kundenprojekten beschäftigt waren, wurde ich vom Projektmanager für die Inbetriebnahme vor Ort ausgewählt. Mit dem Aufbauteam in Wien war ich somit für die softwareseitige Inbetriebnahme des Vienna Scientific Clusters 2 zuständig. Die größte Herausforderung dabei war jedoch das Clustersystem in die TOP500 zu bekommen – eine Liste der weltweit schnellsten 500 Computer, die jährlich jeweils im Juni zur International Supercomputing Conference und November zur SC erscheint. Das Verfahren ist relativ kompliziert. Im Grunde wird mit einem Testprogramm die Leistung des Rechners festgestellt. Letztendlich ist man unheimlich glücklich und stolz darauf, sobald das erste akzeptable Resultat erreicht ist. Nach den dreiwöchigen LINPACK-Läufen folgte die weitere softwaretechnische Inbetriebnahme. Dabei hatte ich sogar Gelegenheit die Stadt am Wochenende einmal genauer anzuschauen – diesen Luxus hat man auf vielen Dienstreisen nicht sehr oft.“

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

„Wie bereits beschrieben ist mein Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich – das mag ich besonders an meinem Job. Im Normalfall findet man mich aber im Büro in Chemnitz-Röhrsdorf. Von der Firmenzentrale aus bearbeiten wir sämtliche Projekte und leisten auch Remote Support für unsere Kunden im Problemfall. Damit es jedoch nicht langweilig wird, bin ich auch zeitweise unterwegs – zum einen nehme ich die installierten Clustersysteme beim Kunden direkt vor Ort in Betrieb und passe noch verschiedene Dinge an die Betriebsumgebung des jeweiligen Kunden an. Zum anderen habe ich eine Vielzahl von Außenterminen, bei dem ich unseren Vertrieb in technischer Hinsicht unterstützte – also eine Art technische Repräsentanz. Abgerundet wird dies durch Messen, Konferenzen und Schulungen – im November letzten Jahres hatte ich z. B. die Gelegenheit an der SuperComputing Conference in Salt Lake City teilzunehmen, da wir dort mit einem eigenen Messestand vertreten waren.“

Woran arbeiten Sie gerade?Grossoehme_Peter_2

Der High-Performance-Computing Cluster btrzx3 wurde Ende April 2013 an der Universität Bayreuth installiert. Dieser umfasst 426 Compute Nodes bestehend aus 10.224 AMD Opteron 6348 Prozessorkernen mit einer Taktfrequenz von jeweils 2.8 GHz pro Core. Der neue Hochleistungsrechner wurde am 4. Juli 2013 mit einem feierlichen Festakt durch den bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch, offiziell in Betrieb genommen. Das System hat eine theoretische Spitzenleistung von mehr als 114 TeraFLOPS – mit einer LINPACK-Leistung von 97,6 TeraFLOPS (das entspricht 97,6 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde) gehört der HPC-Cluster aktuell zu den leistungsfähigsten Rechnern der Welt und erreicht damit Platz 486 in der TOP500-Liste, die am 17. Juni 2013 zur International Supercomputing Conference in Leipzig erschienen ist. Während meiner zweijährigen Berufstätigkeit bei MEGWARE ist dies bereits der dritte AMD basierende HPC Cluster, den ich erfolgreich in der TOP500 platzieren konnte.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Großöhme. Wir wünschen Ihnen auch weiterhin viel Erfolg.

Hans-Christoph Dziolloß, Absolvent Elektrotechnik

Hans-Christoph Dziolloß, Absolvent Elektrotechnik

„Als erstes eine Anmerkung: Meinen ersten Kontakt mit der Ingenieurschule hatte ich im August 1946. Ich war sieben Jahre alt. Wir waren aus unserer Heimat Schlesien vertrieben worden und gelangten nach einigen Zwischenlagern in den Lichthof vom Hauptgebäude. Dort wurden wir dann auf die Städte und Dörfer des Erzgebirges verteilt.“

13 Jahre später kehrte Hans-Christoph Dziolloß nach Mittweida zurück: „Während der Oberschulzeit (Gymnasium) schwankte ich noch zwischen einem Studium der Chemie oder der Elektrotechnik. Ein Mitschüler überredete mich dann zur Elektrotechnik. Wir beschlossen, uns an der Fachschule für Elektrotechnik Mittweida zu bewerben, da sie unserem Heimatort am nächsten lag und Abiturienten aufgenommen wurden. Wir erhielten eine Absage. Der Grund: An der Schule durften neuerdings nur noch Studenten aufgenommen werden, die eine praktische Ausbildung oder ihren Wehrdienst abgeleistet hatten. Ich erlernte daraufhin den Beruf eines Elektromechanikers im Messgerätewerk Zwönitz – mein Mitschüler ging zur Armee. Von diesem Betrieb wurde ich nach zwei Jahren Lehre zur Ingenieurschule delegiert. Am 06.07.1959 wurde ich zu einem Aufnahmegespräch geladen und erhielt dann am 27.07. die Zulassung zum Studium.“

Schulfunk vom Haus 1 in alle Hörsäle

„An nennenswerte Ereignisse während des Studiums kann ich mich nicht erinnern. Es lief eigentlich alles seinen normalen Gang. Hervorhebenswerte Probleme gab es keine, da auch viele Studierende mit einem Abschluss nach der achten Klasse und Berufsausbildung aufgenommen wurden. Nach jedem Studienjahr mussten die, die noch keinen Armeedienst abgeleistet hatten, für vier Wochen zum Reservistendienst.“

„Spaß gemacht hat vor allem meine Arbeit im Schulfunk. Die Schule besaß damals noch ein kleines Studio im Hauptgebäude mit Lautsprechern in allen Hörsälen. Wir haben hier regelmäßig Sendungen mit schulischen Nachrichten, Informationssendungen zu Theaterbesuchen (es fuhr fast monatlich ein Sonderzug für die Schule nach Karl-Marx-Stadt) u.v.m. produziert und in die Hörsäle übertragen. Besondere Freude bereitete mir die jährlich produzierte ‚Kiste‘. Hier wurden die im Jahr gesammelten Anekdoten, witzige Aussprüche von Dozenten und Studenten und andere erheiternde Ereignisse aufbereitet und zu einer Sendung zusammengestellt. Nicht immer kam das bei allen Dozenten gut an. Da auch bei mir das Geld knapp war, habe ich nach Schulschluss häufig auch beim Stadtfunk im Rathaus gearbeitet.“

„Mich verbindet heute noch viel mit Mittweida, da es schöne Jahre waren, an die ich mich gern erinnere. Das Studium hat gute fachliche Voraussetzungen für den Einstieg in das Berufsleben geschaffen. Ich habe neben meiner Tätigkeit noch 20 Jahre als nebenamtlicher Fachschullehrer Ingenieure an der Außenstelle anfangs der Ingenieurschule Mittweida, später der Ingenieurschule Eisleben, unterrichtet und konnte dabei viel auf meine Studienunterlagen zurückgreifen.“

„Mein Rat: Niemals aufgeben – es findet sich immer eine Lösung.“Dziolloss_2

„Mein Übergang vom Studium zur Praxis war sehr spannend. Es war die Zeit des gerade aufkommenden industriellen Einsatzes von Halbleitern in der DDR. Hier lagen bisher nur wenige Erfahrungen vor. Ich begann meine Tätigkeit als Entwicklungsingenieur im Fernsehgerätewerk Staßfurt.  In den 33 Jahren konnte ich aktiv an der Entwicklung von 13 Generationen von Fernsehgeräten mitarbeiten. 1965 konnte bereits der erste volltransistorisierte Kofferfernsehempfänger entwickelt und auf der Leipziger Messe ausgestellt werden. Die Arbeit bedeutete auch eine hohe Verantwortung jedes Mitarbeiters, da das Fernsehgerätewerk Staßfurt ab 1968 alleiniger Hersteller von Fernsehgeräten in der DDR war und die Produktionsstückzahl sich von 1962 bis 1989 von ca. 120 000 auf ca. 500 000 erhöhte. Näheres dazu ist einer Chronik zu entnehmen, die von den ‚Freunden der Staßfurter Rundfunk- und Fernsehtechnik e.V.‘ in diesem Jahr herausgegeben wird. Ich begann, wie schon geschrieben, 1962 als Entwicklungsingenieur, wurde 1980 Abteilungsleiter in der elektrischen Entwicklung und übernahm 1992 den Gesamtbereich elektrische Entwicklung – das letzte allerdings mit einem Wermutstropfen. Ich musste den Bereich von 50 auf 25 Mitarbeiter reduzieren, was mir verständlicherweise einige schlaflose Nächte bereitete.“

Rückblickend glaubt Hans-Christoph Dziolloß jedoch nicht, dass er heute etwas anders machen würde: „Mein Rat ist, bei Problemen trotz einiger Rückschläge nie aufzugeben. Sprecht mit Kollegen über die Schwierigkeiten. Es findet sich immer eine Lösung, auch wenn man gegebenenfalls von vorn beginnen muss.“

Dr. Rico Böhme, Absolvent Physikalische Technik

Dr. Rico Böhme, Absolvent Physikalische Technik

Dass Rico Böhme studieren wollte, wusste er bereits während seiner Zeit am Gymnasium Rochlitz: „Die Frage war im Prinzip nur: ‚Was?‘. Anderweitige Bewerbungen z.B. für kaufmännische Berufsausbildungen führte ich eher halbherzig und nur zur Beruhigung meiner Eltern durch. Auf dem Gymnasium war ich dank der damals geltenden Regelungen nicht gezwungen, mich entweder naturwissenschaftlich oder sprachlich festlegen zu müssen. Diese Entscheidung war dann erst bei der Wahl meiner Leistungskurse notwendig: Ich entschied mich für Physik und Geschichte. Die Interessen waren aber zum Ende der Schulzeit deutlich zu Gunsten der Physik und der Naturwissenschaften hin verschoben. Für ein Studium hatte ich mir daher nach Ende der Schulzeit drei Rahmenbedingungen gesetzt: Es musste etwas mit Physik zu tun haben, es durfte nicht zu theoretisch sein und es sollte in vernünftiger Nähe zu meinem Heimatort Rochlitz sein. Gerade das sowie die während der Tage der offenen Hochschultür dargestellten Möglichkeiten gaben letztlich den Ausschlag für Mittweida und die Physikalische Technik.“

Promovenden sollten Herausforderungen lieben

Doch Studieren allein reichte Rico Böhme noch nicht aus – ein Doktortitel war sein Ziel: „Der Reiz und die Herausforderung, die hinter dem sehr komplexen Projekt einer Promotion stehen, die Chance auf eine vertiefende Arbeit zu dem von mir selbst gewählten Thema, aber auch die Überzeugung, dass ich es schaffen kann, sprich der eigene Ehrgeiz und der Zuspruch meiner Familie insbesondere meiner Frau, haben mich zur Promotion bewogen. Man darf das nicht unterschätzen: Eine Promotion ist quasi ein Ein-Mann-Projekt, das drei bis vier Jahre dauert, für das man in der Regel komplett eigenverantwortlich und deren einzige planbare Ressource man selbst ist. Neben der eigentlichen bezahlten Arbeit nimmt die Promotion noch einmal mindestens ebenso viel Zeit in Anspruch. Das bedeutet, dass man zum erfolgreichen Finalisieren ein sehr gutes Selbstmanagement sowie zwingend auch die Koordination mit dem persönlichen Umfeld, sprich mit der Familie, schaffen muss.“

„Für Berufseinsteiger bzw. Quereinsteiger aus der Forschung ist die Einstiegshöhe im Maschinenbau oder in verwandten technischen Branchen ohne Promotion meist niedriger bezüglich Position und natürlich Gehalt. Auch später ist eine Promotion nachhaltiger, um das Niveau halten zu können bzw. um sich weiterzuentwickeln. Die Ursache liegt hier wahrscheinlich darin, dass die Dichte an promovierten Ingenieuren oder Naturwissenschaftlern nicht allzu groß ist, was auch die Aufstiegschancen steigert.“

Eine Promotion würde Dr. Böhme all denen empfehlen, die es nicht nur um des Titels willen, sondern auch die oben skizzierten Herausforderungen schätzen und bestehen wollen: „Doktoranden und die, die es werden wollen, müssen sich darüber im Klaren sein, dass persönliche Opfer zu einer Promotion dazu gehören.“

In der Industrie herrscht Zeitdruck

Den Übergang vom Studium in den Beruf hat Rico Böhme fließend erlebt: „Es war kein kompletter Umschwung in den Anforderungen und Randbedingungen: Nach der Diplomarbeit am Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung in Leipzig begann ich meine berufliche Laufbahn als Forschungsingenieur an der Hochschule Mittweida. Durch meine Diplomarbeit war ich es bereits gewohnt, auf einem spezifischen wissenschaftlichen Thema selbständig zu arbeiten. Daher war die projektorientierte Arbeit als Forschungsingenieur keine große Umstellung für mich. Insgesamt gesehen war die Zeit an den Instituten eine sehr gute Vorbereitung für meinen späteren Wechsel in die Industrie. Ich persönlich denke, dass genau diese Ausbildung und die sehr anspruchsvolle Projektarbeit meine gesamte Denkweise, z.B. bei Problemlösungen, entsprechend geprägt hat, was bei einem direkten Berufseintritt in die Industrie mit den dort vorherrschenden Rahmenbedingungen schwieriger gewesen wäre.“

„Während meiner Zeit an den Instituten in Mittweida und Leipzig als Forschungsingenieur und wissenschaftlicher Mitarbeiter erlangte ich sehr gute fachliche und analytische Erfahrungen und Fähigkeiten. Diese konnte ich als Senior Prozessingenieur bei der Firma Roth & Rau AG in Hohenstein-Ernstthal perfekt anwenden und ausbauen.  Was mich beeindruckt hat beim Wechsel von der Forschung in die Industrie, war die Intensität und der Zeitdruck, denen im Prinzip alle Aufgaben im Tagesgeschäft unterliegen.“

„Bei der Firma InnoLas GmbH in Krailling bei München trat ich Anfang 2011 eine neue Herausforderung an und war dort im ersten Jahr verantwortlich für Kundenprojekte sowie den Aufbau einer strategischen Prozessentwicklung. Ich bin somit verantwortlich für die strategische Ausrichtung der Prozess- und Technologieentwicklung der Firma.  Die InnoLas Systems GmbH verkauft Maschinen zur Lasermikrobearbeitung für die Photovoltaik, Mikrosystemtechnik, Mikroelektronik, Glas und Keramik.“

Privatleben und Beruf müssen dennoch im Einklang zueinander stehen

Rico Böhmes Arbeitswoche ist vollgepackt: „Ich sitze montags ab 5:00 Uhr im Zug von Leipzig nach München und arbeite am Laptop bzw. telefoniere, ab 11:30 Uhr bin ich im Büro, 13:00 bis 18:00 Uhr laufen diverse Meetings und das Tagesgeschäft, ab 19:00 Uhr bis 22:00 Uhr bin ich in der Regel im Labor für praktische Arbeiten. Dienstags und mittwochs verfolge ich zehn Stunden lang das Tagesgeschäft am Rechner und Telefon mit Meetings, Projektmanagement, Kundenkontakten, Förderprojekten und Entwicklungsthemen, ab 19:00 Uhr folgen meist Laborarbeiten. Der Donnerstag verläuft ähnlich, ab 16:00 Uhr wird im Zug von München nach Leipzig weitergearbeitet. Freitags bin ich ganztägig im Home Office tätig, um die Woche nachzubereiten. Neben diesem Alltag habe ich aber das Privileg, dass ich auch sehr häufig auf Reisen sein darf. Dies reicht von Koordinationstreffen innerhalb nationaler Forschungsprojekte über Kundenbesuche bis zu mehrwöchigen ‚Feuerwehreinsätzen‘ beim Kunden, sollte es technologische Herausforderungen geben. Da unsere Kunden hauptsächlich in Asien und Amerika sitzen, sind solche Reisen eine sehr interessante und prägende Abwechslung.“

„Aktuell ist mein wichtigstes Ziel, bei guter Gesundheit und gleicher Leistungsfähigkeit zu bleiben und mein eigenes Zeitmanagement weiter zu verbessern, um auch die freien Tage mit der Familie genießen zu können und so die richtige und wichtige Balance zwischen Privatleben und Beruf zu finden.“

„Zu Mittweida habe ich heute verschiedene Anknüpfungspunkte. Ich pflege beruflich und auch persönlich enge Kontakte zum Laserinstitut der Hochschule Mittweida und dem entsprechenden Fachbereich. Das betrifft Forschungsaufträge an das Laserinstitut und Studentenausbildung. Auch zukünftig plane ich, diese Kontakte und die Zusammenarbeit fortzuführen und wenn möglich zu intensivieren.“

Jedes Jahr Klassentreffen

„Ein weiterer, mir persönlich sehr wichtiger Anknüpfungspunkt zu Mittweida ist der 27.12. eines jeden Jahres. Das ist nämlich der jährliche Termin unseres ‚Klassentreffens‘. Es ist seit 2002 zur Tradition geworden, dass sich die Absolventen der PT96 an diesem Tag zum Abendessen treffen. Üblicherweise verbinden wir das Essen mit einem nächtlichen Rundgang über den Campus. Diese Tradition ist besser und effektiver als jedes Social Network: Man verliert sich auch physisch nicht aus den Augen und wir haben es immer geschafft, dass mindestens 60 Prozent der Kommilitonen aus dem Abschlussjahr anwesend sind.“

Dr. Rico Böhme würde jeder Zeit wieder Physikalische Technik in Mittweida studieren: „Ich würde aber mit dem Wissen von heute versuchen, mir nebenbei auch zusätzliche Qualifikationen im Wirtschaftsingenieurwesen, Fremdsprachen sowie Projekt- und Selbstmanagement anzueignen.“

An der Hochschule Mittweida könnt ihr die Spezialisierungsrichtungen Lasertechnik und Photonik im Studiengang Physikalische Technik studieren. Neben dem Studium könnt ihr euch außerdem in Workshops des Career Service Centers zu verschiedenen berufsvorbereitenden Themen weiterbilden oder an Sprachkursen des KOMMIT Kompetenz-Zentrum Mittweida teilnehmen. Außerdem habt ihr die Möglichkeit, verschiedene Weiterbildungsangebote zu besuchen wie z.B. das Studienangebot zum Thema Nachhaltigkeit in gesamtwirtschaftlichen Kreisläufen.

Habt ihr noch Fragen an Dr. Rico Böhme? Dann habt ihr die Möglichkeit ihn kennen zu lernen und ihm alle Fragen rund um sein Studium, die Promotion oder seinen Job persönlich zu stellen: Kommt einfach am 7. Juni ab 19:00 Uhr zur Absolventenlounge ALUMNIUM ins Studio B im Haus 6. Er und viele andere Absolventen der Hochschule Mittweida stellen sich dort euren Fragen und freuen sich auf die Gespräche mit euch.

Christan Rieger, Absolvent Maschinenbau und Industrial Management

Christian Rieger, Absolvent Maschinenbau und Industrial Management

„Anstrengend, aber sehr lehrreich“

Christian Rieger ist erfolgreicher Gründer und Geschäftsführer der SinusPro GmbH in Österreich. Einen Teil seines Fachwissens hat er an der Hochschule Mittweida gesammelt – bei den berufsbegleitenden Studiengängen Maschinenbau (Bachelor of Engineering) und Industrial Management (Master of Science): „Ich hatte schon die österreichische Fachausbildung für Maschinenbau (Höhere Technische Lehranstalt) und wollte mich in diesem Bereich berufsbegleitend weiterbilden, was in Österreich nicht so praktikabel möglich ist“, erklärt Rieger.

Die Hochschule Mittweida hat der Österreicher gezielt ausgewählt: „Ich wusste ja schon vorher, was ich machen wollte und suchte mir dazu dann die passende Hochschule.“ Bereut hat er seine Entscheidung nicht, auch wenn die Doppelbelastung nicht immer einfach war: „Beide Studien waren aufgrund der berufsbegleitenden Durchführung sehr anstrengend, jedoch auch sehr lehrreich, nicht nur in fachlicher Hinsicht.“ Gelohnt haben sich die Anstrengungen auf jeden Fall. 2008 gründete Christian Rieger sein eigenes Ingenieurbüro. Die SinusPro GmbH hat sich auf technische Simulationen spezialisiert und verfügt über zwölf Mitarbeiter. Auch die Verbindungen nach Mittweida sind immer noch präsent: „Ich habe noch einige Freunde in Mittweida und ein paar unserer Kunden stammen aus Chemnitz.“

Vom Ingenieur zum Leiter Marketing

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Christan Prinz, Absolvent Maschinenbau

Einen ähnlichen Weg hat der zweite Österreicher Christian Prinz eingeschlagen. Er übt heute die Position des Leiters des Marketings im Unternehmensbereich Kompressortechnik am Standort Wien des Schweizer Maschinenbaukonzerns HOERBIGER aus. Sein Aufgabengebiet ist breit gefächert: „Von technischen Artikeln in Fachjournalen, über Vorträge bei Konferenzen oder Fachmessen, Budgetplanung bis hin zur Kundenbetreuung von Meinungsführern in der Öl-und-Gas-Industrie um den ganzen Globus.“ Der Konzern beschäftigt 6.700 Mitarbeiter und erwirtschaftet im Jahr rund eine Milliarde Euro Umsatz.

Studiert hat der Österreicher am Techologie Transfer Zentrum Weiz, das den Studiengang Maschinenbau in Kooperation mit der Hochschule Mittweida anbietet. „Das TTZ Weiz war die einzige Fachhochschule in Österreich, bei der sich mein gewünschtes Studium mit meinem Beruf vereinbaren ließ“, sagt Christian Prinz. Vor allem die konkreten Blockveranstaltungen und die gezielten Blockwochen pro Semester kamen seiner reiseintensiven Position als Produktmanager für Kolbenkompressordiagnose- und Schutzsysteme entgegen.

Aus seiner Zeit in Doppelfunktion als Berufstätiger und Student kann Christian Prinz nur positive Erfahrungen ziehen: „Ich konnte meine Ingenieursausbildung in Österreich absolvieren und dennoch voll im Berufsleben stehen. Das gab mir für das Berufsleben entsprechendes Rüstzeug, aber auch die Fähigkeit, mich zu fokussieren und Prioritäten zu setzen.“ Die Studienbedingungen beschreibt er als „hart, aber fair“, da die Professoren sich gut auf die beruflichen Prioritäten einstellten und dementsprechend flexibel waren, was zum Beispiel Anwesenheit oder Prüfungstermine anging.

Christian Prinz arbeitet nach wie vor bei HOERBIGER. Parallel zum Studium konnte er seine Karriere fortsetzen: „Nicht zuletzt hat mir das Studium an der Hochschule Mittweida geholfen aus der Position eines Produktmanagers über eine Gruppenleitungs-Funktion im Bereich Marketing & Kommunikation in meine derzeitige, internationale Führungsposition aufzusteigen.“

Conny Espenhahn, Absolventin Medienmanagement

Cornelia Espenhahn, Absolventin Medienmanagement

Frau Espenhahn, warum haben Sie sich für ein Medienmanagement-Studium in Mittweida entschieden?

Der Weg zu meinem Studium in Mittweida war nicht geradlinig, sondern ergab sich aus mehr oder weniger unvorhergesehenen Begegnungen. Die Richtung Medien hatte ich schon immer auf der Agenda. Nach dem Abitur bewarb ich mich daher beim Radiosender Energy Sachsen in Leipzig als Praktikantin. Ich wurde genommen und war sechs Monate lang in der Produktion von Nachrichten und Rubriken tätig. Ich verstand mich sehr gut mit dem Kollegen, der für die akustischen Verpackungselemente des Senders zuständig war und er ließ mich ihm ein bisschen über die Schulter schauen. Wir kamen ins Reden und er meinte, er habe Medientechnik in Mittweida studiert und sagte: „Ich glaube, das wäre auch etwas für dich!“. Ich komme zwar aus Dresden, aber an Mittweida hatte ich vorher nicht gedacht.

Als ich mich im Internet über den Studiengang informieren wollte, entdeckte ich auch Medienmanagement. Die Übersicht, welche Fächer und Seminare das Studium umfasste, überzeugte mich sofort. Ich dachte: „Das ist doch genau das, was ich machen will!“ Daraufhin bewarb ich mich, musste eine Zugangsaufgabe einschicken, wurde zum Test eingeladen und schließlich angenommen.

Was sollte man Ihrer Meinung nach für das Studium mitbringen?

Auch wenn man zum Studium geht, um sich auf die Berufswelt vorzubereiten, so schadet es nie, wenn man schon ein paar Erfahrungen in der Branche gesammelt hat. Ich für meinen Teil hatte vorher bereits ein Praktikum in einer Werbeagentur absolviert und war in Verbindung mit der Tätigkeit beim Radio auch als selbstständige Promoterin unterwegs gewesen. Sicherlich keine hünenhaften Erfahrungen, aber dennoch hilfreich. Für einige Module des Studiums stellte ich außerdem fest, dass sich mein Physikleistungskurs im Abitur als vorteilhaft erwies. Wenn ich mich da an die Erklärung von Frequenzmodulationen, Akustik und andere techniklastige Fächer erinnere, war ich wirklich froh, dass ich ein paar fundierte Schulkenntnisse mitbrachte und ich im Gegensatz zu vielen anderen mit Mathematik nicht auf Kriegsfuß stand.

Wie haben Sie das Studium selbst empfunden?

Es war sehr prägend. Noch heute erinnere ich mich gern an viele Erlebnisse, die mir diese dreieinhalb Jahre gebracht haben. Einen besonderen Platz nehmen dabei die Swan Lake: Moving Image & Music Awards ein, für den ich 2007 Overall Producerin war. Über ein Jahr haben wir uns in einem Team, das im Kern nur aus zwei Freundinnen und mir bestand, abgearbeitet, um dieses Event auf die Beine zu stellen. Die Tage waren mehr als lang, und es gab einige Hürden zu überwinden, aber ich würde sagen, das war die wertvollste Erfahrung meines gesamten Studiums. Aus der Projektmanagementperspektive und den Praxiserfahrungen, die ich sammeln durfte, war es ein wunderbares Erlebnis. Ich habe sehr vielschichtig gelernt, sowohl Soft Skills als auch Hard Skills trainiert und war mit der freien Wirtschaft in Kontakt, schon allein durch die Sponsorensuche. Aus diesem Projekt habe ich so viel mitgenommen. Es ist sehr schade, dass es 2011 eingestellt wurde.

Einen großen Vorteil des Studiums in Mittweida sehe ich darin, dass es seine Studenten zu eierlegenden Wollmilchsäuen ausbildet. Man hat mit vielen relevanten Inhalten Kontakt und lernt durch die Praxismodule, die Theorie auch in die Praxis zu überführen – gegenüber anderen Universitäten ein echtes Privileg, wie ich später feststellte. Ich bekam zu Beginn meines Jobs viele positive Rückmeldungen im Sinne von: „Du hast zwar kaum Berufserfahrung, kannst aber alles irgendwie handeln.“ Das ist sehr gut bei meinen Arbeitgebern angekommen.

Wenn Sie heute noch einmal studieren müssten, würden Sie wieder diesen Studiengang und die Hochschule Mittweida wählen?

Absolut. Ich würde es jederzeit wieder so machen! Dasselbe Studium und auch nur in Mittweida. Ich kenne Absolventen anderer Universitäten, die ähnliche Fachrichtungen studiert haben, aber längst nicht dieses breite Angebot genießen durften. Mittweida ist nicht nur blanke Theorie und die technische Ausstattung ist unschlagbar. Durch Printpool, Radio und Fernsehstudio hat man alle Möglichkeiten, Medien wirklich zu entdecken. Deswegen sage ich immer noch jedem, Medienmanagement sollte man am besten in Mittweida studieren.

Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?

Im Rahmen des Pflichtpraktikums im Studium hatte ich mich entschieden, in die Werbefilmproduktion zu gehen. Neue Sentimental Film Frankfurt GmbH wollte mich danach auch übernehmen, aber durch die Wirtschaftskrise war das letztendlich nicht mehr möglich. Ich hatte dennoch einen fließenden Übergang, denn genau an dem Tag, an dem ich meine Exmatrikulation in Mittweida abholte, hatte ich mein erstes Telefonat mit Samsung. Zwei Wochen später begann ich in dessen europäischem Hauptquartier meinen ersten Job als Mobile Portal Specialist. Ich war sehr dankbar, dass die Dinge sich so gewendet hatten, weil ich schnell gemerkt hatte, dass mir die Werbefilmproduktion nicht lag. In diesem Job ist man lediglich ausführendes Organ ohne Spielraum für Kreativität und eigene Ideen. Bei Samsung hingegen hatte ich Verantwortlichkeiten mit Freiraum und eigene Aufgabenfelder mit Platz zum Wachsen. Das war im Hinblick auf den intellektuellen Anspruch und das Arbeitsumfeld eine sehr wertvolle Erfahrung für mich.

Davon abgesehen, war der Einstieg in einen international angesehenen Konzern dieser Größe natürlich ein riesiges Geschenk. Ich fand mich zwischen Kollegen aus 14 Nationen wieder und durfte neben den fachlichen Dingen viel über andere Kulturen lernen – allen voran natürlich die koreanische, die mir bis dato völlig fremd war.

C.Espenhahn_2012Wie gestaltet sich Ihre jetzige Arbeit bei mm1 Consulting & Management?

Meine jetzige Tätigkeit ist mit der bei Samsung schwer vergleichbar, weil mm1 ein mittelständisches Unternehmen ist und Samsung ein Weltkonzern. Ich genieße bei mm1 besonders die flachen Hierarchien. Ich kenne hier jeden mit Namen und bei Problemen kann ich diese sofort ansprechen, auch gegenüber den geschäftsführenden Partnern. Man ist in der Lage, direkt etwas zu bewirken und sieht die Früchte seiner Arbeit sehr unmittelbar. Bei einem Großkonzern ist das kaum möglich.

Darüber hinaus bringt die Beratertätigkeit mit sich, dass man in verschiedenen Projekten bei unterschiedlichen Kunden im Einsatz ist. Das ist ein großer Unterschied zu einer normalen Linientätigkeit, bei der man in engeren Leitplanken unterwegs ist. Die Projekte, in denen ich bisher eingesetzt war, waren alle unterschiedlich und auf ihre Weise spannend.

Ich glaube fest, dass man sich nur in der Veränderung weiterentwickeln kann und dafür ist dieser Job ideal. Ich genieße die Herausforderungen, die neue Projekte mit sich bringen. mm1 sorgt zudem dafür, dass jeder Berater seinen Horizont zur Methodenkompetenz für unterschiedlichste Einsatzgebiete kontinuierlich erweitert. Ich bin ein Mensch, der gerne lernt. Und auch, wenn die Tage häufig lang sind, so bin ich doch überzeugt, dass die Zeit gut investiert ist. Bisher ist diese Rechnung für mich sehr gut aufgegangen.

Haben Sie bezüglich des Berufseinstiegs einen Tipp für unsere Studenten?

Zu Samsung und mm1 bin ich jeweils über einen Headhunter gekommen. Ich kann nur allen, die mit dem Studium fertig werden, empfehlen: Legt ein XING- bzw. LinkedIn-Profil an, in das ihr auch ein bisschen Zeit investiert. Beschreibt darin bereits gesammelte Erfahrungen, Fähigkeiten und ein wenig euch selbst, sodass ein rundes Bild entsteht. Häufig gibt es in diesen Profilen nur wenig Platz zur Darstellung der individuellen Persönlichkeit. Ich habe an dieser Stelle gute Erfahrungen mit Zitaten gemacht. Wenn sie zu einem selbst passen, sind sie ein guter Weg, Außenstehenden kurz und prägnant einen Eindruck zu vermitteln, wie man tickt.

Ich werde immer noch regelmäßig von Headhuntern angesprochen und ich denke, man sollte sich die Chance, „gefunden zu werden“ nicht vergeben – insbesondere, wenn sie so einfach vor einem liegt. Auch hier gilt natürlich: Je mehr Aktivitäten ich nennen kann, die ich schon links und rechts beispielsweise neben dem Studium gemacht hat, umso besser.

Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bisher bezeichnen?

Bei Samsung waren das für mich vor allem der Einstieg und mein persönlicher Werdegang. In einem global bekannten, gut angesehenen Unternehmen starten zu können und es innerhalb von zwei Jahren bis zum Junior Manager mit europäischer Verantwortung zu schaffen, ist schon ein Traum.

In meiner Tätigkeit als Beraterin leite ich inzwischen Projekte mit Millionen-Budgets – ebenfalls für bekannte Global Player. Dabei werde ich trotz meiner jungen Jahre ernst genommen und anerkannt und ich denke, dies ist schon ein Erfolg für sich.

Wem würden Sie einen Job in Ihrer Branche empfehlen?

Derjenige sollte auf jeden Fall viel Neugier und Wissensdurst mitbringen. Es ist ein Job für jemanden, der bereit ist, viel zu arbeiten, sich auf neue Themen immer wieder einzustellen und diese begeistert voranzutreiben. Den Finger am Puls der Zeit zu haben gehört dabei ebenso dazu wie die soziale Intelligenz.  Denn immer wieder trifft man auf neue Teams, die mal einfacher und mal komplexer sein können.

Ich denke, ein Wort, das all diese Anforderungen gut zusammenfasst ist „Flexibilität“. Neben der geistigen gehört dazu auch die örtliche Flexibilität. Als Berater ist man dort, wo der Kunde ist und das kann so ziemlich überall sein. Momentan habe ich es glücklicherweise nicht weit: Ich pendle aktuell jeden Montag nach Bonn und am Donnerstag wieder zurück nach Frankfurt. Freitags arbeite ich von zu Hause.

Wie hat sich Ihr Privatleben seit dem Studium verändert?

Während meiner Swan-Lake-Zeit im Studium hatte ich bisweilen einen 16-Stunden-Tag. Ich war danach sehr ausgebrannt. Im Studium hat man immer diese Stimme im Kopf, dass man noch etwas machen könnte. Man ist nie fertig. Bei Samsung war es daher für mich ein Traum, nach ca. zehn Stunden im Büro nach Hause zu gehen und auch wirklich Feierabend zu haben.

In der Beratungsbranche ist es wieder etwas mehr wie im Studium – mehr geht immer. Das liegt vor allem daran, dass man eine Doppelrolle erfüllt: Auf der einen Seite ist da der Kunde, für den man im Projekt tätig ist. Auf der anderen Seite steht das eigene Beratungsunternehmen – in meinem Fall mm1 – für das man ebenfalls Inhalte erarbeitet. Ich versuche darauf zu achten, dass neben all der Arbeit auch genug Platz für Privatleben bleibt. Das gelingt nicht immer, aber im Großen und Ganzen schon. Ein schlauer Kopf hat einmal gesagt: Zeit hat man nie, die muss man sich immer nehmen! Ich denke, das stimmt und für die Dinge, die mir wichtig sind, nehme ich mir die Zeit.

Ich freue mich immer wieder über meine kleine Wohnung in Frankfurt, die ich mir mit voller Inbrunst eingerichtet habe, nachdem ich vor eineinhalb Jahren das Gefühl hatte, der WG-Zeit entwachsen zu sein. Und ich freue mich ebenso über die vielen lieben Menschen, die ich sowohl privat als auch beruflich inzwischen zu meinem Leben zählen darf. Ich bin mit meinem Privatleben aktuell sehr zufrieden, auch wenn ich gegen etwas mehr Freizeit nichts einzuwenden hätte.

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Prof. Dr. Sebastian Dörn, Absolvent Angewandte Mathematik

„Durch eine Informationsveranstaltung an meinem Gymnasium, dem ehemaligen Gellert Gymnasium in Hainichen, bin ich auf ein Studium an der Hochschule Mittweida aufmerksam geworden. Die Hochschule hat in der Region Mittelsachsen durch ihre praxisorientierten Studiengänge einen sehr guten Ruf. Bereits seit meiner Schulzeit war mein Interesse für Mathematik und naturwissenschaftliche Fächer sehr groß. Ich entschloss mich deshalb, ein Studium der Angewandten Mathematik aufzunehmen.“

„Guter Austausch zwischen Professoren und Studenten“

„Die Studienbedingungen an der Hochschule Mittweida waren sehr gut. Die meisten Vorlesungen fanden in kleinen Seminargruppen statt, sodass ein enger Austausch zwischen den Professoren und Studenten stattfand. Die räumliche Ausstattung war sehr zufriedenstellend und auch Computerarbeitsplätze waren reichlich vorhanden. Die Bibliothek ist zwar kleiner als an vielen Universitäten, aber gut ausgestattet. Bei Fragen von Studenten hatten die Mitarbeiter hier immer ein offenes Ohr. Nicht zu vergessen ist die sehr gute Mensa. Ich habe später noch einige Hochschulen und Universitäten kennengelernt. Doch nirgends gab es ein so qualitativ hochwertiges und abwechslungsreiches Mittagessen wie in Mittweida.“

„Durch einen Artikel in Spektrum der Wissenschaft über Quantencomputer bin ich auf das Forschungsgebiet der Quanteninformatik aufmerksam geworden. An Quantum Computing faszinierte mich der breite interdisziplinäre Charakter dieses neuen Forschungsgebiets zwischen Informatik, Mathematik und Physik sowie die enormen Anwendungsmöglichkeiten von Quantenrechnern. Ich habe mir die Grundlagen dieses Gebietes während meiner Studienzeit selbst angeeignet. Durch ein neu eingerichtetes Promotionskolleg an der Universität Ulm bekam ich die Chance, eine Promotion im Institut für Theoretische Informatik in diesem Bereich durchzuführen. Nach dem erfolgreichen Abschluss meiner dreijährigen Dissertation konnte ich nahtlos in das Berufsleben wechseln.“

Von der Hochschule in die Wirtschaft – und wieder zurück

„Vor meiner Tätigkeit als Professor war ich in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Firma Carl Zeiss SMT GmbH, einem international führenden Technologiekonzern im Bereich der Halbleitertechnik, beschäftigt. Zu meinen Hauptaufgaben gehörte hier die Simulation, Optimierung und Modellentwicklung im Bereich von Beleuchtungssystemen für die Lithographieoptik. Das große Interesse an Lehre und Forschung, meine umfangreichen Kenntnisse im Bereich der Mathematik und Informatik sowie die verantwortungsvollen Aufgaben an einer Hochschule waren einige Gründe für meine Bewerbung um die Professur für das Lehrgebiet Mathematik an der Hochschule Furtwangen.“

„Der Arbeitstag eines Professors ist sehr abwechslungsreich. Neben den Grundlagenvorlesungen im Bereich der Ingenieurmathematik für Studierende der Medizintechnik, Fertigungstechnik, Mechatronik und Werkstofftechnik gibt es am Hochschulcampus Tuttlingen den Studiengang Virtual Engineering (Ingenieurmathematik und Simulation), in dem viele interessante mathematische Vorlesungen zu halten sind. Zu Beginn der Tätigkeit als Professor nimmt die sorgfältige Ausarbeitung der Vorlesungsunterlagen für die Studenten sehr viel Zeit in Anspruch. In meinem Fall sind es ca. zehn Vorlesungen, die vorbereitet werden müssen: Analysis, Lineare Algebra, Gewöhnliche Differentialgleichungen, Numerik, Modellbildung und Simulation, Vektoranalysis, Operations Research, Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik, Qualitätssicherung in der Medizintechnik und Ausgewählte Kapitel der Ingenieurmathematik.“

Mathematik-Professoren im Internet

„Am Hochschulcampus Tuttlingen wird eine neue Form der Kooperation zwischen Hochschule, Wirtschaft und Staat vollzogen. Als Praktikumsbeauftragter und Leiter des Praktikantenamtes des Hochschulcampus bin ich hier u.a. für die Betreuung der Studenten im Praxissemester zuständig und oft bei in der Region ansässigen Firmen zu Gast.“

„Eine weitere interessante Aufgabe ist die Zusammenarbeit mit der Abteilung Learning Services des Informations- und Medienzentrums der Hochschule Furtwangen. Hier wurde die Serie LatteMATHEiato entwickelt, bei der in zehn Minuten mathematische Konzepte und Grundlagen erklärt werden. Neben dem Vorlesungsbetrieb, der Betreuung von Studierenden und der Forschung, der ich mich in nächster Zeit wieder verstärkt zuwenden will, gibt es natürlich noch weitere interessante Aufgaben als Professor: Vorlesungen für Schüler am Studieninformationstag, Beratungsgespräche bei Ausbildungsmessen, Durchführung von Vorstellungsgesprächen für Mitarbeiterstellen und vieles mehr.“

Prof. Dr. Sebastian Dörn könnt ihr hier zum Thema Lineare Gleichungen in Aktion erleben. Wer jetzt neugierig geworden ist und mit dem Gedanken spielt Mathematik zu studieren, der findet auf unserer Webseite alle Informationen zum Studiengang Angewandte Mathematik. Wer stattdessen selber Interesse an einer Promotion hat, kann in Mittweida ein kooperatives Promotionsverfahren absolvieren. Alle Infos zum Promotionskolleg findet ihr hier.

Denny Jonies, Absolvent Umwelttechnik

Denny Jonies, Absolvent Umwelttechnik

„Durch meine Eltern wurde ich mit dem Bewusstsein geprägt, dass die Umwelt ein wichtiger Baustein unseres Lebens ist. Bereits im Laufe meiner Abiturzeit habe ich mich in der Umwelt AG des Gymnasiums engagiert. Ursprünglich wollte ich nach dem Abitur die Verpflichtung der Bundeswehr wahrnehmen, wurde jedoch ausgemustert, sodass ich kurzfristig eine alternative Berufsausbildung wählte. Auf Grund meiner langjährigen Tätigkeit als Barkeeper entschied ich mich für eine Ausbildung als Restaurantfachmann, da hier entsprechende Kontakte vorhanden waren und ich mir damit (hoffentlich) später das Studium gut finanzieren konnte.“

15 bis 20 Studenten statt über 100

„Während meiner Lehrzeit habe ich intensiv nach Möglichkeiten eines Studiums mit Umweltfachrichtung gesucht und mich dann 1997 für Umweltchemie in Leipzig entschieden. Das war ein Fehler. Die Studienbedingungen waren dort damals nicht gut. Es gab zum Beispiel keine Bibliotheksbücher zum Ausleihen, alles musste gekauft werden. Dies erkannte ich sehr schnell und wechselte noch in der ersten Studienwoche nach Mittweida, da ich in der Zeitung gelesen hatte, dass trotz früheren Semesterbeginns eine Immatrikulation immer noch möglich war. Einen Tag später war ich in Mittweida in den Studiengang Umwelttechnik eingeschrieben. Bereits in den ersten Tagen merkte ich, dass es im Vergleich zur Uni Leipzig die richtige Entscheidung war. Es spielte keine Rolle, dass ich später dazu gestoßen war. Ich habe trotzdem alle erforderlichen Bücher als Semesterausleihe bekommen. In den Seminaren saßen 15 bis 20 Leute statt über 100 wie in Leipzig, wo teilweise Räume und Sitzplätze bei Weitem nicht ausreichten. Ich war sofort bei Professoren und Dozenten persönlich mit Namen bekannt und nicht nur Einer von Vielen.“

„Durch eine Empfehlung meiner Professorin, Frau Prof. Dr. Radehaus, bin ich während des Studiums zum Forschungszentrum Mittweida e.V. gelangt. Hier absolvierte ich ein Kurzpraktikum, mein Praktikumssemester und meine Diplomarbeit, was bereits dazu führte, dass ich vor dem eigentlichen Abschluss eine Weiterbeschäftigung sicher hatte. Die Arbeit war sehr abwechslungsreich, da man sich sowohl mit Literaturrecherchen und theoretischem Tüfteln als auch mit experimenteller Laborarbeit frei entfalten konnte und durch die Vorgesetzten sehr gut gefördert wurde.“

Doch es kam anders als geplant

„Nach circa einjähriger projektbezogener Anstellung sollte es in Richtung Promotion gehen. Der Projektantrag war umfassend und nachvollziehbar, wurde von der Frauenhofer Forschungsgesellschaft mit sehr gut bewertet und hätte ab Mitte 2003 weitere drei Jahre lang meine berufliche Entwicklung sein können. Leider kam es mal wieder anders: Kurzfristig wurden die Fördermittel gestrichen. Das war eine schwierige Zeit, da einerseits die Arbeit sehr viel Spaß machte, jedoch die Möglichkeiten einer Übernahme des Projektes zu anderen Trägern oder gar zur Hochschule selbst durch Einstellungsstopps an den öffentlichen Einrichtungen nicht möglich war. Nach dem Motto ‚Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.‘ trat ich die Stelle als Projektingenieur für Landwirtschaft und biologische Verfahrenstechnik in einem eher kleineren Ingenieurbüro mit damals vier Ingenieuren in Chemnitz an. Der grundlegende Arbeitsinhalt in Form der Landwirtschaft und dortiger Großbetriebe war mir nicht fremd, obwohl dies nie Thema im Studium war. Ich konnte davon profitieren, dass ich in einer landwirtschaftlichen Familie aufgewachsen bin. Dem entgegen war mir der damals immer stärker wachsende Markt für Biogas sehr gut aus dem Studium und meiner praktischen Tätigkeit bekannt. Dennoch waren die ersten Monate für mich sehr schwer, da es ganztägig um die Anwendung eher trockener Gesetztexte der Umweltgesetzgebung ging. Diese waren zwar Bestandteil des Studiums, ändern sich aber fast quartalsmäßig und sind damals von uns als Studenten eher stiefmütterlich behandelt wurden.“

Unterstützung auf dem Weg zu einer möglichen Promotion

„Dem Geschäftsführer und Inhaber Dr.-Ing. Thomas Krauß dieses kleinen Ingenieurbüros verdanke ich meine weitere berufliche Entwicklung. Er hatte immer ein offenes Ohr für Probleme, Schwierigkeiten wurden gemeinsam ruhig gelöst und meine eigenen Vorstellungen sehr ernst genommen und gefördert. Aus diesem Grund wurde von ihm auch mein Wunsch unterstützt, durch ein berufsbegleitendes Masterstudium die Voraussetzungen einer späteren Promotion zu schaffen, die durch den Abbruch der Tätigkeit in der Forschung und Arbeit in der freien Wirtschaft nicht mehr so einfach war. Neben der finanziellen Unterstützung wurden mir auch zeitliche Freiräume geschaffen, so dass ein berufsbegleitendes Masterstudium über viereinhalb Jahre zum gewünschten Erfolg führte. Die geplante Promotion habe ich jedoch noch nicht begonnen, da mir hierfür momentan durch Familie und Arbeit die Zeit fehlt.“

„Während der letzten Jahre war es mir immer wieder möglich, in den verschiedenen Fachbereichen der Umwelt- und Verfahrenstechnik Weiterbildungen zu besuchen und mich in mehreren Wissensgebieten entsprechend zu qualifizieren. Dies macht die Arbeit absolut abwechslungsreich, ich habe meine Freiheiten und kann eigenständig mit Kunden und Behörden arbeiten. Dies setzt natürlich ein entsprechendes Engagement voraus und ist nicht selbstverständlich.“

Vom Projektleiter zum Geschäftsführer

„Nach knapp drei Jahren der Firmenzugehörigkeit hat mein Chef mir eine Beteiligung an einem neu zu gründenden Ingenieurbüro und die Übernahme der dortigen Geschäftsführertätigkeit angeboten, was ich sehr gern angenommen habe. Dies bedeutet neben meiner weiterhin erforderlichen Tätigkeit als Projektleiter zwar eine Zusatzbelastung, jedoch lerne ich hieraus auch viele Aspekte, die man sonst als Ingenieur eher vernachlässigt. Mein Arbeitstag verläuft fasst immer anders, als ursprünglich geplant. Im Rahmen des Projektmanagements werden verschiedene Meilensteine abgesteckt und Projekte vorangetrieben. Da ich jedoch für eine Vielzahl von Kunden der erste Ansprechpartner bin und auch meine Kollegen auf meine Unterstützung im Lösen fachlicher Probleme zählen, gibt es einfach Tage, an denen die eigene fachliche Projektbearbeitung auf der Strecke bleibt.“

„Unser Ingenieurbüro, Beratende Ingenieure Bau-Anlagen-Umwelttechnik SHN GmbH, das in den letzten Jahren langsam weiter gewachsen ist und mittlerweile 13 Ingenieure und in Summe 19 Mitarbeiter beschäftigt, ist im gesamten Bundesgebiet und auch darüber hinaus tätig. Neben einer Reihe von Umwelt-/Ingenieuren der Bereiche chemische und metallurgische Verfahrenstechnik, Landwirtschaft, biologische Verfahrenstechnik, Landschaftsplanung, Naturschutz und Umweltverträglichkeit sowie Akustik und Schallschutz sind Ingenieure für Fabrikplanung, Energietechnik und Bauingenieurwesen/Brandschutz beschäftigt. Damit ist es uns gegenüber Mitwettbewerbern möglich, in den verschiedensten Branchen Aufträge zu bearbeiten und die konjunkturellen Schwankungen verschiedener Industriebereiche abzufedern.“

„Baum pflanzen, Haus bauen, Sohn zeugen… ein großes Ziel bleibt“

„Neben der guten Verdienstmöglichkeit ist das Beste an meinem Job, dass ich heimatnah in der Region arbeiten kann und somit die familiäre Nähe erhalten geblieben ist sowie die Möglichkeiten der eigenen, freien Entfaltung ohne starre Konzernstrukturen oder festgefahrene Hierarchien. Die Veränderungen im Privatleben sind die vermeintlich ganz normalen Dinge, die sich mit dem älter werden ergeben. Nach der ersten Festanstellung folgte die erste gemeinsame Wohnung mit meiner langjährigen Partnerin. Die Hochzeit ließ dann nicht lange auf sich warten. Es folgten das erste Kind, ein erster Umzug, ein durch die Arbeit meiner Frau bedingter zweiter Umzug mit Haus- und Grundstückskauf sowie das zweite Kind.“

Mit seinem Werdegang ist Denny Jonies zufrieden: „Ich erinnere mich nicht mehr konkret daran, was ich mir vor dem Studium vorgestellt habe. Sicherlich sind immer mal wieder verschiedene Träume im Kopf gewesen. Grundlegend schwirrte aber immer die eigene Verwirklichung in Form von Buch schreiben, Baum pflanzen, Haus bauen und Sohn zeugen in mir herum. Das alles habe ich erreicht. Ich habe bereits zeitig gemerkt, dass es meist anders kommt, als man denkt, aber ich konnte immer allem etwas Positives abgewinnen. Sicherlich gibt es Leute, die noch mehr verdienen oder mehr von der Welt sehen, aber zu welchem Preis? Wenn ich das bisher erreichte mit dem vergleiche, was man mir vielleicht irgendwann mal zugetraut (oder nicht zugetraut) hat, bin ich äußerst zufrieden. Ich muss neben allem Ehrgeiz auch etwas Zufriedenheit behalten.“

„Ein großes Ziel bleibt aber noch: Irgendwann möchte ich noch promovieren.“

Den Studiengang Umwelttechnik gibt es heute in dieser Form leider nicht mehr. Dafür bietet die Hochschule Mittweida heute artverwandte Studiengänge an:

Susann Reichert, Absolventin Medientechnik

Zu ihrem Studium kam Susann Reichert 2004 halb durch Zufall, halb aus Neugier: „Wie viele andere konnte ich mich nach dem Abitur nicht entscheiden, was ich studieren will: Ich hatte ein Zeitungspraktikum gemacht und toll gefunden, aber genauso gut konnte ich mir vorstellen, als Bioinformatiker DNA am Computer auseinander zu nehmen. Auf jeden Fall wollte ich lieber an eine Fachhochschule als an die Uni. ‚Learning by doing‘ war und ist mir wichtiger als trockene Theorie. Mittweida versprach viel Praxiserfahrung – und hat das auch gehalten. Ob das Lokalradio ‚99drei Radio Mittweida‘, die Zeitung ‚Novum‘ oder das Fernsehstudio und die Mediennacht – der Praxisanteil war perfekt. Ich habe außerdem in drei Jahren Studium vier Praktika gemacht und dabei mehr gelernt als in sämtlichen Theorieveranstaltungen zusammen.“

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

„Vom Studium zum Zeitungsvolontariat ging es dann schnell. Andere schuften jahrelang als freie Mitarbeiter, bevor sie mit der Redakteursausbildung beginnen dürfen. Bei mir waren es vier Monate. Das lag zum Teil daran, dass ich schon Erfahrung hatte, zum Teil war es Glück: Eigentlich hatte ich mich bei der ‚Hannoverschen Allgemeinen Zeitung‘ beworben, aber im Vorstellungsgespräch stellte sich heraus, dass die kleinere Tochtergesellschaft, die die Lokalzeitungen im Umland macht, gerade Nachwuchs suchte. Also habe ich bei den Madsack Heimatzeitungen angefangen. Ich war quasi zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“

Für die Festanstellung nach dem Volontariat brauchte es noch einmal etwas Glück: „Mein Volontariat ging Anfang 2010 mitten in der Wirtschaftskrise zu Ende. Die Verlage bauten gerade massiv Stellen ab, und ich wollte mich schon als freie Journalistin selbstständig machen. Der Businessplan war geschrieben, der Gründerzuschuss beantragt. Drei, vier Tage bevor es ernst wurde, gab mir mein Volontariats-Chef die Telefonnummer des Chefredakteurs der Peiner Allgemeinen Zeitung. Der suchte gerade einen Redakteur und hatte die Stelle nicht einmal ausgeschrieben, sondern anscheinend bei Kollegen herumgefragt. Am nächsten Morgen saß ich jedenfalls zum Bewerbungsgespräch in seinem Büro, und am folgenden Montag fing ich an zu arbeiten – nicht freiberuflich, sondern mit einem befristeten Vertrag in der Tasche. Ein Glücksgriff damals, planen kann man so etwas nicht!“

Jeden Tag im Berliner Format

Ein typischer Arbeitstag beginnt für Susann Reichert morgens um 9:30 Uhr: „Im Büro rufe ich E-Mails ab, kurz darauf besprechen wir in der Morgenkonferenz, welche Termine anstehen. So beginnt fast jeder Tag. Ich bin bei unserer kleinen Lokalzeitung für eine Gemeinde mit gut 9000 Einwohnern verantwortlich und berichte über alles, was dort passiert: Etwa wenn ein Kindergarten eröffnet wird, wenn die Sanierung des maroden Kirchturms länger dauert, als geplant, oder wenn Lokalpolitiker über die Hundesteuererhöhung streiten. Jeden Tag fülle ich mit solchen Nachrichten eine Zeitungsseite im ‚Berliner Format‘, also etwas größer als A3. In der Regel ist dort Platz für drei größere Artikel und einige Meldungen am Rand. Nicht alles muss ich selbst schreiben. Ich kann auch freie Mitarbeiter beauftragen oder bekomme ungefragt Artikel per Mail, etwa über den Ausflug vom Kegelclub oder die Feier zum zehnjährigen Bestehen einer Dachdeckerfirma. Solche Beiträge schreiben die Pressewarte der Vereine oder die Firmenchefs als Eigenwerbung, und das meiste wird auch abgedruckt, allerdings kürze ich viel und formuliere um.“

„Heute steht etwas Besonderes an: Der niedersächsische Umweltminister besucht ein Kohlekraftwerk in ‚meiner‘ Gemeinde, es wird über die Energiewende gesprochen, anschließend nimmt sich der Minister sogar noch zehn Minuten Zeit für ein Interview. Dreieinhalb Stunden habe ich Zeit, um den Artikel und das Interview zu Papier zu bringen, Fotos auszusuchen, die unsere Fotografin gemacht hat, und die Seite zu ‚bauen‘ – ich bin auch für das Layout selbst verantwortlich. Der Ministerbesuch füllt nicht die gesamte Seite, also schreibe ich auch ein paar Meldungen, kündige ein Konzert an und einen Vortrag der Landfrauen. Dann ist die Seite endlich fertig und ich muss zum nächsten Termin: Im Ortsrat wird über ein neues Baugebiet gesprochen.“

Ein Job für Überzeugungstäter

Auf die Frage, wem sie einen Job in ihrer Branche empfehlen würde, scherzt Susann Reichert: „Workaholics ohne Freunde und Hobbys. Nein, Spaß beiseite. Aber wer Journalist werden will, muss schon Überzeugungstäter sein und darf keinen Nine-to-five-Job erwarten. Freie Journalisten verdienen in der Regel wenig – gerade bei Lokalzeitungen – und müssen oft kurzfristig einspringen und am Wochenende arbeiten. Auch feste Stellen sind mit vielen unbezahlten Überstunden und Abendterminen verbunden. Aber das ist auch in anderen Berufen so: Anwälten, Ärzten oder Ingenieuren geht es oft nicht anders.“

„Das Tolle an meinem Job ist: Kein Tag ist wie der andere. Ich bestimme zum großen Teil selbst, worüber ich schreibe und was. Außerdem ist die Arbeit sehr abwechslungsreich, da ich nicht nur für die Texte verantwortlich bin, sondern auch für das Layout ‚meiner‘ Zeitungsseite. Oft mache ich auch die Fotos selbst. Als Journalist sollte man unbedingt sorgfältig arbeiten, Stress aushalten und spontan reagieren können: Der Großbrand kurz vor Feierabend ist zwar selten, kommt aber durchaus vor.“

Ihr Privatleben hat sich seit dem Studium extrem verändert: „Ich habe zwar auch im Studium viel gearbeitet – Lokalradio, freie Mitarbeit für Zeitungen, Nebenjobs – aber es blieb immer Zeit zum Feiern. Außerdem waren die Grenzen zwischen ‚Arbeit‘ und ‚Freizeit‘ fließend, das ist heute auch nicht mehr so. Ich stehe fast jeden Tag zur gleichen Zeit auf, arbeite im Schnitt zehn Stunden, dann ist Feierabend. So viel Routine hätte ich mir im Studium nicht vorstellen können. Zum Glück geht das meinen Freunden, die andere Jobs haben, auch so. Im Studium war es außerdem mein Traum, in der Politik-Redaktion einer großen Zeitung zu arbeiten, am liebsten in Berlin. Vielleicht kommt das noch – aber im Moment bin ich mit meiner kleinen Lokalzeitung sehr zufrieden.“