Der Wirtschaftsingenieur ist natürlich kein Ingenieur für Wirtschaft, sondern eher ein wirtschaftlicher Ingenieur. Er soll technischen Sachverstand mitbringen und betriebswirtschaftliche Zusammenhänge kennen. Damit wird er im Unternehmen zur Schnittstelle zwischen der technischen Entwicklungsabteilung und dem kaufmännischen Bereich. Gebraucht wird diese Schnittstelle zum Beispiel, wenn ein neu entwickeltes Produkt in die Serienfertigung übergehen soll.
Hier muss der Wirtschaftsingenieur zum einen die Konstruktionszeichnungen lesen und interpretieren können. Dabei muss er sich mit den Besonderheiten der verwendeten Werkstoffe auskennen. Zum anderen soll er die Produktion aber auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht optimieren und besonders effizient umsetzen. Auch für Kostenkalkulation und Terminplanung im Projekt muss er die notwendigen technischen Hintergründe kennen und über Erfahrungen im Projektmanagement verfügen. Ob es für das Produkt überhaupt ausreichend Kunden gibt, findet er durch Marktanalysen heraus und weiß, mit welchem Marketingkonzept sich der Absatz ankurbeln lässt. Ein echter Allrounder eben.
Die Mischung macht’s
Im echten Leben muss ein Wirtschaftsingenieur diese Aufgaben wahrscheinlich nicht im Alleingang umsetzen, sollte sich aber in allen Bereichen auskennen. Um diese Anforderungen erfüllen zu können, werden im Studium naturwissenschaftliche, technische und betriebswirtschaftliche Grundlagen vermittelt. In den ersten vier Semestern gehören Mathematik, Physik und Informatik genauso dazu wie Marketing, Rechnungswesen, Recht und Steuern. Daneben finden sich Fächer wie Konstruktion und Fertigungstechnik aus dem Bereich des Maschinenbaus sowie Elektrotechnik und Elektronik auf dem Stundenplan, bei denen zudem großer Wert auf die praktische Ausbildung im Labor gelegt wird.
Mit diesem Basiswissen kannst du im Praktikum, im fünften Semester, erste Erfahrungen sammeln und entscheidest dich danach vielleicht für eine der technischen oder betriebswirtschaftlichen Spezialisierungen. „Im sechsten und siebten Semester kann zwischen den Vertiefungen Maschinenbau, Energie- und Technologiemanagement, Operatives Management und Strategisches Management gewählt werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit eine Auswahl aus allen Vertiefungen zu belegen und sich zum Generalisten ausbilden zu lassen“, erklärt Prof. Köbernik, Studiendekan für Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Mittweida.
Kein Auslaufmodell
Das achte Semester steht dann komplett für die Erstellung der Diplomarbeit zur Verfügung. „Im Vergleich zum Bachelorstudium muss bis zum Abschluss zwar länger studiert werden, dafür erhält man aber das Diplom als höherwertigen Abschluss, der in Unternehmen nach wie vor gefragt ist. Außerdem bleibt im Diplomstudiengang mehr Zeit für ein Auslandssemester oder –praktikum, eine Erfahrung, die sich die Studierenden nach Möglichkeit nicht entgehen lassen sollten.“, zeigt Prof. Köbernik die Vorzüge des Diploms auf. „Noch dazu ist unser Studiengang als Diplom akkreditiert und das soll auch in Zukunft so bleiben!“
Wer sich also grundsätzlich für einen technischen Studiengang begeistern kann, wem klassischer Maschinenbau oder Elektrotechnik vielleicht nicht vielseitig genug ist, der findet im Wirtschaftsingenieur eine unschlagbare Kombination der Ingenieursfächer mit wirtschaftlichen Grundlagen und wird als Vermittler zwischen Techniker und Kaufmann zur gefragten Schnittstelle im Unternehmen.