Cornelia Espenhahn, Absolventin Medienmanagement
Frau Espenhahn, warum haben Sie sich für ein Medienmanagement-Studium in Mittweida entschieden?
Der Weg zu meinem Studium in Mittweida war nicht geradlinig, sondern ergab sich aus mehr oder weniger unvorhergesehenen Begegnungen. Die Richtung Medien hatte ich schon immer auf der Agenda. Nach dem Abitur bewarb ich mich daher beim Radiosender Energy Sachsen in Leipzig als Praktikantin. Ich wurde genommen und war sechs Monate lang in der Produktion von Nachrichten und Rubriken tätig. Ich verstand mich sehr gut mit dem Kollegen, der für die akustischen Verpackungselemente des Senders zuständig war und er ließ mich ihm ein bisschen über die Schulter schauen. Wir kamen ins Reden und er meinte, er habe Medientechnik in Mittweida studiert und sagte: „Ich glaube, das wäre auch etwas für dich!“. Ich komme zwar aus Dresden, aber an Mittweida hatte ich vorher nicht gedacht.
Als ich mich im Internet über den Studiengang informieren wollte, entdeckte ich auch Medienmanagement. Die Übersicht, welche Fächer und Seminare das Studium umfasste, überzeugte mich sofort. Ich dachte: „Das ist doch genau das, was ich machen will!“ Daraufhin bewarb ich mich, musste eine Zugangsaufgabe einschicken, wurde zum Test eingeladen und schließlich angenommen.
Was sollte man Ihrer Meinung nach für das Studium mitbringen?
Auch wenn man zum Studium geht, um sich auf die Berufswelt vorzubereiten, so schadet es nie, wenn man schon ein paar Erfahrungen in der Branche gesammelt hat. Ich für meinen Teil hatte vorher bereits ein Praktikum in einer Werbeagentur absolviert und war in Verbindung mit der Tätigkeit beim Radio auch als selbstständige Promoterin unterwegs gewesen. Sicherlich keine hünenhaften Erfahrungen, aber dennoch hilfreich. Für einige Module des Studiums stellte ich außerdem fest, dass sich mein Physikleistungskurs im Abitur als vorteilhaft erwies. Wenn ich mich da an die Erklärung von Frequenzmodulationen, Akustik und andere techniklastige Fächer erinnere, war ich wirklich froh, dass ich ein paar fundierte Schulkenntnisse mitbrachte und ich im Gegensatz zu vielen anderen mit Mathematik nicht auf Kriegsfuß stand.
Wie haben Sie das Studium selbst empfunden?
Es war sehr prägend. Noch heute erinnere ich mich gern an viele Erlebnisse, die mir diese dreieinhalb Jahre gebracht haben. Einen besonderen Platz nehmen dabei die Swan Lake: Moving Image & Music Awards ein, für den ich 2007 Overall Producerin war. Über ein Jahr haben wir uns in einem Team, das im Kern nur aus zwei Freundinnen und mir bestand, abgearbeitet, um dieses Event auf die Beine zu stellen. Die Tage waren mehr als lang, und es gab einige Hürden zu überwinden, aber ich würde sagen, das war die wertvollste Erfahrung meines gesamten Studiums. Aus der Projektmanagementperspektive und den Praxiserfahrungen, die ich sammeln durfte, war es ein wunderbares Erlebnis. Ich habe sehr vielschichtig gelernt, sowohl Soft Skills als auch Hard Skills trainiert und war mit der freien Wirtschaft in Kontakt, schon allein durch die Sponsorensuche. Aus diesem Projekt habe ich so viel mitgenommen. Es ist sehr schade, dass es 2011 eingestellt wurde.
Einen großen Vorteil des Studiums in Mittweida sehe ich darin, dass es seine Studenten zu eierlegenden Wollmilchsäuen ausbildet. Man hat mit vielen relevanten Inhalten Kontakt und lernt durch die Praxismodule, die Theorie auch in die Praxis zu überführen – gegenüber anderen Universitäten ein echtes Privileg, wie ich später feststellte. Ich bekam zu Beginn meines Jobs viele positive Rückmeldungen im Sinne von: „Du hast zwar kaum Berufserfahrung, kannst aber alles irgendwie handeln.“ Das ist sehr gut bei meinen Arbeitgebern angekommen.
Wenn Sie heute noch einmal studieren müssten, würden Sie wieder diesen Studiengang und die Hochschule Mittweida wählen?
Absolut. Ich würde es jederzeit wieder so machen! Dasselbe Studium und auch nur in Mittweida. Ich kenne Absolventen anderer Universitäten, die ähnliche Fachrichtungen studiert haben, aber längst nicht dieses breite Angebot genießen durften. Mittweida ist nicht nur blanke Theorie und die technische Ausstattung ist unschlagbar. Durch Printpool, Radio und Fernsehstudio hat man alle Möglichkeiten, Medien wirklich zu entdecken. Deswegen sage ich immer noch jedem, Medienmanagement sollte man am besten in Mittweida studieren.
Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?
Im Rahmen des Pflichtpraktikums im Studium hatte ich mich entschieden, in die Werbefilmproduktion zu gehen. Neue Sentimental Film Frankfurt GmbH wollte mich danach auch übernehmen, aber durch die Wirtschaftskrise war das letztendlich nicht mehr möglich. Ich hatte dennoch einen fließenden Übergang, denn genau an dem Tag, an dem ich meine Exmatrikulation in Mittweida abholte, hatte ich mein erstes Telefonat mit Samsung. Zwei Wochen später begann ich in dessen europäischem Hauptquartier meinen ersten Job als Mobile Portal Specialist. Ich war sehr dankbar, dass die Dinge sich so gewendet hatten, weil ich schnell gemerkt hatte, dass mir die Werbefilmproduktion nicht lag. In diesem Job ist man lediglich ausführendes Organ ohne Spielraum für Kreativität und eigene Ideen. Bei Samsung hingegen hatte ich Verantwortlichkeiten mit Freiraum und eigene Aufgabenfelder mit Platz zum Wachsen. Das war im Hinblick auf den intellektuellen Anspruch und das Arbeitsumfeld eine sehr wertvolle Erfahrung für mich.
Davon abgesehen, war der Einstieg in einen international angesehenen Konzern dieser Größe natürlich ein riesiges Geschenk. Ich fand mich zwischen Kollegen aus 14 Nationen wieder und durfte neben den fachlichen Dingen viel über andere Kulturen lernen – allen voran natürlich die koreanische, die mir bis dato völlig fremd war.
Meine jetzige Tätigkeit ist mit der bei Samsung schwer vergleichbar, weil mm1 ein mittelständisches Unternehmen ist und Samsung ein Weltkonzern. Ich genieße bei mm1 besonders die flachen Hierarchien. Ich kenne hier jeden mit Namen und bei Problemen kann ich diese sofort ansprechen, auch gegenüber den geschäftsführenden Partnern. Man ist in der Lage, direkt etwas zu bewirken und sieht die Früchte seiner Arbeit sehr unmittelbar. Bei einem Großkonzern ist das kaum möglich.
Darüber hinaus bringt die Beratertätigkeit mit sich, dass man in verschiedenen Projekten bei unterschiedlichen Kunden im Einsatz ist. Das ist ein großer Unterschied zu einer normalen Linientätigkeit, bei der man in engeren Leitplanken unterwegs ist. Die Projekte, in denen ich bisher eingesetzt war, waren alle unterschiedlich und auf ihre Weise spannend.
Ich glaube fest, dass man sich nur in der Veränderung weiterentwickeln kann und dafür ist dieser Job ideal. Ich genieße die Herausforderungen, die neue Projekte mit sich bringen. mm1 sorgt zudem dafür, dass jeder Berater seinen Horizont zur Methodenkompetenz für unterschiedlichste Einsatzgebiete kontinuierlich erweitert. Ich bin ein Mensch, der gerne lernt. Und auch, wenn die Tage häufig lang sind, so bin ich doch überzeugt, dass die Zeit gut investiert ist. Bisher ist diese Rechnung für mich sehr gut aufgegangen.
Haben Sie bezüglich des Berufseinstiegs einen Tipp für unsere Studenten?
Zu Samsung und mm1 bin ich jeweils über einen Headhunter gekommen. Ich kann nur allen, die mit dem Studium fertig werden, empfehlen: Legt ein XING- bzw. LinkedIn-Profil an, in das ihr auch ein bisschen Zeit investiert. Beschreibt darin bereits gesammelte Erfahrungen, Fähigkeiten und ein wenig euch selbst, sodass ein rundes Bild entsteht. Häufig gibt es in diesen Profilen nur wenig Platz zur Darstellung der individuellen Persönlichkeit. Ich habe an dieser Stelle gute Erfahrungen mit Zitaten gemacht. Wenn sie zu einem selbst passen, sind sie ein guter Weg, Außenstehenden kurz und prägnant einen Eindruck zu vermitteln, wie man tickt.
Ich werde immer noch regelmäßig von Headhuntern angesprochen und ich denke, man sollte sich die Chance, „gefunden zu werden“ nicht vergeben – insbesondere, wenn sie so einfach vor einem liegt. Auch hier gilt natürlich: Je mehr Aktivitäten ich nennen kann, die ich schon links und rechts beispielsweise neben dem Studium gemacht hat, umso besser.
Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bisher bezeichnen?
Bei Samsung waren das für mich vor allem der Einstieg und mein persönlicher Werdegang. In einem global bekannten, gut angesehenen Unternehmen starten zu können und es innerhalb von zwei Jahren bis zum Junior Manager mit europäischer Verantwortung zu schaffen, ist schon ein Traum.
In meiner Tätigkeit als Beraterin leite ich inzwischen Projekte mit Millionen-Budgets – ebenfalls für bekannte Global Player. Dabei werde ich trotz meiner jungen Jahre ernst genommen und anerkannt und ich denke, dies ist schon ein Erfolg für sich.
Wem würden Sie einen Job in Ihrer Branche empfehlen?
Derjenige sollte auf jeden Fall viel Neugier und Wissensdurst mitbringen. Es ist ein Job für jemanden, der bereit ist, viel zu arbeiten, sich auf neue Themen immer wieder einzustellen und diese begeistert voranzutreiben. Den Finger am Puls der Zeit zu haben gehört dabei ebenso dazu wie die soziale Intelligenz. Denn immer wieder trifft man auf neue Teams, die mal einfacher und mal komplexer sein können.
Ich denke, ein Wort, das all diese Anforderungen gut zusammenfasst ist „Flexibilität“. Neben der geistigen gehört dazu auch die örtliche Flexibilität. Als Berater ist man dort, wo der Kunde ist und das kann so ziemlich überall sein. Momentan habe ich es glücklicherweise nicht weit: Ich pendle aktuell jeden Montag nach Bonn und am Donnerstag wieder zurück nach Frankfurt. Freitags arbeite ich von zu Hause.
Wie hat sich Ihr Privatleben seit dem Studium verändert?
Während meiner Swan-Lake-Zeit im Studium hatte ich bisweilen einen 16-Stunden-Tag. Ich war danach sehr ausgebrannt. Im Studium hat man immer diese Stimme im Kopf, dass man noch etwas machen könnte. Man ist nie fertig. Bei Samsung war es daher für mich ein Traum, nach ca. zehn Stunden im Büro nach Hause zu gehen und auch wirklich Feierabend zu haben.
In der Beratungsbranche ist es wieder etwas mehr wie im Studium – mehr geht immer. Das liegt vor allem daran, dass man eine Doppelrolle erfüllt: Auf der einen Seite ist da der Kunde, für den man im Projekt tätig ist. Auf der anderen Seite steht das eigene Beratungsunternehmen – in meinem Fall mm1 – für das man ebenfalls Inhalte erarbeitet. Ich versuche darauf zu achten, dass neben all der Arbeit auch genug Platz für Privatleben bleibt. Das gelingt nicht immer, aber im Großen und Ganzen schon. Ein schlauer Kopf hat einmal gesagt: Zeit hat man nie, die muss man sich immer nehmen! Ich denke, das stimmt und für die Dinge, die mir wichtig sind, nehme ich mir die Zeit.
Ich freue mich immer wieder über meine kleine Wohnung in Frankfurt, die ich mir mit voller Inbrunst eingerichtet habe, nachdem ich vor eineinhalb Jahren das Gefühl hatte, der WG-Zeit entwachsen zu sein. Und ich freue mich ebenso über die vielen lieben Menschen, die ich sowohl privat als auch beruflich inzwischen zu meinem Leben zählen darf. Ich bin mit meinem Privatleben aktuell sehr zufrieden, auch wenn ich gegen etwas mehr Freizeit nichts einzuwenden hätte.