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Das Arbeitsgebiet des promovierten Mathematikers und habilitierten Informatikers ist die Diskrete Mathematik – ein noch relativ junges Teilgebiet der Mathematik, welches an der Schnittstelle zur Theoretischen Informatik angesiedelt ist. Hierzu zählen insbesondere die Codierungstheorie und die Kryptologie, die das theoretische Fundament für eine zuverlässige und sichere Datenübertragung im Internet bilden.

Wir haben ihn nach seiner Auszeichnung getroffen und können gut nachvollziehen, wieso der Preis, dessen Nominierungen von Studenten vorgeschlagen wurden, an ihn verliehen wurde.

Was denken Sie, warum haben die Studenten Sie nominiert?

„Sicherlich nicht, weil ich es den Studierenden besonders leicht mache. In meinen Lehrveranstaltungen gibt es jede Woche ein Aufgabenblatt mit sehr anspruchsvollen Aufgaben. Im Masterstudiengang Diskrete und Computerorientierte Mathematik stelle ich vereinzelt sogar Aufgaben, die bisher niemand gelöst hat.“ sagt Prof. Dohmen und betont außerdem, dass die Studenten an ihren Aufgaben wachsen wollen. „Die Studierenden fühlen sich dadurch nicht verschaukelt, sondern sehr ernst genommen. Wer Mathematik studiert, möchte keine dünnen Bretter bohren, sondern die wirklich wichtigen Probleme lösen. Diesem hohen Anspruch der Studierenden versuche ich als Professor gerecht zu werden. Es freut mich, dass meine Bemühungen um ein anspruchsvolles Studium von Seiten der Studierenden durch meine Nominierung für den Helmut-Lindner-Preis in angemessener Weise gewürdigt wurden.“

Was unterscheidet Ihren Unterricht im Gegensatz zu anderen Vorlesungen?

„Ich unterrichte nicht, ich lehre. Das ist vielleicht der Unterschied. Lehrer unterrichten, Professoren lehren. Die Lehre bezieht immer auch den aktuellen Stand der Forschung auf dem jeweiligen Gebiet mit ein.“ Besonders aktuelle und noch nicht gelöste Probleme der Mathematik bringt er in seine Lehre ein und verdeutlicht uns das an einem Beispiel: „Wenn ich meinen Studierenden erkläre, wie man große Zahlen unter Verwendung eines Algorithmus schnell miteinander multipliziert, dann erkläre ich ihnen auch, dass das umgekehrte Problem, nämlich eine natürliche Zahl in ihre Primfaktoren zu zerlegen, noch offen ist – offen in dem Sinne, das niemand hierfür ein schnelles Verfahren kennt. Das ist auch gut so, da die Sicherheit der heute verwendeten Verschlüsselungsverfahren im Internet (z.B. beim Electronic Banking) im Wesentlichen auf der Annahme basiert, dass die Faktorisierung großer Zahlen nicht schnell möglich ist. Das hat aber bisher niemand bewiesen.“

Einer der Studenten, die Prof. Dohmen für den Helmut-Lindner-Preis vorgeschlagen haben, bezeichnet seine Lehre als „stets fordernd und anspruchsvoll, wobei er es jedoch verstand Rücksicht zu nehmen und Einfühlungsvermögen im Hinblick auf die persönlichen Stärken und Schwächen des jeweiligen Studenten zu zeigen.“ Das Preisgeld, das er für seine Auszeichnung erhalten hat, will er unter anderem in Fachliteratur investieren und somit die Qualität und das hohe Niveau seiner Lehre sichern.

Welches Ihrer Forschungsthemen finden Sie am spannendsten? Und können Sie uns mehr darüber erzählen?

„Meine Forschungsthemen liegen an der Schnittstelle zwischen Diskreter Mathematik und Theoretischer Informatik. Nachdem ich lange Zeit auf den Gebieten Kombinatorik und Graphentheorie gearbeitet habe und dabei Anwendungen im Bereich der mathematischen Netzwerkanalyse fokussiert habe, wende ich mich aktuell grundlegenden Fragen der Kryptologie zu. Die Kryptologie ist ein sehr aktuelles und überaus spannendes Teilgebiet der Mathematik, welches vielfältige Anwendungen in Bezug auf eine gesicherte Datenübertragung und digitale Medien besitzt (u.a. Digital Rights Management, Authentifikationsprotokolle, E-Mail-Verschlüsselung, digitale Unterschrift, elektronisches Geld). Wenn Sie mehr wissen möchten, dann besuchen Sie doch einmal meine Vorlesung über Kryptologie. Gäste sind bei mir immer willkommen.“

Was haben Sie vor ihrer Tätigkeit als Professor in Mittweida gemacht?

„Vor meiner Berufung an die Hochschule Mittweida war ich insgesamt zehn Jahre Assistent mit Lehraufgaben an verschiedenen Universitäten, u.a. in Düsseldorf, Berlin und München. An der HU Berlin habe ich die Lehrbefähigung für das Fach Informatik erworben.“

Inwieweit beeinflussen Ihre vorherigen Tätigkeiten Ihre Lehre an der Hochschule Mittweida?

„Ich suche immer die Verbindung zwischen Mathematik und Informatik. Das kommt gerade bei Studierenden der Informatik, Wirtschaftsinformatik und Bioinformatik gut an. Sie lernen Mathematik als anwendungsbezogene Wissenschaft kennen.“

Bleibt bei Ihrem Einsatz für Forschung und Lehre noch Zeit für Hobbies, Freizeit und Familie?

„In der Vorlesungszeit wird es manchmal etwas eng. Dafür haben wir Mathematiker einen großen Vorteil: Wir haben unser Hobby zum Beruf gemacht. Die Interessen meiner Kinder liegen leider in anderen Bereichen. Sie interessieren sich u.a . für Tiere und Fußball.“

Aber das ändert sich vielleicht noch, denn die Leidenschaft für Mathematik bei den Studenten zu entfachen, hat Prof. Dohmen ja auch schon geschafft.

Für alle Neugierigen vorweg: das Preisgeld wird in die Entwicklung von Software investiert und soll mit der Verbesserung von Blended Learning, der Kombination von Präsenzveranstaltungen mit Onlineangeboten, einen guten Nutzen finden.

Auf die Frage, wieso die Studenten gerade ihn nominiert haben, antwortet er mit einem Lächeln auf den Lippen und beteuert, dass alles ohne Bestechung ablief. „Wir geben uns besondere Mühe und legen viel Wert darauf, auch aktuelle Forschungsthemen in die Lehre einzubinden“. Über Zertifizierungen am Hochschuldidaktischen Zentrum Sachsens versucht sich das Mitglied der Senatskommission für Bildung und Qualitätssicherung regelmäßig weiterzubilden, denn pädagogische Fähigkeiten sind für eine Lehrtätigkeit an Hochschulen keine Voraussetzung.

Was seine Lehrveranstaltungen von den Anderen unterscheidet beschreibt er uns anhand von drei Projekten:

Take Off: BioInformatics

Jedes Jahr gibt es ein Tutorenprogramm von Studenten für Studenten. In Blockwochen bzw. Brückenseminaren wie Prof. Labudde sie nennt, werden Studierende nach ihrem Vorwissen in Leistungskategorien eingeteilt und auf eine Wissensebene gebracht, beispielsweise in der Programmierung. Somit ist die Grundlage für erfolgreiche Arbeit gegeben.

Neue Trends in der Bioinformatik

Im Modul „Neue Trends in der Bioinformatik“ recherchieren die Studenten selbstständig in Datenbanken nach aktuellen Veröffentlichungen und Trends der Branche. Nach der Recherche und Ableitung der Trends auf der Grundlage ihrer Bachelorarbeiten,  werden diese von den Studierenden beim Sächsischen Biotechnologie Symposium präsentiert.

Wissens- und Informationsmanagement

Ebenso trug das Projekt Wissens- und Informationsmanagement mit Gründung einer eigenen virtuellen Firma Früchte. In den letzten beiden Jahren waren Labudde und seine Teams Preisträger des SAXEED Ideenwettbewerbs.

Die Studierenden schätzen neben den Einblicken in die neusten Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung vor allem die ständige Erreichbarkeit, den Einsatz und das Verständnis ihres Dozenten.

Prof. Labudde wünscht für  zukünftige Studierende, dass sie besser auf ihren „neuen“ Lebensabschnitt vorbereitet werden. Ihnen soll vermittelt werden, was sie im Studium erwartet, z.B. welchen Nutzen ein Seminar hat oder wie das Selbststudium am effektivsten ist. Auch die verschiedenen Lerntypen sollten abgeholt werden und nach ihren Bedürfnissen individueller betreut werden.

Ein Professor mit Vorbildfunktion, nicht nur für Studenten.