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Das Ziel rückt näher

Versuch im Biotechnologie-Labor

Nach dem dritten Semester war die Grundlagenausbildung mit Chemie und Mathe endlich erfolgreich beendet und es wartete eine Auswahl verschiedener Wahlpflichtmodule auf mich. Ob Forensik, Chemo- und Biosensorik oder Abwasserbehandlung – die spezialisierten Anwendungen der Mikro- oder auch Molekularbiologie sorgten für interessante Einblicke in mögliche Anwendungsfelder der erlernten Theorie. Besonders die Aspekte der Biosensorik erregten mein Interesse. Sie finden zum Beispiel Anwendung bei der Bestimmung von Glucosekonzentrationen im Blut durch den Einsatz spezifischer Enzyme.

Praktische Erfahrungen über das Studium hinaus

Neben dem Studienalltag hatte ich im vierten und fünften Fachsemester die Chance als studentische Hilfskraft im Labor zu arbeiten. Dabei recherchierte ich zum Beispiel in Trinkwasser vorkommende Substanzen, welche das Gleichgewicht unseres Hormonsystems stören. Einige Chemikalien und Medikamente gelangen aufgrund unsachgemäßer Abfallentsorgung, Anwendung in der Landwirtschaft und Tierzucht oder unzureichendem Abbau in Abwasserkläranlagen in unser Trinkwasser. Mit bioinformatischen Methoden können gemeinsame Strukturmerkmale der gefundenen Stoffe analysiert werden. Dadurch kommen wir dem großen Ziel des Projekts, gesundheitsschädigende Stoffe effektiv aus Trinkwasser herauszufiltern, einen Schritt näher.
Außerdem schnupperte ich als Hilfskraft im Biotechnologie-Labor ein wenig in den Bereich der Synthetischen Biologie hinein. Diese umfasst grundlegend die Erschaffung künstlicher biologischer Systeme, welche so nicht in der Natur vorkommen. Ich beschäftigte mich konkret mit der Optimierung einer bereits offiziell anerkannten Methode zum gezielten Zusammenfügen von vier DNA-Teilstücken zu einem zirkulären DNA-Molekül. Diese Methode soll in Zukunft als Praktikumsversuch für Masterstudenten des Studiengangs Molekularbiologie/ Bioinformatik an der Hochschule in Mittweida durchgeführt werden.

Biotechnologie in der Medizin

Laborbuch

Laborbuch

In den Semesterferien entschied ich mich für ein Praktikum um nähere Einblicke in ein Berufsfeld als Biotechnologin im medizinischen Bereich zu erlangen. Sechs Wochen sammelte ich bei der oncgnostics GmbH in Jena Erfahrungen in der Krebsdiagnostik auf molekularer Ebene. Es war bis jetzt die beste und spannendste Möglichkeit für mich mein Studienfach in der Praxis anzuwenden. Es motiviert, genau wie die Arbeit als studentische Hilfskraft, für die kommenden Studiensemester und trägt zur eignen Orientierung bei.
In dieser Zeit hat sich mein Interesse an der Anwendung der Biotechnologie und Molekularbiologie im Bereich der Medizin zusätzlich verstärkt. Deswegen entschied ich mich bei der Themenwahl für meinen ersten fachspezifischen Beleg im fünften Semester für die Problematik der Tumordiagnostik im Kopf-Hals-Bereich auf der Grundlage molekularer DNA-Modifikationen. Schnell musste ich feststellen, dass sich so eine Literaturrecherche leider nicht von selbst erledigt und die Einarbeitung in ein wissenschaftliches Thema ein wenig, besser noch ein wenig mehr Eigendisziplin erfordert. Ich hatte aber den großen Vorteil die Ergebnisse aus meinem Praktikum sowie deren Auswertung und Diskussion in die Arbeit einfließen lassen zu können.
Von meinem Praktikumsunternehmen habe ich nun das Angebot die Thematik in meiner Bachelorarbeit zu vertiefen. Somit werde ich mich auch im kommenden Semester mit der Diagnose von Tumoren im Bereich des Kopfes und Halses beschäftigen und mein Studium damit zum Abschluss bringen.

Für alle Neugierigen vorweg: das Preisgeld wird in die Entwicklung von Software investiert und soll mit der Verbesserung von Blended Learning, der Kombination von Präsenzveranstaltungen mit Onlineangeboten, einen guten Nutzen finden.

Auf die Frage, wieso die Studenten gerade ihn nominiert haben, antwortet er mit einem Lächeln auf den Lippen und beteuert, dass alles ohne Bestechung ablief. „Wir geben uns besondere Mühe und legen viel Wert darauf, auch aktuelle Forschungsthemen in die Lehre einzubinden“. Über Zertifizierungen am Hochschuldidaktischen Zentrum Sachsens versucht sich das Mitglied der Senatskommission für Bildung und Qualitätssicherung regelmäßig weiterzubilden, denn pädagogische Fähigkeiten sind für eine Lehrtätigkeit an Hochschulen keine Voraussetzung.

Was seine Lehrveranstaltungen von den Anderen unterscheidet beschreibt er uns anhand von drei Projekten:

Take Off: BioInformatics

Jedes Jahr gibt es ein Tutorenprogramm von Studenten für Studenten. In Blockwochen bzw. Brückenseminaren wie Prof. Labudde sie nennt, werden Studierende nach ihrem Vorwissen in Leistungskategorien eingeteilt und auf eine Wissensebene gebracht, beispielsweise in der Programmierung. Somit ist die Grundlage für erfolgreiche Arbeit gegeben.

Neue Trends in der Bioinformatik

Im Modul „Neue Trends in der Bioinformatik“ recherchieren die Studenten selbstständig in Datenbanken nach aktuellen Veröffentlichungen und Trends der Branche. Nach der Recherche und Ableitung der Trends auf der Grundlage ihrer Bachelorarbeiten,  werden diese von den Studierenden beim Sächsischen Biotechnologie Symposium präsentiert.

Wissens- und Informationsmanagement

Ebenso trug das Projekt Wissens- und Informationsmanagement mit Gründung einer eigenen virtuellen Firma Früchte. In den letzten beiden Jahren waren Labudde und seine Teams Preisträger des SAXEED Ideenwettbewerbs.

Die Studierenden schätzen neben den Einblicken in die neusten Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung vor allem die ständige Erreichbarkeit, den Einsatz und das Verständnis ihres Dozenten.

Prof. Labudde wünscht für  zukünftige Studierende, dass sie besser auf ihren „neuen“ Lebensabschnitt vorbereitet werden. Ihnen soll vermittelt werden, was sie im Studium erwartet, z.B. welchen Nutzen ein Seminar hat oder wie das Selbststudium am effektivsten ist. Auch die verschiedenen Lerntypen sollten abgeholt werden und nach ihren Bedürfnissen individueller betreut werden.

Ein Professor mit Vorbildfunktion, nicht nur für Studenten.

Ein wenig verhalten schienen die Reaktionen, als wir erfuhren, dass uns noch vor Beginn der Vorlesungszeit Unterricht bevorsteht. Immerhin hieß das fast eine ganze Woche Ferien weniger!! Trotz dessen fanden am Montag alle den Weg zur Vorlesung, sicherlich auch aufgrund der sehr studentenfreundlichen Zeit von 10:30 Uhr. Den Auftakt gab dann die Frage: „Was ist Gentechnik?“ und führte zu einer regen Diskussion mit den verschiedensten Ansichten. Nachdem dadurch nun auch der letzte vom Ferienschlaf erwacht war, wurde ein Auszug aus Francis Bacons Buch „Nova Atlantis“ verlesen und es wurde klar, dass schon im Jahr 1627 (!) der Gedanke von Gentechnik und synthetischer Biologie existierte. Es folgte ein historischer Abriss mit anschließendem Einblick in die existierenden Sicherheitsstandards. Durch nette Anekdoten, Gruppenarbeit und den Bezug auf aktuelle Problematiken gestalteten sich auch diese, auf den ersten Blick recht trocken wirkenden, Thematiken als sehr unterhaltsam und natürlich informativ.

Um die grundlegenden, aber auch innovativen Methoden der Gentechnik drehte sich alles am zweiten Tag. Nebenbei kamen auch allerlei Kuriositäten zu Tage, so beispielsweise die Tomoffel, eine Kreuzung aus Tomate und Kartoffel; eine Schnecke, die sich durch das Fressen einer Alge so verändert, dass sie einen Teil ihrer Energie, genau wie Pflanzen, aus Sonnenlicht und CO2 beziehen kann oder Nager, die nach der Veränderung ihres Gehirn durch bestimmte Reize, ähnlich einem Roboter, gesteuert werden können. Am Beispiel der Amflora konnten wir Einblicke in die Wirtschaft und Bürokratie gewinnen. So wurde anhand dieser Kartoffel verdeutlicht, welch enorme Hürden und Sicherheitsüberprüfungen es zu bewältigen gilt, bis ein genetisch verändertes Produkt auf den Markt kommt. Diskussionen, Videos und selbstständige Ausarbeitungen gestalteten auch diesen zweiten Tag sehr abwechslungsreich.

 

Escherichia coli K12 HB101 mit GFP

Im anschließenden Praktikum integrierten wir das grün fluoreszierende Protein (GFP) in das Bakterium Escherichia coli K12 HB101, so dass diese unter UV-Licht fluoreszieren.

Der letzte Tag wurde mit einem Buch eröffnet. Jedoch ging es diesmal nicht um die Vergangenheit, sondern um die Zukunft. Realität und Vision schienen sich zu vereinen. Selbst uns, Studenten im Masterstudiengang, gelang es bei den Zitaten des Buches nicht immer zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu unterschieden. In den darauffolgenden Stunden befassten wir uns mit den Chancen und Zukunftsvisionen der Gentechnik. Die Möglichkeiten des Klonens, in der Diagnostik und in der Medizin wurden uns vergegenwärtigt. Mit Letzterem setzten wir uns dann noch intensiver auseinander und besprachen einzelne Methoden. Den Abschluss dieses Tages bildete dann ein Video zur synthetischen Biologie. Es zeigte Forscher als eine Art Architekten oder Künstler mit der Möglichkeit, nach eigenen Wünschen neue Moleküle oder sogar ganze Organismen zu kreieren! Damit war sie dann auch schon zu Ende, unserer Gentechnik-Einheit. Erstaunlich wie schnell manchmal die Zeit vergeht. Mit vielen neuen Erkenntnissen und dem Wissen, dass auch wir diese Künstler sein können, ging anschließend wieder jeder von uns seiner Wege.