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Lauf Ozolo, lauf!Zugegeben, immer wenn mir Begriffe in Verbindung mit Informatik zu Ohren kommen, habe ich sofort das typische Klischee von Informatikern im Kopf: zurückgezogen, blass und wenig kommunikativ. Dass dies nicht immer der Fall sein muss und die Nerdbrillen gegen Ray Ban eingetauscht wurden, beweist mir ein Team des 2012er Matrikel Medieninformatik und Interaktives Entertainment. In diesem Studiengang trifft an unserer Hochschule moderne Technik auf kreative Köpfe und vereint Programmierinhalte, Bildbearbeitung und Programmaufbau mit Medienproduktion und digitalem Projektmanagement. Zurzeit arbeitet der komplette Jahrgang des fünften Semesters an einem Projekt mit dem ulkigen Name „Ozolos“. Was sich dahinter verbirgt, erklärt mir Michael Müller, der Gruppenverantwortliche für Marketing, in einem Interview.

Wüstenfuchs in 3D

Lauf Ozolo, lauf!„Bei „Ozolos“ handelt es sich um ein Endless-Running Game. Der Protagonist „Ozolo“, ein Wüstenfuchs im Steampunk-Look, versucht vor einem schwarzen Loch zu fliehen, das ihn verschlingen will. Dabei durchquert er verschiedene Planeten und sammelt auf seinem Weg Power-Ups. Darin befindet sich unter anderem der benötigte Treibstoff für seinen Jet-Pack, um nicht von dem gierigen Loch verschluckt zu werden.“ Warum gerade ein Wüstenfuchs? – Na, ganz einfach: Dem Spieler soll es gelingen, dass Game genauso schnell, listig und elegant zu meistern, wie ein Fuchs!

Lauf Ozolo, lauf!Das Besondere an diesem Endless-Runner ist, dass es nicht wie viele solcher Spiele in 2D, sondern 3D umgesetzt wird. Dem Spieler vermittelt das ein ganz neues Gaming-Flair. So können zum Beispiel Licht und Schatten in die Gestaltung des Levels eingebracht werden. „Ist ein Level abgeschlossen, kann der Protagonist sein Jetpack zünden und auf den nächsten Planeten fliegen, wo ihn eine komplett neue Welt erwartet. Dieses Szenario ist eine Innovation!“, berichtet Michael weiter.

Teamwork über den Tellerrand hinaus

Lauf Ozolo, lauf!Von der Idee bis hin zur ersten Demoversion ist es ein langer Weg. Dazu arbeiten die Studenten mit moderner Software, die sie an der Hochschule durch ihre Studentenlizenz kostenlos nutzen können. Mit der Unreal Game Engine können komplexe Bewegungsabläufe einfach modelliert werden.
Das Team ist in Gruppen eingeteilt, die sich regelmäßig in Meetings zusammensetzen, um gemeinsam die neusten Fortschritte auszuwerten und über neue Ideen abzustimmen.

Dadurch bekommt jeder die Möglichkeit sich einzubringen, zum Beispiel mit Ideen, die das Spiel noch interessanter gestalten sollen: Wie wäre es mit einem In-Game-Shop, in dem Spielvorteile oder neue Outfits für den Protagonisten gekauft werden können? Um solche Fragen zu klären treffen hierbei nicht nur Programmierer, Gamedesigner, Soundentwickler für digitale Medien, sondern auch Projektmanager und Marketingmenschen aufeinander. Dabei sammeln die Medieninformatiker auch Erfahrungen außerhalb des gewöhnlichen Vorlesungsstoffs, nämlich in Organisation, Teamwork und, wo wir wieder an die Grenzen der Klischees stoßen, Kommunikation.

Praxis im Studienalltag

Lauf Ozolo, lauf!Ein solches Gaming-Projekt ist Pflicht als Medieninformatiker an der Hochschule Mittweida, denn schließlich will das Gelernte auch angewendet werden. All diese Erfahrungen ermöglichen zudem einen leichteren Berufseinstig, denn durch die Entwicklung des Spiels besitzt der Student nun praktische Referenzen, die von Firmen, ob nun Gamedesign oder Softwareschmiede, gern gesehen werden.

Noch befindet sich „Ozolos“ in den Kinderschuhen, jedoch gönnen uns die Jungs und Mädels des 12er Matrikel Medieninformatik schon jetzt Einblicke in ihre Arbeit. Wer also neugierig geworden ist und mehr über „Ozolos“ und das Team dahinter erfahren will, besucht einfach ihre Website www.ozolos.de. Bei dieser Gelegenheit könnt ihr euch vom Eifer und der Leidenschaft unserer Medieninformatiker anstecken lassen. Dann bleiben auch die Klischees da, wo sie hin gehören: in ihren eigenen Schubladen!

Thomas Emmerich, Absolvent Multimediatechnik

Thomas Emmerich, Absolvent Multimediatechnik

Vom Schreibtisch-Informatiker zum Ingenieur

Herr Emmerich, Sie haben das Diplom-Studium in nur drei Jahren beendet. Wie kam es dazu?

„Gute Frage! Ich habe Angewandte Informatik mit der Vertiefung Medien ab dem Wintersemester 2002 an der TU Chemnitz studiert. Dort wurde ich aber nicht so richtig glücklich und wechselte nach drei Jahren zur FH Mittweida. Ich wollte weg von der theoretischen Universität und hinein in die Praxis ­­­–  vom trockenen Schreibtisch-Informatiker zum Ingenieur. Im Nachhinein die beste Entscheidung. Ich empfehle für Interessenten in der freien Wirtschaft nicht unbedingt ein technisches Studium an einer Universität. Zusammen mit meinen drei Kommilitonen, denen es genauso erging, gründeten wir eine WG direkt am Marktplatz.“

„Wir konnten nur wenig aus dem Uni-Studium an die Fachhochschule übernehmen. Aber mit unserem technischen Vorwissen waren die ersten Semesterprüfungen kein Problem. Wir haben teilweise drei Semester gleichzeitig und im Zwei- oder Drei-Tages-Takt die Prüfungen absolviert. Wir waren zu viert: Zwei gehen zu Veranstaltung X und zwei zur gleichzeitigen Veranstaltung Y, auch immer im Wechsel und durchmischt, danach wird ausgetauscht. Eigentlich waren wir mit den ersten sieben Semestern bereits nach zwei Jahren fertig, das Diplom hat dann wegen Wohnort- und zwischenzeitlichem Themenwechsel etwas länger gedauert, knapp zehn Monate statt vier oder sechs.“

Lösungsorientiert in die freie Wirtschaft

Wie haben Sie den Wechsel vom Studium in den Beruf erlebt?

„Sehr flüssig, das heißt, ich bin direkt nach der Diplomarbeit bei derselben Firma übernommen worden. Es war keine große Umstellung, ein wenig mehr Aufmerksamkeit beim Chef-Angestellten-Verhältnis (nicht mehr Student und Professor) und schon ist man drin.“

Heute arbeiten Sie bei der vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste AG. Wie sind Sie auf diese Firma aufmerksam geworden?

„Ich habe mich nach neuen Berufsfeldern umgesehen und bin bei einem Onlineportal fündig geworden. Die Firma selbst kannte ich vorab nicht, was auch daran liegt, dass die Branche der Finanzinformationsdienstleistung recht komplex und unter wenigen Anbietern aufgeteilt sowie nicht öffentlichkeitswirksam ist. Wir sind hauptsächlich im Business-to-Business-Bereich unterwegs.“

Was war die erste Überraschung in Ihrem Job?

„Die Lösungsorientierung in der freien Wirtschaft: Standards und langwierige Planungen sind zwar qualitativ wertvoll, aber Kundenwünsche, der permanente Zeitmangel und die Wirtschaftlichkeit machen die Lösung wichtiger als den Prozess. Nicht, dass man das nicht vorher schon ahnt. Aber wenn man von der Hochschulbank abrückt, erkennt man den realen Unterschied. Ich wurde schnell auf Reisen geschickt und habe mit neuen Kollegen viel gelernt über Kulturen und internationale Zusammenarbeit.“

Worauf es im Job wirklich ankommt

„Am wichtigsten sind m.E. die sogenannten Soft Skills. Das erworbene technische Wissen dient als Grundlage, um Probleme grundlegend zu verstehen und zu analysieren. Da sich aber die Technik heute im Quartalsrhythmus ändert, sind erlernte Programmiersprachen, Verteilernetze etc. meist schon wieder obsolet. Wichtiger ist ein grundlegendes Verständnis von Zusammenhängen und somit die richtige Einschätzung von zukünftigen Entwicklungen. Kommunikation und Überzeugungskraft sind ebenfalls wichtig und entwickeln sich ebenso weiter. Das Wichtigste, was ich aus der Uni- und Fachhochschulzeit mitgenommen habe, ist die Fähigkeit des eigenständigen Lernens. Dazu zähle ich auch Eigenschaften wie komplexes Denken und Organisationsfähigkeit. Es funktioniert meist nicht, alles selbst zum gewünschten Ergebnis zu bringen. Das richtige Team und dessen Motivation sind von wesentlich größerer Bedeutung, um Technologien und Menschen zusammenzubringen.“

Wenn Sie in dem Sinne jetzt noch einmal auf Ihr Studium zurückblicken: Gibt es etwas, das Sie anders machen oder worauf Sie besonders achten würden?

„Meine Schwächen sind die mangelhafte Ausbildung in den Wirtschaftswissenschaften. Oft stoße ich in Budgetplanungen, Prognosen und Quartalsberichten an meine Grenzen. Ich würde daher vor allem die BWL-Komponenten mehr berücksichtigen. Man sollte sich neben Technik unbedingt mit Arbeitsrecht, BWL/VWL und Bilanzierung, Unternehmertum und Kommunikation beschäftigen. Wenn man nicht nur im Labor und am Schreibtisch sitzen möchte, kommen diese Themen unweigerlich auf einen zu.“

Wem würden Sie einen Job in Ihrer Branche empfehlen?

„Rein von der Technik her keinem klassischen Informatiker  –  oft sind viele Produkte strengen gesetzlichen Regularien (Finanzrecht, Aufsichtsbehörden etc.) unterlegen und entwickeln sich in diesen Branchen  nur langsam. Das heißt, moderne ‚coole‘ Software ist seltener gefragt, solide und bewährte Lösungen sind wichtiger, die Generation Apple und Flat Design sollte sich mehr in der Produkt- und Werbeindustrie umsehen.“

„Ein Thema ist Big Data – der Finanzmarkt wird immer mehr von unendlichen Milliarden Datenpunkten durchströmt. Smarte Lösung in Verbindung mit Serverfarmen und Datamining werden immer mehr gesucht. Hier findet der Daten- und Hardwarespezialist seine Spielwiese.“

„Wer sich allerdings für Wirtschaftsabläufe, Weltmärkte, globale Finanzsysteme und Politik interessiert, ist hier genau richtig. Man lernt, Produkte zu formen, Märkte zu beobachten, Zusammenhänge und Trends zu erkennen und unternehmerisch zu denken.“

Herr Emmerich, ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft.

Den Studiengang Multimediatechnik gibt es in dieser Form nicht mehr an der Hochschule Mittweida. Dafür könnt ihr Angewandte Informatik  in den Studienrichtungen Softwareentwicklung, Wirtschaftsinformatik oder IT-Sicherheit studieren.

Peter Großöhme, Absolvent Informatik

Peter Großöhme, Absolvent Informatik

Herr Großöhme, warum haben Sie sich damals für ein Informatikstudium in Mittweida entschieden?

„Während meiner IT-Berufsausbildung hatte ich einige Lehrer, die bereits in Mittweida studiert und mir ein Informatik-Studium empfohlen haben. Zum anderen arbeitet ein ehemaliger Schulfreund meines Vaters als Professor in der Fakultät EIT. Mit ihm konnte ich mich zuvor noch einmal ausführlich unterhalten. Weiterhin genießt die Hochschule Mittweida schon über viele Jahre hinweg einen sehr guten Ruf mit entsprechend langjähriger Tradition im ingenieurwissenschaftlichen Bereich. Beim Tag der offenen Hochschultür hat mich insbesondere die familiäre Atmosphäre und der überschaubare Campus überzeugt. Die Entscheidung in Mittweida zu studieren war genau richtig und ich hätte zu diesem Zeitpunkt keine bessere treffen können.“

Haben Sie bereits neben ihrem Studium Praktika oder andere praktische Erfahrungen sammeln können?

„Informatik wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Das habe ich besonders meinem Vater zu verdanken, der mein Interesse auf diesem Gebiet rechtzeitig erkannte und mich bereits im frühen Alter mit PC-Technik versorgte. Das war zu dieser Zeit gar nicht so einfach und vor allem sehr teuer. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Desktop-PC, ein Intel 286er mit zehn MHz und S/W-Bildschirm sowie MS-DOS 5.0 als Betriebssystem – das dürfte etwa im Jahr 1990 gewesen sein. Später war ich dann zur Berufsausbildung einen Monat über einen IT-Dienstleister zum Praktikum im IT-Support beim Landratsamt Mittlerer Erzgebirgskreis vor Ort. Fast zeitgleich habe ich im Jahre 2004 mein eigenes IT-Unternehmen gegründet. Tätigkeitsschwerpunkte sind noch heute IT-Administration für Datacenter, Computertechnik, Netzwerk- und Kommunikationstechnik sowie Schulung, Training, Aus- und Weiterbildung. Damit war letztendlich die Basis für ein Studium geschaffen und als positiver Nebeneffekt auch ein guter Nebenverdienst. Selbstverständlich hatte das Studium vor sämtlichen Tätigkeiten Vorrang und stand voll im Fokus. Während meines Studiums habe ich 2008 ein sechsmonatiges Praktikum bei der MEGWARE Computer GmbH absolviert, für die ich auch heute arbeite.“

Wie haben Sie die Wohnsituation in Mittweida empfunden? Wo haben Sie während des Studiums gewohnt?

„Während meiner Studienzeit habe ich unter der Woche auf der Bahnhofstraße in einer WG bei einem Privatvermieter gewohnt. Das Haus hat vier Etagen und auf jeder Etage wohnten maximal sechs Studenten, die sich Küche und Bad teilten. Das hat besser funktioniert, als ich mir das anfangs vorgestellt habe. Allerdings hatte ich auch meistens sehr nette MitbewohnerInnen, zu denen ich teilweise heute noch Kontakt pflege.“

„Ein weiterer Vorteil war, dass sämtliche Zimmer möbliert und auch Kücheneinrichtung etc. bereits vorhanden waren – dadurch musste man keine größeren finanziellen Ausgaben zu Studienbeginn tätigen. Für den Zusammenhalt der Bewohner des gesamten Hauses hat der Vermieter ab und zu Events (z.B. Frühjahrsputz mit anschließendem Grillen oder eine Glühweinfete zum Nikolaus in der Weihnachtszeit) organisiert. Zum Schluss möchte ich noch anfügen, dass es kein Problem war eine bezahlbare Wohnung in Mittweida zu finden und das, obwohl ich sehr spät dran war. Erst hatte ich geplant jeden Tag von meinem Wohnort nach Mittweida und zurück zu fahren (ca. 80 km Wegstrecke), was jedoch auf Dauer sehr stressig geworden wäre und man außerdem das Beste vom Studentenleben verpasst hätte.“

Wie haben Sie die Studienbedingungen empfunden?

„Die Bedingungen in Mittweida waren sehr gut – insbesondere die technischen Geräte, waren in ausreichender Stückzahl vorhanden, so dass jeder individuell arbeiten konnte. Jeder Student hatte z.B. in den Praktika seinen eigenen Arbeitsplatz, was die Voraussetzung für optimale Lernbedingungen ist. Sämtliche Vorlesungssäle, Seminar- und Praktikumsräume waren den Studienfächern entsprechend sehr gut ausgestattet.“

Grossohme_Peter_1Wie haben Sie das Verhältnis zwischen Studenten und Professoren erlebt?

„Das Verhältnis war nicht anonym, sondern sehr familiär. In Mittweida ist man nicht nur eine Matrikelnummer auf dem Papier, sondern die Professoren haben sich sogar nach kurzer Dauer die Namen gemerkt. Das hat mich während des gesamten Studiums zu Höchstleistungen angespornt. Sämtliche Professoren haben sich für die Belange der Studenten interessiert und dies auch bei entsprechend kooperativer Zusammenarbeit honoriert. Die Professoren waren über die gesamte Studienzeit hinweg sehr gut in sämtlichen Fällen (Fragen, Probleme, Hilfestellungen etc.) erreichbar – meist genügte ein kurzer Besuch im Büro. Auch heute noch pflege ich persönlichen Kontakt zu einigen Professoren und freue mich von Zeit zu Zeit immer einmal wieder in Mittweida vorbeizuschauen.“

Wie war der Wechsel vom Studium in die Berufspraxis für Sie?

„Der Wechsel vom Studium in den Beruf war für mich nichts Besonderes, da ich bereits im Vorab viel praktische Erfahrung sammeln konnte. Bevor ich zu meinem derzeitigen Arbeitgeber gewechselt bin, habe ich nach der Studienzeit rund ein Jahr als Dozent / Trainer im Bereich der Fachinformatiker-Ausbildung (Systemintegration / Anwendungsentwicklung)bei einem Bildungsträger in Chemnitz gearbeitet. Rückblickend kann ich sagen, dass dies ein sehr lehrreiches Jahr als Dozent in jeder Hinsicht war. Danach habe ich relativ überraschend ein Angebot der MEGWARE Computer GmbH erhalten. Darüber musste ich erst einmal nachdenken. Zu Beginn 2011 hieß es dann: ‚Neues Jahr – neues Glück.‘ Zunächst habe ich als Freelancer für MEGWARE gearbeitet, was dann jedoch bereits im Juli 2011 in ein festes Arbeitsverhältnis überging.“

Was war die erste Überraschung in Ihrem Job?

„MEGWARE hat fast zeitgleich mit meinem Arbeitsbeginn die Ausschreibung für den schnellsten Supercomputer Österreichs gewonnen. Ein Projekt mit einem Gesamtumfang von rund fünf Millionen Euro und das bisher Größte überhaupt in der gesamten Firmengeschichte. Die geplante Realisierung verschob sich ein wenig nach hinten, so dass zu diesem Zeitpunkt der dafür eingeplante HPC-Ingenieur bereits seinen geplanten Urlaub antrat. Da alle weiteren Kollegen mit anderen Kundenprojekten beschäftigt waren, wurde ich vom Projektmanager für die Inbetriebnahme vor Ort ausgewählt. Mit dem Aufbauteam in Wien war ich somit für die softwareseitige Inbetriebnahme des Vienna Scientific Clusters 2 zuständig. Die größte Herausforderung dabei war jedoch das Clustersystem in die TOP500 zu bekommen – eine Liste der weltweit schnellsten 500 Computer, die jährlich jeweils im Juni zur International Supercomputing Conference und November zur SC erscheint. Das Verfahren ist relativ kompliziert. Im Grunde wird mit einem Testprogramm die Leistung des Rechners festgestellt. Letztendlich ist man unheimlich glücklich und stolz darauf, sobald das erste akzeptable Resultat erreicht ist. Nach den dreiwöchigen LINPACK-Läufen folgte die weitere softwaretechnische Inbetriebnahme. Dabei hatte ich sogar Gelegenheit die Stadt am Wochenende einmal genauer anzuschauen – diesen Luxus hat man auf vielen Dienstreisen nicht sehr oft.“

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

„Wie bereits beschrieben ist mein Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich – das mag ich besonders an meinem Job. Im Normalfall findet man mich aber im Büro in Chemnitz-Röhrsdorf. Von der Firmenzentrale aus bearbeiten wir sämtliche Projekte und leisten auch Remote Support für unsere Kunden im Problemfall. Damit es jedoch nicht langweilig wird, bin ich auch zeitweise unterwegs – zum einen nehme ich die installierten Clustersysteme beim Kunden direkt vor Ort in Betrieb und passe noch verschiedene Dinge an die Betriebsumgebung des jeweiligen Kunden an. Zum anderen habe ich eine Vielzahl von Außenterminen, bei dem ich unseren Vertrieb in technischer Hinsicht unterstützte – also eine Art technische Repräsentanz. Abgerundet wird dies durch Messen, Konferenzen und Schulungen – im November letzten Jahres hatte ich z. B. die Gelegenheit an der SuperComputing Conference in Salt Lake City teilzunehmen, da wir dort mit einem eigenen Messestand vertreten waren.“

Woran arbeiten Sie gerade?Grossoehme_Peter_2

Der High-Performance-Computing Cluster btrzx3 wurde Ende April 2013 an der Universität Bayreuth installiert. Dieser umfasst 426 Compute Nodes bestehend aus 10.224 AMD Opteron 6348 Prozessorkernen mit einer Taktfrequenz von jeweils 2.8 GHz pro Core. Der neue Hochleistungsrechner wurde am 4. Juli 2013 mit einem feierlichen Festakt durch den bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch, offiziell in Betrieb genommen. Das System hat eine theoretische Spitzenleistung von mehr als 114 TeraFLOPS – mit einer LINPACK-Leistung von 97,6 TeraFLOPS (das entspricht 97,6 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde) gehört der HPC-Cluster aktuell zu den leistungsfähigsten Rechnern der Welt und erreicht damit Platz 486 in der TOP500-Liste, die am 17. Juni 2013 zur International Supercomputing Conference in Leipzig erschienen ist. Während meiner zweijährigen Berufstätigkeit bei MEGWARE ist dies bereits der dritte AMD basierende HPC Cluster, den ich erfolgreich in der TOP500 platzieren konnte.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Großöhme. Wir wünschen Ihnen auch weiterhin viel Erfolg.

Harald Fischer

Harald Fischer, Absolvent Technische Informatik

„Mittweida hatte inhaltlich und auch unter meinen zeitlichen Rahmenbedingungen zu diesem Zeitpunkt einfach das am besten passende Weiterbildungsangebot für mich. Hinsichtlich Präsensphasen, Vorlesungsterminen und Inhalten entsprach es meinen Wünschen. Bedingt durch mein Erststudium und meine Anforderungen aus dem beruflichen Alltag, entschied ich mich recht schnell für Mittweida. Letztendlich wollte ich auch nicht an einer Hochschule studieren, die ihre Studenten nur durch ihre Matrikelnummer kennt und wo Professoren und Dozenten kaum Zeit haben und nicht so dicht bei ihren Studenten sind – gerade im Hinblick auf die irgendwann anstehende Diplomarbeit.“

Ausgezeichnete Nähe zu Laboren und Professoren

„Die Studienbedingungen waren für mich sehr gut. Das Fernstudium war zwar durch lange An- und Abreisen geprägt, aber die Kontakte innerhalb der Hochschule, die Nähe zu Laboren und Professoren war ausgezeichnet. Ich habe später noch Weiterbildungen an anderen Hochschulen gemacht, aber letztendlich war und ist Mittweida für mich die Nummer Eins.“

„Technische Informatik war für mich ein Zusatzstudium, da ich zehn Jahre zuvor ja bereits Elektrotechnik in Aachen studiert hatte. Als ich mein Studium in Mittweida beendet hatte, schaute ich mich nach einer neuen Herausforderung um und fand diese dann erst einmal bei einem Halbleiterhersteller, der sich ein neues Geschäftsfeld mit RISC-Prozessoren und zugehöriger Software und Software-Treibern eröffnete. Diese Aufgabe hätte ich mit Sicherheit ohne Zusatzabschluss in Mittweida nicht übernehmen können. Danach ging ich als Leiter der Softwareentwicklung zu Bombardier. Neue Herausforderungen im softwaretechnischen Bereich liegen bereits wieder vor mir.“

Karriere als Leiter der System- und Softwaretechnik bei Bombardier

Bombardier Transportation Swiss AG ist der weltweit führende Hersteller von Lokomotiven sowohl elektrischer als auch diesel-elektrischer Bauart. Hauptstandorte in Europa sind die Schweiz, Deutschland und Frankreich. Moderne Hybrid-Lokomotiven wurden und werden aber auch nach USA und Canada geliefert. Bombardier besteht aus zwei wesentlichen Unternehmensteilen, nämlich der Luftfahrt und Transportation – also alles was die Bahnindustrie und Unternehmen wie die Deutsche Bahn, SBB, ÖBB etc. an Güter-, Schnell- und Hochgeschwindigkeitszügen inkl. S-Bahnen und TRAMs benötigen.“

Für seine jetzige Arbeit profitiert Harald Fischer sehr von seinem Fernstudium an der Hochschule Mittweida: „Als Leiter der System- und Softwaretechnik ist das Thema Software heute inhaltlich das absolute Thema Nummer Eins. Wir bearbeiten hoch sicherheitsrelevante Softwareteile und sind für die gesamte Leittechnik einer komplexen Lokomotive, die mehr als 500 Einzelsysteme aus Hardware, Software und Firmware miteinander verknüpft, verantwortlich. Aus heutiger Sicht, auch wenn mein Studium fast zehn Jahre hinter mir liegt, sind die in Mittweida damals vermittelten Grundlagen ein äußerst wichtiger Bestandteil der täglichen Arbeit. Da sich gerade die Software durch Tools, Modelling und Architekturen stark verändert hat, muss man sich natürlich auch ständig weiterbilden.“

„Als mein Studium beendet war, musste sich Bombardier in der Schweiz durch neue europäische Sicherheitsanforderungen in der Bahntechnik gerade im Bereich Software sicherheitstechnischer Systeme komplett neu aufstellen und neu orientieren. Hardware-, Software-Systeme und Sicherheitsarchitekturen zu entwickeln und diese komplette Neuausrichtung mit zu gestalten und damit an einer neuen Ausrichtung der Bahnindustrie mitzuwirken, war schon eine gehörige Aufgabenstellung.“

Nächstes Ziel: Ein Karibikurlaub

„Durch neue internationale Aufgaben und die damit verbundenen Geschäftsreisen ist das Privatleben etwas mehr in den Hintergrund getreten. Aber hier hat meine Familie wesentlich mitgeholfen, dass sowohl das Berufliche als auch das Private immer im Positiven zueinander stehen. Und Reisen ist damit auch zum Familienhobby geworden. Das nächste Ziel ist erst einmal eine schöne lange Urlaubsreise in die Karibik und danach geht es ab Januar 2013 in eine neue berufliche Herausforderung in neuer Umgebung.“

„Wie immer im Leben gibt es im Nachhinein einiges, was man etwas anders, aber nicht unbedingt besser machen würde. Aus heutiger Sicht würde ich mir mehr Freiheit im Beruf gönnen und nicht 100% arbeiten und gleichzeitig parallel mit den langen Anfahrtswegen studieren. Weiterhin würde ich mich mehr der praktischen Seite zuordnen und den Theorieteil nicht mehr so stark in den Vordergrund stellen. Heute kenne ich viele, die die Theorie super beherrschen, aber sehr unstrukturiert Projekte und inhaltliche Lösungen bieten, die oftmals kostenaufwendig korrigiert werden müssen. Auch das Softwaretesten ist vielen wegen des zeitlichen Aufwandes kaum nahezubringen. Hier kann gerade im Studium vieles an guten Grundlagen mit aufgenommen werden, was sich im Berufsalltag nur schwer erlernen lässt.“

In der heutigen Arbeitswelt muss man vor allem flexibel sein

Harald Fischer ist überzeugt: Wer sich eine gute Basis aus theoretischen und praktischen Grundlagen schafft, wird im Berufsleben gute Chancen haben. „Nicht jedes heute modern und noch so gut klingende Tool wird es in fünf oder zehn Jahren noch geben. Mit einer breiten Basis kann man sich im Alltag jedoch schnell das erarbeiten, was je nach Aufgabe und Unternehmen gebraucht wird. Flexibilität gilt nicht nur für die Wahl der Firma oder des Arbeitsortes, es gilt gerade im Berufsalltag. Heute und noch viel mehr in der Zukunft wird man pro Projekt und Aufgabe seinen ‚Job‘ machen und dann wieder wechseln. 20 Jahre in ein und demselben Unternehmen zu sein, wird eine seltene Variante werden. Auch Führungsaufgaben werden sich verändern: Management wird seltener, Projekte und Expertenwissen rücken in den Vordergrund und daran werden sich auch die Gehälter anpassen inkl. Bonuszahlungen, Dienstwagen etc. In Zeiten des Fachkräfte- und Expertenmangels auf verschiedenen wichtigen Fachgebieten – hierzu gehört ja auch die Informatik und Elektrotechnik – wird sich eine neue Elite herauskristallisieren, die die Zukunft mit bestimmt.“