Warum haben Sie sich damals für Elektrotechnik in Mittweida entschieden?
„Ich wurde 1987 an der TU Dresden aufgrund zu vieler Bewerber abgelehnt. Mein Vater, damals wissenschaftlicher Oberassistent an der TH Ilmenau, kannte jemanden an der Ingenieurhochschule Mittweida. Dieser Jemand war kein Geringerer als Alt-Kanzler Dr.-Ing. Lothar Otto. Er vermittelte mir ein Vorstellungsgespräch und so konnte ich Dank meiner guten Noten, die für Dresden knapp nicht gereicht hatten, 1989 in Mittweida in der Sektion Mikroelektronik-Elektroniktechnologie anfangen.“
Wie sind Sie zu Lenze Schmidhauser gekommen?
„Nach einem Kurzaufenthalt von einem Jahr bei der Fela AG Thundorf/Schweiz, wechselte ich (im Übrigen immer als Layouter angestellt) zu Baumer Electric Frauenfeld/Schweiz, einer der zehn größten Sensorhersteller Europas. Ich kann mit Recht behaupten, dass rund 65 bis 70 Prozent aller im Zeitraum von 1996 bis 2006 entwickelten Sensoren (optisch, induktiv, Drehgeber, kapazitiv) als Leiterplatte durch meine Finger gegangen sind, u.a. der damalig kleinste optische Sensor im 10er Gehäuse (eine mehrfach gefaltete flexible Leiterplatte). Ein guter Kollege wechselte 2004 zur damaligen Schmidhauser AG (später von Lenze SE/Hameln übernommen) und schaffte es, mich 2006 ‚abzuwerben‘. Ich war der Meinung, im Bereich Sensorik alles gesehen zu haben und mich noch einmal verändern zu wollen. So landete ich im Bereich Leistungselektronik drehzahlveränderbarer elektrischer Antriebe, sogenannte Frequenzumrichter. Ein spannendes Umfeld voller Spannungsklassen, Spannungen, Ströme bis 70 Ampere auf der Leiterplatte und einer immer kompakteren Bauweise.“
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
„Meetings, Meetings, Meetings. Im Ernst? Natürlich nicht. Ein Projekt, d.h. eine Komplett-Entwicklung eines Umrichters oder gar einer ganzen Umrichterfamilie, kann schnell mal zwei Jahre dauern. Notwendig sind auch Ingenieurmuster und Prototypen, sodass man sehr lange an so etwas arbeiten kann. Für das Layout des Leistungsteils eines Frequenzumrichters gehen schnell zwei Monate ins Land, in denen der Layouter immer die Schnittstelle zwischen Entwicklung, Mechanik-Konstruktion, Produktion und Test-Abteilung bildet. D.h., dass man ständig Abklärungen mit allen Beteiligten treffen muss, um Träume und Wünsche in ein fertigbares Produkt umzusetzen, möglichst ohne viele Re-Designs. Dazu waren noch vor nicht allzu langer Zeit viele Reisen nach Hameln nötig. Das wird heute meistens über Videokonferenzen, Telefon und Netviewer abgewickelt, wobei aber der persönliche Kontakt eminent wichtig ist. Man muss die Leute, mit denen man zu tun hat, schon mal gesehen haben und wissen, wie sie so ticken. Kurz gefasst heißt das: Mein Arbeitsalltag besteht aus vielen Gesprächen, konzentriertem Arbeiten am PC, Schemata erstellen, Layouts, Abklärungen technischer Machbarkeiten usw.“
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Vorgesetzten und Kollegen?
„Die Schmidhauser AG pflegt schon immer einen sehr persönlichen, fast familiären Kontakt zueinander. Natürlich gibt es bei uns Hierarchie-Stufen, diese sind aber bewusst sehr flach gehalten und es wird sich grundsätzlich vom CEO bis zum ‚einfachen‘ Mitarbeiter geduzt. Extreme Spitzenleistung mit einem kleinen Team zeitnah und kostensparend zu erzielen, kann sowieso nur mit sehr familiären Strukturen funktionieren. Deshalb wird bei uns sehr viel Wert auf Teamfähigkeit gelegt.“
Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bisher bezeichnen?
„Alles was als Leiterplatte sofort ohne große Probleme läuft und auch noch die EMV-Normen einhält. Im speziellen Baumer electric, 10er Sensor und Lenze, Inverter protec.“
Wem würden Sie einen Job in Ihrer Branche empfehlen?
„Leuten, die an der Zukunft arbeiten möchten, den Blick über den Tellerrand werfen, kommunikativ sind und die den Spruch ‚Geht nicht, gibt‘s nicht.‘ leben.“
Sind Sie heute da, wo Sie als Student hinwollten?
„Definitiv nicht. Und andererseits: Ja. Als studierter Mikroelektroniker sollte ich bei NXP oder in einer Fabrik in Dresden sein. Das haben aus unserer Seminargruppe nur drei geschafft. Deshalb habe ich mich sehr früh in Richtung Layout bewegt. Wobei vor allem bei Miniaturisierungen elektrischer Schaltungen z.B. ChipOnBoard mit Bondverbindungen mir dieses Wissen der Mikroelektronik/Elektroniktechnologie sehr entgegen kam. Deshalb: Ja.“
Was verbinden Sie heute mit Mittweida?
„Hier habe ich fünf wichtige Jahre meines Lebens verbracht. Ich beobachte sehr aufmerksam, was so passiert, z.B. die News, die neue Turnhalle, neue Studienbereiche und den Hochschulsport.“
Wenn Sie jetzt noch einmal auf Ihr Studium zurückblicken: Gibt es etwas, das Sie anders machen oder worauf Sie besonders achten würden?
„Nein. Wir hatten eine tolle Zeit. Manchmal etwas im ‚rechtsfreien‘ Raum während des Umbruches, aber als Seminargruppe treffen wir uns heute noch zu großen Teilen jedes Jahr an Auffahrt (Männertag). Das sagt genug über den Zusammenhalt aus, glaube ich. Besonders geschätzt habe ich die sehr familiäre Atmosphäre. Bei 600 Studenten war das ja auch kein Problem.“
Haben Sie einen Tipp, den Sie (künftigen) Studenten mit auf den Weg geben möchten?
„Wichtig ist der Blick über den Tellerrand, das Kennen anderer Disziplinen und Bereiche, das Offensein für Neues und Unerwartetes. Als Einzelner kann man nur Bestehen, wenn man extrem gut ist. Im Team ist es sehr viel leichter als allein.“