Absolventenportrait: Informatik in die Wiege gelegt
Herr Großöhme, warum haben Sie sich damals für ein Informatikstudium in Mittweida entschieden?
„Während meiner IT-Berufsausbildung hatte ich einige Lehrer, die bereits in Mittweida studiert und mir ein Informatik-Studium empfohlen haben. Zum anderen arbeitet ein ehemaliger Schulfreund meines Vaters als Professor in der Fakultät EIT. Mit ihm konnte ich mich zuvor noch einmal ausführlich unterhalten. Weiterhin genießt die Hochschule Mittweida schon über viele Jahre hinweg einen sehr guten Ruf mit entsprechend langjähriger Tradition im ingenieurwissenschaftlichen Bereich. Beim Tag der offenen Hochschultür hat mich insbesondere die familiäre Atmosphäre und der überschaubare Campus überzeugt. Die Entscheidung in Mittweida zu studieren war genau richtig und ich hätte zu diesem Zeitpunkt keine bessere treffen können.“
Haben Sie bereits neben ihrem Studium Praktika oder andere praktische Erfahrungen sammeln können?
„Informatik wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Das habe ich besonders meinem Vater zu verdanken, der mein Interesse auf diesem Gebiet rechtzeitig erkannte und mich bereits im frühen Alter mit PC-Technik versorgte. Das war zu dieser Zeit gar nicht so einfach und vor allem sehr teuer. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Desktop-PC, ein Intel 286er mit zehn MHz und S/W-Bildschirm sowie MS-DOS 5.0 als Betriebssystem – das dürfte etwa im Jahr 1990 gewesen sein. Später war ich dann zur Berufsausbildung einen Monat über einen IT-Dienstleister zum Praktikum im IT-Support beim Landratsamt Mittlerer Erzgebirgskreis vor Ort. Fast zeitgleich habe ich im Jahre 2004 mein eigenes IT-Unternehmen gegründet. Tätigkeitsschwerpunkte sind noch heute IT-Administration für Datacenter, Computertechnik, Netzwerk- und Kommunikationstechnik sowie Schulung, Training, Aus- und Weiterbildung. Damit war letztendlich die Basis für ein Studium geschaffen und als positiver Nebeneffekt auch ein guter Nebenverdienst. Selbstverständlich hatte das Studium vor sämtlichen Tätigkeiten Vorrang und stand voll im Fokus. Während meines Studiums habe ich 2008 ein sechsmonatiges Praktikum bei der MEGWARE Computer GmbH absolviert, für die ich auch heute arbeite.“
Wie haben Sie die Wohnsituation in Mittweida empfunden? Wo haben Sie während des Studiums gewohnt?
„Während meiner Studienzeit habe ich unter der Woche auf der Bahnhofstraße in einer WG bei einem Privatvermieter gewohnt. Das Haus hat vier Etagen und auf jeder Etage wohnten maximal sechs Studenten, die sich Küche und Bad teilten. Das hat besser funktioniert, als ich mir das anfangs vorgestellt habe. Allerdings hatte ich auch meistens sehr nette MitbewohnerInnen, zu denen ich teilweise heute noch Kontakt pflege.“
„Ein weiterer Vorteil war, dass sämtliche Zimmer möbliert und auch Kücheneinrichtung etc. bereits vorhanden waren – dadurch musste man keine größeren finanziellen Ausgaben zu Studienbeginn tätigen. Für den Zusammenhalt der Bewohner des gesamten Hauses hat der Vermieter ab und zu Events (z.B. Frühjahrsputz mit anschließendem Grillen oder eine Glühweinfete zum Nikolaus in der Weihnachtszeit) organisiert. Zum Schluss möchte ich noch anfügen, dass es kein Problem war eine bezahlbare Wohnung in Mittweida zu finden und das, obwohl ich sehr spät dran war. Erst hatte ich geplant jeden Tag von meinem Wohnort nach Mittweida und zurück zu fahren (ca. 80 km Wegstrecke), was jedoch auf Dauer sehr stressig geworden wäre und man außerdem das Beste vom Studentenleben verpasst hätte.“
Wie haben Sie die Studienbedingungen empfunden?
„Die Bedingungen in Mittweida waren sehr gut – insbesondere die technischen Geräte, waren in ausreichender Stückzahl vorhanden, so dass jeder individuell arbeiten konnte. Jeder Student hatte z.B. in den Praktika seinen eigenen Arbeitsplatz, was die Voraussetzung für optimale Lernbedingungen ist. Sämtliche Vorlesungssäle, Seminar- und Praktikumsräume waren den Studienfächern entsprechend sehr gut ausgestattet.“
Wie haben Sie das Verhältnis zwischen Studenten und Professoren erlebt?
„Das Verhältnis war nicht anonym, sondern sehr familiär. In Mittweida ist man nicht nur eine Matrikelnummer auf dem Papier, sondern die Professoren haben sich sogar nach kurzer Dauer die Namen gemerkt. Das hat mich während des gesamten Studiums zu Höchstleistungen angespornt. Sämtliche Professoren haben sich für die Belange der Studenten interessiert und dies auch bei entsprechend kooperativer Zusammenarbeit honoriert. Die Professoren waren über die gesamte Studienzeit hinweg sehr gut in sämtlichen Fällen (Fragen, Probleme, Hilfestellungen etc.) erreichbar – meist genügte ein kurzer Besuch im Büro. Auch heute noch pflege ich persönlichen Kontakt zu einigen Professoren und freue mich von Zeit zu Zeit immer einmal wieder in Mittweida vorbeizuschauen.“
Wie war der Wechsel vom Studium in die Berufspraxis für Sie?
„Der Wechsel vom Studium in den Beruf war für mich nichts Besonderes, da ich bereits im Vorab viel praktische Erfahrung sammeln konnte. Bevor ich zu meinem derzeitigen Arbeitgeber gewechselt bin, habe ich nach der Studienzeit rund ein Jahr als Dozent / Trainer im Bereich der Fachinformatiker-Ausbildung (Systemintegration / Anwendungsentwicklung)bei einem Bildungsträger in Chemnitz gearbeitet. Rückblickend kann ich sagen, dass dies ein sehr lehrreiches Jahr als Dozent in jeder Hinsicht war. Danach habe ich relativ überraschend ein Angebot der MEGWARE Computer GmbH erhalten. Darüber musste ich erst einmal nachdenken. Zu Beginn 2011 hieß es dann: ‚Neues Jahr – neues Glück.‘ Zunächst habe ich als Freelancer für MEGWARE gearbeitet, was dann jedoch bereits im Juli 2011 in ein festes Arbeitsverhältnis überging.“
Was war die erste Überraschung in Ihrem Job?
„MEGWARE hat fast zeitgleich mit meinem Arbeitsbeginn die Ausschreibung für den schnellsten Supercomputer Österreichs gewonnen. Ein Projekt mit einem Gesamtumfang von rund fünf Millionen Euro und das bisher Größte überhaupt in der gesamten Firmengeschichte. Die geplante Realisierung verschob sich ein wenig nach hinten, so dass zu diesem Zeitpunkt der dafür eingeplante HPC-Ingenieur bereits seinen geplanten Urlaub antrat. Da alle weiteren Kollegen mit anderen Kundenprojekten beschäftigt waren, wurde ich vom Projektmanager für die Inbetriebnahme vor Ort ausgewählt. Mit dem Aufbauteam in Wien war ich somit für die softwareseitige Inbetriebnahme des Vienna Scientific Clusters 2 zuständig. Die größte Herausforderung dabei war jedoch das Clustersystem in die TOP500 zu bekommen – eine Liste der weltweit schnellsten 500 Computer, die jährlich jeweils im Juni zur International Supercomputing Conference und November zur SC erscheint. Das Verfahren ist relativ kompliziert. Im Grunde wird mit einem Testprogramm die Leistung des Rechners festgestellt. Letztendlich ist man unheimlich glücklich und stolz darauf, sobald das erste akzeptable Resultat erreicht ist. Nach den dreiwöchigen LINPACK-Läufen folgte die weitere softwaretechnische Inbetriebnahme. Dabei hatte ich sogar Gelegenheit die Stadt am Wochenende einmal genauer anzuschauen – diesen Luxus hat man auf vielen Dienstreisen nicht sehr oft.“
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
„Wie bereits beschrieben ist mein Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich – das mag ich besonders an meinem Job. Im Normalfall findet man mich aber im Büro in Chemnitz-Röhrsdorf. Von der Firmenzentrale aus bearbeiten wir sämtliche Projekte und leisten auch Remote Support für unsere Kunden im Problemfall. Damit es jedoch nicht langweilig wird, bin ich auch zeitweise unterwegs – zum einen nehme ich die installierten Clustersysteme beim Kunden direkt vor Ort in Betrieb und passe noch verschiedene Dinge an die Betriebsumgebung des jeweiligen Kunden an. Zum anderen habe ich eine Vielzahl von Außenterminen, bei dem ich unseren Vertrieb in technischer Hinsicht unterstützte – also eine Art technische Repräsentanz. Abgerundet wird dies durch Messen, Konferenzen und Schulungen – im November letzten Jahres hatte ich z. B. die Gelegenheit an der SuperComputing Conference in Salt Lake City teilzunehmen, da wir dort mit einem eigenen Messestand vertreten waren.“
Woran arbeiten Sie gerade?
Der High-Performance-Computing Cluster btrzx3 wurde Ende April 2013 an der Universität Bayreuth installiert. Dieser umfasst 426 Compute Nodes bestehend aus 10.224 AMD Opteron 6348 Prozessorkernen mit einer Taktfrequenz von jeweils 2.8 GHz pro Core. Der neue Hochleistungsrechner wurde am 4. Juli 2013 mit einem feierlichen Festakt durch den bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch, offiziell in Betrieb genommen. Das System hat eine theoretische Spitzenleistung von mehr als 114 TeraFLOPS – mit einer LINPACK-Leistung von 97,6 TeraFLOPS (das entspricht 97,6 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde) gehört der HPC-Cluster aktuell zu den leistungsfähigsten Rechnern der Welt und erreicht damit Platz 486 in der TOP500-Liste, die am 17. Juni 2013 zur International Supercomputing Conference in Leipzig erschienen ist. Während meiner zweijährigen Berufstätigkeit bei MEGWARE ist dies bereits der dritte AMD basierende HPC Cluster, den ich erfolgreich in der TOP500 platzieren konnte.
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