Arbeit in der Metallographie

Während ihre Klassenkameradinnen ihre Praktika in Apotheken oder Kindergärten machten, stand Pauline ganz „frauenuntypisch“ an Maschinen und durchlief die unterschiedlichsten Abteilungen des Maschinenbaus. „Ich hab mich schon immer für Naturwissenschaften interessiert, aber ich weiß noch nicht genau, ob ich später auch in diese Richtung gehen möchte“, verriet die 15-Jährige.

Daher wollte sie so viele Erfahrungen wie möglich mitnehmen und alles, was möglich ist, im Praktikum ausprobieren. Neben Mess- und Oberflächentechnik stand so auch Fertigungstechnik auf ihrem Plan.

Probieren geht über Studieren

Mikroskopieren

Die Stationen, die Pauline in ihrem Praktikum durchlief, bauten konsequent aufeinander auf. Nachdem sie am ersten Arbeitstag mit Hilfe von CAD- Anwendungen einen Kreisel konstruierte, konnte sie diesen am Folgetag drehen, fräsen und hobeln. Nach dem die Eigenschaften des Werkstoffs durch eine Wärmebehandlung gezielt eingestellt und mit der Härteprüfung und dem Zugversuch überprüft wurden, ging es weiter zum Themenbereich Oberflächentechnik. Dabei schnupperte die Gymnasiastin Vorlesungsluft, als sie mit Studenten im Hörsaal saß. Danach wurde mit Hilfe der Messtechnik nachgewiesen, ob auch alle Maße des Kreisels stimmen. In der zweiten Woche ging Pauline zwei Tage ins Schweißlabor und analysierte in der Metallographie Gefüge. Zum Schluss wartete dann noch das VR-Labor. Was „Virtuelle Realität“ mit Maschinenbau und Fertigungstechnik zu tun hat, konnte sie sich zunächst nicht vorstellen, war aber sehr gespannt, was dort auf sie wartete. Für all diese Erfahrungen nahm die Zwönitzerin jeden Tag den langen Anfahrtsweg von 60 km auf sich und blickt zufrieden zurück.

Frauenmangel in technischen Berufen

Durch die verschiedenen Abteilungen weiß Pauline nun nach den zwei Wochen, was ihr liegt und Spaß macht und was nicht. Beides dürfte sie bei ihrer Berufswahl weiter gebracht haben. Der gesamte Studiengang Maschinenbau ist sehr vielfältig angelegt. Doch ein Blick in die Hörsäle verrät, dass der Studiengang immer noch eine Männerdomäne ist. „Die meisten Frauen gehen mit Vorurteilen an den Maschinenbau ran. Ohne diese Vorurteile würden sich sicher mehr von ihnen begeistern lassen“, begründet Professor Hahn den Frauenmangel, “Auf der einen Seite fehle den Frauen immer noch der Kontakt zur Technik, auf der anderen Seite herrsche der Gedanke Maschinenbau sei eine Arbeit, bei der sich schmutzig gemacht wird. Doch hinter dem Begriff Maschinenbau steckt mehr als das Bauen von Maschinen. Besonders das präzise Arbeiten ist etwas, was Frauen generell sehr liegt.“

Praxis ist die beste Theorie

Paulines Praktikum ist kein Einzelfall. Bei Interesse am Studiengang ist jederzeit ein Praktikum möglich. Die Professoren sind sehr offen für Studieninteressierte und gehen direkt in die Gymnasien, um Schüler zu motivieren. Meistens finden anschließend Praktika in kleinen Gruppen von 3-4 Personen statt. Pauline hingegen war in den zwei Wochen die einzige Praktikantin in der Fakultät. Individuelle Betreuung ist wohl eine der besten Vorrausetzungen zu lernen und nicht jedes Praktikum bietet eine solche Möglichkeit.