„It’s London, Baby!“ – Teil 3

Es gibt viele Klischees über die Briten. Sie trinken ständig Tee. Sie essen ausschließlich Fish & Chips. Sie mögen die Deutschen nicht. Wenn man dann jedoch in UK lebt, zeigt sich ein ganz anderes Bild. In vielen Gesprächen mit Einheimischen durfte ich mir lobende und anerkennende Worte über Deutschland, die deutsche Kultur und die Menschen anhören.  Manchmal ging es um die freundliche Art der Deutschen, manchmal um deutsche Politik oder um die guten Biermarken der BRD.

Im Gegenzug sind die Briten jedoch auch mächtig stolz auf ihr „Kingdom“. Meine englische Chefin zum Beispiel freute sich sehr über die Siege des schottischen Tennisspieler Andy Murray bei den Olympischen Spielen und beim Grand Slam in New York. Auch war sie begeistert  vom Erfolg des europäischen Golfteams beim Ryders Cup und verfolgte das Finale sogar mitten in der Nacht. Sie meinte es sei toll, dass die Briten (und die Europäer) endlich wieder etwas im Sport erreichen. Genauso sah man rund um den Remeberance Day (11. November) viele Menschen auf den Straßen, die ihre Verbundenheit zu „ihren“ Streitkräften mit roten Papierblumen am Revers, den sogenannten Poppy’s, ausdrücken. Am Tag selbst gab es eine große Militärparade auf der White Hall (Strasse), um den Opfern der Weltkriege zu gedenken und die aktuellen Truppen zu unterstützen.

Ein paar Klischees sind natürlich auch wahr. Zum Beispiel, dass die Inselbewohner sehr höflich miteinander umgehen. Auf den Straßen der britischen Hauptstadt zum Beispiel, wird wohl kein Satz öfter gesprochen als „Excuse me!“, dicht gefolgt von einem einfachen „Sorry!“. Eine Bekannte fasst es mal mit den Worten zusammen: „Das ist ganz anders als Berlin. Hier kannst du jemanden anrempeln und er entschuldigt sich noch bei dir.“ Das entspannt den Alltag natürlich erheblich und es hilft selbst gute Laune an den Tag zu legen. Auch stellen sich die Briten brav in Schlangen an, um Tickets, Fish&Chips und Chicken Wings zu bestellen.

Streichelzoo und Banken-Tower

ChanaryWharf

Chanary Wharf

London an sich ist natürlich eine großartige Erfahrung. Ständig gibt es neue Orte zu entdecken. Zum Beispiel „Little Venice“ – ein kleine Gegend in Maida Hill, die mit Kanälen, Booten und Schiffsrestaurants stark an die norditalienische Metropole erinnert. Interessant ist ebenfalls das Gebiet um Canary Wharf, denn dort stehen die Elfenbeintürme der größten englischen Banken. City, Barclay’s, HSBC und wie sie alle heißen sind dort stationiert. Ich hatte das Gefühl, dass ich um den halben Erdball gebeamt  wurde und mich in den Häuserschluchten von New York befinde. (Das ist soweit von hier entfernt, das Google Maps nicht mal eine Route berechnen kann.) Am Wochenende kann man sich jedoch alles in Ruhe ansehen, denn dann ist die Gegend schlicht ausgestorben. Lustig: In Sichtweite der Banken-Tower befindet sich ein kleiner Park in dem ein Streichelzoo junge Familie zu entspannten Sonntagsausflug einlädt.

 

RoyalExchange

Royal Exchange

London schafft außerdem eine tolle Verbindung zwischen dem Altertum und der Moderne. Zum einen hat man die wunderschönen Gebäude des Mittelalters mit ihren Kathedralen und beeindruckenden Regierungsgebäuden, zum anderen ambitionierte Neubauten wie die umweltfreundliche 30st Mary Axe und den zweithöchsten Wolkenkratzer Europas „The Shard“. Hier kann man die Geschichte der Menschheit quasi spüren und sehen wie eine Stadt organische wächst und sich im Laufe der Jahrhunderte verändert. Um es mit den Worten meiner Chefin zu sagen: „It’s just amazing.“

Durch all diese Faktoren war und ist London eine tolle Erfahrung. Mein Verständnis für andere Menschen und Kulturen hat sich definitiv verbessert, genauso wie meine Englischkenntnisse.  Ich bin froh, dass ich den Schritt gewagt habe und kann ein Auslandspraktikum nur wärmstens empfehlen.

Spruch des Tages: “By seeing London, I have seen as much of life as the world can show.”-  Samuel Johnson

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