Als studierte Sprachwissenschaftlerin würde ich jetzt erklären das MINT ein Akronym, eine Kurzwortbildung, aus den folgenden Anfangsbuchstaben darstellt:

M – Mathematik
I – Informatik
N – Naturwissenschaften
T – Technik

Eingefleischte MINT-Kenner klären allerdings sofort darüber auf, dass es um viel mehr geht. Nämlich um eine mittlerweile Rieseninitiative der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit den Ländern, mit Schulen, Hochschulen, Verbänden, Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Ziel dieser Initiative ist es dem deutschen Fachkräftemangel in den genannten Bereichen entgegenzuwirken und junge Nachwuchskräfte, besonders auch Frauen, für die MINT-Bereiche zu begeistern.

Klischees aufbrechen

Nun habe auch ich weder Mathematik, noch Informatik, noch Naturwissenschaften oder Technik studiert, sondern wie bereits erwähnt ein Sprachstudium an einer philosophischen Fakultät vorgezogen. Nicht weil es meine große Begabung war Englisch, Italienisch oder Spanisch zu lernen und zu sprechen, sondern weil ich nicht genau wusste, was ich studieren sollte, man Sprachen immer gebrauchen kann und in Berufen mit Fremdsprachen viel mit Menschen zu tun hat.

Damit entspreche ich laut Statistik dem Klischee bei der Berufs- und Studienwahl. Denn die meisten jungen Frauen entscheiden sich bewusst oder unbewusst gegen MINT-Berufe, weil sie in Mathe nur eine drei hatten, weil sie das Bild eines einsam im Labor tüftelnden Menschen haben, weil ihnen der Nutzen und die Anwendbarkeit in der späteren Praxis nicht klar ist und weil oftmals doch noch in stereotypischen Kategorien wie Frauen und Männerberufen gedacht wird.

Mit unterschiedlichen Veranstaltungen und Angeboten wie Schnupperstudientagen, Experimentier-Camps und Forschungsgruppen sollen junge Frauen die Möglichkeit bekommen sich technisch auszuprobieren, ihre Stärken zu entdecken und ihre Neugier für mathematische Fragestellungen oder naturwissenschaftliche Phänomene soll geweckt werden. Das gemeinsame MINT-Ziel ist eine bessere Orientierung und das Aufzeigen beruflicher Perspektiven. Denn oftmals wissen viele gar nicht was sich konkret hinter den einzelnen Studiengängen und Berufsfeldern verbirgt. Dem soll nun mit einer nachhaltigen und bundesweiten MINT-Strategie und positiven, besonders auch weiblichen, Rollenvorbildern entgegengewirkt werden.

Vielleicht hätte auch ich mich mit ausreichend Hintergrundinformationen, Raum zum Ausprobieren, persönlichen Ansprechpartnerinnen und Rollenvorbildern und der nötigen Praxisrelevanz für ein Biotechnologiestudium oder ein Studium im Maschinenbau entschieden? Immerhin nahm ich zu Beginn meiner Schulzeit noch an Matheolympiaden teil und fand auch zu gymnasialzeiten Physik und Technik faszinierender als Deutsch oder Englisch. Unter dem Motto „Ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss“ kam ich mit 2,9 durchs Abi. Sprachen waren zum damaligen Zeitpunkt meiner Meinung nach eine gute Wahl, obwohl ich sowohl in den MINT-Disziplinen als auch in den Sprachen durchgehend Dreien zu verzeichnen hatte. Jedoch bin ich nach meinem Abi nie auf die Idee gekommen Ingenieurin oder Technikerin werden zu wollen. Sonst würde ich jetzt vielleicht Zellstrukturen erforschen oder die Flugzeuge von morgen mitkonstruieren und würde Deutschland helfen die Fachkräftelücke zu füllen?

Aufklären, Motivieren, Vorantreiben

Inzwischen ist MINT ein wichtiger Teil meines Jobs an der Hochschule Mittweida. Im Campusbüro für Familie und Chancengleichheit bin ich hinter den Kulissen tätig, erarbeite ein nachhaltiges MINT-Konzept und motiviere damit hoffentlich viele junge Studentinnen und Wissenschaftlerinnen zu einer zukunftsträchtigen Karriere in den MINT-Studiengängen.

Die Hochschule Mittweida fördert den MINT-Nachwuchs beispielsweise durch folgende Angebote:

  • In jährlich vier KinderUni-Vorlesungen, hauptsächlich aus den MINT-Bereichen, halten Professorinnen und Professoren unserer Hochschule beispielsweise zu den Themen „Laserstrahlung – wie funktioniert das eigentlich“ oder „Wie funktioniert ein Rennauto“ anschauliche und praxisorientierte Vorlesungen für Grundschulkinder.
  • Zum diesjährigen Experimentiertag forschten und entdeckten 9- bis 12-jährige Ferienkinder zu den spannenden Themen „Wasserballons und Lichtumleitung“ und „Blähende Saurier und Kaviar“
  • Auch während des einwöchigen Sommer-Camps zum Thema „Junge Redakteure auf Hochschultour“ hatten die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe eine Zeitung, inklusive aller technischen Herausforderungen, komplett selbst zu entwerfen.
  • Zusätzlich wird es in den Winterferien 2013 erstmalig ein 3tägiges MINT-Camp für Abiturientinnen geben in welchen rund um die Fachgruppen Mathematik, Physik und Informatik geforscht, experimentiert und konstruiert wird. Ziel ist es zu zeigen das ein Studium und spätere Einsatzmöglichkeiten in den Disziplinen Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik durchaus sehr abwechlungsreich und anwendungsbezogen sein können.

Neben vielen weiteren Angeboten wie die Nacht der Wissenschaften, den Ganztagesangeboten der Hochschule in Kooperation mit regionalen Schulen, oder der Betreuung von BELL-Arbeiten werden an der Hochschule außerdem kooperative Promotionsverfahren im Rahmen der hochschuleigenen Promotionsstipendien unterstützt. Diese ermöglichen es jungen Wissenschaftlerinnen, wie z.B. Annette Hübner ihre einzigartige Forschung am Scheidenblütengras in der Biotechnologie erfolgreich voran zu treiben.

Ob all diese Bemühungen langfristig eine erfolgreiche Wende in Bezug auf einen signifikant ansteigenden MINT-Frauennachwuchs bringen werden, bleibt abzuwarten – eventuell kaugummikauend in meiner mint-grünen Wohnküche mit der Gewissheit, dass im Leben auf kurz oder lang alles seinen Sinn hat.