Zunächst muss ich sagen, dass London einfach ein Traum von mir war, seit ich die Stadt 2005 mit meiner Schulklasse besucht habe. Damals waren wir eine Woche hier und haben die klassischen Highlights wie den London Dungeon, die Tower Bridge, den Big Ben, das British Museum und Madam Tussauds mitgenommen. Mir hat es mega gut gefallen und ich habe damals beschlossen, dass ich hierher zurückkehren möchte. Die Möglichkeit bot sich jedoch erst, als ich mein Studium fast schon in Sack und Tüten hatte. Ein wenig verrückt, wenn ich bedenke, dass seither sieben Jahre ins Land gezogen sind. Andererseits, wann soll man dieses Abenteuer besser in Angriff nehmen als im Studium. Immerhin: Ein Studi ist es (in der Regel) gewohnt finanziell nicht die größten Sprünge machen zu können, hat (meist) noch keine Verpflichtungen, wie Familie oder Job, und die Hochschule begrüßt es sogar, dass er/sie sich für ein halbes Jahr an einem anderen Ort austobt und unterstützt so gut sie kann.

Abgesehen davon habe ich festgestellt, dass man bei Praktika sehr viel lernt. Egal, ob es die Abläufe in Unternehmen oder Soft Skills waren, jedes Praktikum hat mich in meiner Entwicklung weitergebracht. Man bekommt so viele wunderbare Eindrücke und auch ganz unterschiedliche Einschätzungen, die man aufnehmen und künftig berücksichtigen kann. Einmal wurde mir gesagt: „Tino, ich hatte erst den Eindruck, dass du gar nicht aus dem Knick kommst, aber du  bekommst das schon hin. Trau dir mehr zu.“ Andere Leute sagten: „Ich denke du machst deine Arbeit gut, aber dir fehlt es noch an Erfahrung in dem Bereich. Du solltest dich darum kümmern, dass du die bekommst.“ Fakt ist, es ist nicht einfach sich in der Arbeitswelt „richtig“ zu verhalten und jede Erfahrung hilft dabei.

„My English is not so good“

Was natürlich auch ein wichtiger Punkt für meinen Schritt nach UK war, ist die Fremdsprache. Seien wir mal ehrlich: Der Englischunterricht in der Schule ist semi-erfolgreich. Klar – man hört viele Wörter, die auch irgendwo „gespeichert“ werden, aber so richtig flüssig ist das nicht. Darum hatte ich in den letzten Stunden vor meinem Flug auch die Hosen voll. ‚Werde ich das alles hinbekommen?‘ ‚Ist mein Englisch zu schlecht?‘ ‚Was mache ich, wenn die sagen: Wir können dich mit deinem Englisch hier nicht gebrauchen? ‘ – solche Gedanken gingen mir durch den Kopf. Inzwischen bin ich hier und kann unfallfrei Hot Wings beim örtlichen Inder bestellen. Man lernt schnell, wenn man muss und keine Wahl hat. Inzwischen fühle ich mich relativ sicher, was die Sprache betrifft. Klar, in einen Wettstreit mit dem Chef des  Department of Physics der Universität in Oxford kann ich vermutlich nicht treten, aber fürs Erste ist das auch nicht geplant.

Insgesamt glaube ich, dass mir das Praktikum in UK auch bei der späteren Arbeitssuche helfen wird. Es gibt da ja immer noch diese Geschichten, dass das von Unternehmen gern gesehen wird. Zumindest wird der Personaler, der meine Bewerbung unter die Lupe nehmen muss, sich sicherlich denken, dass meine Englisch-Kenntnisse „okay“ sind, dass ich einigermaßen selbstständig bin und ein wenig Verständnis für „fremde“ Kulturen besitze. Insgesamt „macht es sich halt gut im Lebenslauf“, obwohl die gesammelten Erfahrungen, die Sprachkenntnisse und das Leben eines Traums viel mehr Wert sind, als mein individuelles Stück Papier.

Spruch des Tages: London is a roost for every bird. – Benjamin Disraeli (British Prime Minister and Novelist. 1804-1881)