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raika_heidemann_finnland_01Endlich mal raus aus Deutschland und etwas Neues sehen und erleben. Das war der Hauptgedanke von Raika Heidemann, als sie sich für ein Auslandssemester in Jyväskylä, Finnland entschied. „Es gibt keine bessere Erfahrung, als für eine längere Zeit in einem anderen Land zu leben. Man lernt selten so viel über andere Länder und Kulturen, wie bei einem Studentenaustausch. Denn dort bist du nicht der oder die einzige, sondern oft sind dort noch hundert weitere Studenten aus der ganzen Welt. Solange du nicht mit Scheuklappen umher läufst und dich im Studentenwohnheim einschließt, wirst du auch alle kennen lernen“, berichtet die Medienstudentin über ihre Erfahrungen im Ausland.

„Das spannendste meines Auslandssemesters war die finnische Mentalität kennenzulernen. Finnen haben grundlegend einen anderen Charakter als Mitteleuropäer. Sie reden nicht viel, sind aber äußerst zuvorkommend und freundlich. Wo sonst sagt man dem Busfahrer beim Aussteigen schon ‚Danke‘? Außerdem habe ich mit meinen Kommilitonen die Zeit genutzt, um andere Länder und Städte zu bereisen – was man in einem Austauschsemester alles erlebt, ist schon beeindruckend. Da helfen natürlich die Studentenvereinigungen (national oder regional) mit günstigen Reisen nach. Geht man in ein anderes Land, nimmt man alles anders wahr und wird auferksamer. Alles wird wieder interessant“, erzählt Raika.

Das ERASMUS-Programm

raika_heidemann_finnland_02Neben der Förderung von Auslandspraktika ist das ERASMUS-Programm vor allem dafür bekannt, Studenten bei ihrem Auslandsstudium innerhalb Europas zu unterstützen. Das passiert einerseits dadurch, dass das Aufnahmeverfahren sehr einfach ist und sich alle Hochschulen und Universitäten mit der Universitätscharta verpflichten die darin festgelegten Mindestanforderungen und Grundsätze einzuhalten. Dazu gehört zum Beispiel die volle Anerkennung aller Prüfungsleistungen, die ein Student während seines Auslandssemesters ablegt.

Anderseits bekommen die Studenten ein Stipendium, das sie finanziell unterstützt. Es gilt als ein Zuschuss, der die entstehenden Mehrkosten, wie Umzug- und Reisekosten sowie erhöhte Lebenshaltungskosten, ausgleichen soll. Wie hoch dieser ist, ist von Jahr zu Jahr und zwischen den Hochschulen unterschiedlich.

Das Budget des ERASMUS-Programms wird unterschiedlich auf die Hochschulen verteilt. Es ist abhängig davon, wie viele Studenten im Vorjahr an dem Austauschprogramm teilnahmen. Je mehr Studenten einer Hochschule dieses Jahr über ERASMUS ins Ausland gehen, umso größer ist die finanzielle Förderung, die die Hochschule im nächsten Jahr erhält.

„Als ich im Wintersemester 2011 nach Finnland ging, betrug meine Förderung rund 180 Euro im Monat. Wie viel man als Student insgesamt erhält, ist abhängig von der Dauer des Auslandsaufenthalts. Die Dauer muss außerdem von der Gasthochschule offiziell bestätigt werden. In der Regel wird dabei für die Berechnung auf volle Monate auf- bzw. abgerundet. Auch hierbei werden 80% der gesamten Förderungshöhe zu Beginn des Aufenthalts ausgezahlt und die restlichen 20% nach dem erfolgreichen Abschluss“, beschreibt Raika ihr finanzielle Unterstützung.

Wie komme ich an die Förderung?

raika_heidemann_finnland_03Um diese Förderung zu erhalten, müssen aber bestimmte Kriterien vor dem Auslandsaufenthalt erfüllt werden:

  • Der Student muss die ersten beiden Semester an der Heimathochschule erfolgreich abgeschlossen haben.
  • Der Aufenthalt darf nicht kürzer als 3 Monate und nicht länger als 12 Monate sein, muss aber mindestens die Länge eines Trimester bzw. Semesters der Gasthochschule betragen.
  • Die Gasthochschule bestätigt die Annahme des Studenten für die gesamte Dauer seines Auslandsaufenthalts.
  • Ein Learning Agreement, über die Anerkennung der belegten Kurse und Prüfungsleistungen, muss zwischen der Heimat- und Gasthochschule geschlossen werden.

Nach dem erfolgreichen Abschluss eures Auslandssemesters verpflichtet ihr euch einen kurzen Bericht, über eure Erfahrungen und Erlebnisse zu schreiben. Die Gasthochschule ist dazu verpflichtet euch ein Transcrips of Records, euer Zeugnis, auszustellen.

Übrigens beträgt die maximale ERASMUS-Förderungshöhe 300 Euro im Monat und nimmt damit keinen Einfluss auf das BAföG. Außerdem lohnt es sich für jeden einen Antrag auf Auslands-BAföG zu stellen, denn hierfür sind die Hürden geringer als bei dem Inlands-BAföG und die finanzielle Förderung dementsprechend höher. Niemals wird ein Auslandsaufenthalt einfacher sein als während des Studiums. Besucht also unsere Studentenberaterin Marion Dienerowitz im International Office und lasst euch dort über eure Möglichkeiten für ein Auslandsstudium informieren.

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Henna, ihr Mann Jaakko, Nooa und Mimosa

In Finnland studiert Henna an der Hochschule von Jyväskylä und belegt die Fächer Kommunikation, Grafik Design, Fernsehen und kreatives Schreiben. Seit 2007 ist Sie eingeschrieben. Dass die aus Lahti stammende Studentin etwas länger für ihr Studium gebraucht hat als andere, lässt sich leicht erklären. Innerhalb ihres Studiums bekam Henna zwei Kinder. Nooa wurde 2009 geboren und die kleine Mimosa kam 2010 zur Welt. Ihr Studium wollte ihre Mutter dennoch nicht aufgeben. Doch damit kamen Probleme auf die junge Mutter zu. Ab 2008 wurden ihre Studienfächer nicht mehr angeboten. Somit gab es auch keine Kurse mehr. „Wenn ich jetzt etwas lernen will, dann erarbeite ich mir alles aus Büchern, schreibe eine Prüfung und das war‘s“, erzählt Henna. Die blanke Theorie war und ist ihr jedoch zu wenig. Damit die Finnin sich trotzdem praktisch weiterbilden kann, wagte sie den Schritt in Ausland: „Ich wollte schon immer mal im Ausland leben und eine neue Art zu leben kennen lernen.“

Bye bye Jyväskylä

Doch was, wenn man bereits einen Mann und zwei Kinder hat? Klar: Man nimmt sie einfach mit. So zogen Henna, ihr Mann Jaakko und ihre beiden Kinder bepackt mit vier großen Reisetaschen und fünf kleinen Rucksäcken nach Deutschland. Dass eine Reise von Jyväskylä nach Mittweida kein alltäglicher Trip ist, zeigt schon die Route des kleinen Trosses. Henna erzählt: „Wir sind erstmal nach Helsinki zu meinem Vater gefahren. Dann mit dem Flugzeug nach Oslo. Von Oslo ging es nach Prag, dann mit dem Zug nach Dresden und mit dem Bus von Dresden nach Mittweida.“ Fast fünf Tagen hat die junge Familie gebraucht und eine halbe Europareise hinter sich gebracht, um endlich in Mittweida anzukommen. Inzwischen leben sie in einem Wohnheim auf dem Campus Mittweida und lernen Deutschland mit vielen neuen Eindrücken kennen. Der größte Unterschied zwischen Finnland und Deutschland, den Henna in den vergangenen Wochen erlebt hat, ist das Essen: „Es ist lustig. Viele Dinge, die es hier zu kaufen gibt haben wir in Finnland gar nicht. Zum Beispiel Quark. Das gibt es bei uns nicht.“

Henna sammelt praktische Erfahrungen

Henna sammelt praktische Erfahrungen

Besonders angezogen hat  Henna der große und moderne Fernsehbereich der Hochschule Mittweida. „Ich wollte schon immer im Fernsehen arbeiten. Jetzt habe ich meine Chance ergriffen“, erzählt sie. „Außerdem ist es in Finnland wirklich wichtig, dass man solche Auslandserfahrungen vorweisen kann. So wird man von möglichen Arbeitgebern ganz anders wahrgenommen.“ In Mittweida wird Henna sich im Bereich TV ausleben können, denn sie wird aktiv in verschiedene laufende Projekte der Fakultät Medien einbezogen.