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Die Überlegung und letztendlich die Entscheidung in Mittweida zu studieren, hatte sich bereits seit längerer Zeit in meinem Kopf eingenistet und allmählich gefestigt. Aufgrund eines Praktikums und verschiedener Schnupperkurse für Schüler, darunter der Ferienkurs „TPM-Brücke“ und das Ganztagsangebot Forensik, hatte ich schon während meiner Schulzeit die Chance, Einblicke in die Hochschule Mittweida zu bekommen. Da ich naturwissenschaftlich sehr interessiert bin, vorwiegend im Bereich der Biotechnologie. Mir wurde der enge Kontakt zwischen Lehrenden und Lernenden, der hier zu finden ist, immer mehr bewusst. Das war zuletzt auch der ausschlaggebende Punkt, warum ich mich für die kleine Hochschule in Mittweida und nicht für die große Uni in Dresden entschieden habe.

Doch bis es für uns Erstsemester so richtig losgehen sollte, war noch etwas Zeit. Die ersten beiden Tage, geprägt von Begrüßungs- und Einweisungsgesprächen sowie Campusrundgängen, gaben uns erst mal einen grundlegenden Überblick über die Professoren der Fakultät MNI, einige Mitarbeiter der Hochschule und natürlich auch genügend Zeit um sich schon ein wenig mit seinen  Mitstudentinnen und Mitstudenten vertraut zu machen.

Was mich dabei sehr beeindruckt hat, war die Offenheit und Freundlichkeit, die jede einzelne Person ausstrahlte. Das galt auch für die Studenten, die bereits an der Hochschule studieren. Sie hatten sich richtig ins Zeug gelegt, um uns auf das Herzlichste willkommen zu heißen und die Kleinstadt Mittweida für uns ansprechend zu präsentieren. Hier war ich, als aus dem ruhigen Mittweida stammender Ersti, wieder sehr überrascht – natürlich im Positiven.  Unter den vielen angebotenen Veranstaltungen war vor allem der, extra für die Neulinge der Fachschaft MNI veranstaltete, Abend im Studentenclub eine wunderbare Gelegenheit gemeinsam mit  Professoren und Mitstudenten gemütlich zusammenzusitzen, Spaß zu haben und wertvolle Tipps für die kommende Zeit auszutauschen.

Ab Mittwoch wurde es dann langsam richtig ernst. Die Vorlesungen und Seminare hatten begonnen. Uns wurde klar, dass wir uns schleunigst um einen schicken weißen Laborkittel und einen Permanentmarker  bemühen mussten, da wir sonst in den Chemiepraktika und im Biotechnologielabor nicht weit kommen würden. Ob in einer komplizierten Mathevorlesung, mit Bedarf zum Nacharbeiten, oder in den Seminaren von Chemie und Englisch stellten wir die Gutmütigkeit der Professoren fest. Somit bin ich absolut neugierig auf noch mehr interessantes Wissen über Biotechnologie, Mikroorganismen und Enzyme, und vor allem auf dessen Verknüpfung mit der Bioinformatik.

Zusammenfassend kann ich als Neuling der Hochschule Mittweida nach einer Woche vieler Eindrücke sagen, dass ich gespannt auf eine lernreiche Zeit mit viel Spaß und gegenseitiger Unterstützung bin.

Foto: Martina Nolte, Lizenz: Creative Commons CC-by-sa-3.0 de

Biogasanlage © Martina Nolte, Lizenz: Creative Commons CC-by-sa-3.0 de

In einer Biogasanlage arbeiten viele verschiedene Bakterien zusammen um aus einem ihnen zur Verfügung gestellten Substrat ein Gas zu produzieren, das zum Großteil das energiereiche Methan enthält – wie im Erdgas. Das entstandene Gas kann direkt am Ort der Entstehung mit Hilfe sogenannter Blockheizkraftwerke verstromt oder über das Erdgasnetz transportiert werden. Dadurch wird diese umweltfreundlich produzierte Energie fast ohne Verluste transportabel und speicherfähig. Das Substrat besteht zumeist aus Rinder- oder Schweinegülle oder aus nachwachsenden Rohstoffen wie z.B. Mais.

Der biologische Abbauprozess ist jedoch sehr empfindlich und zudem weitestgehend unerforscht. Erst in den letzten Jahren hat man begonnen sich mehr um die biologischen Seite zu kümmern. In meinen Projekt geht es zudem nicht nur um das reine Verständnis der Biogas-Biologie, sondern vielmehr um die Biochemie des Abbaus. Ich bin der Ansicht, dass dieser Aspekt bislang viel zu kurz gekommen ist und der Prozess gezielter gesteuert werden kann, wenn man über die zu Grunde liegenden Abbauwege in Bilde ist. Aus diesem Grund habe ich mir zum Ziel gesetzt herauszufinden, wie man den Prozess optimieren kann – also die Bakterien zu Höchstleistungen anspornt.

Um das herauszubekommen, möchte ich das Metatranskriptom untersuchen. Das Transkriptom beschreibt die Gesamtheit der genetischen Abschriften unter dem Einfluss einer bestimmten Umgebungsbedingung.  Das Meta davor bezieht sich „nur“ auf alle vorhandenen Mikroorganismen in der Biogasanlage. Ich mache also keine Unterschiede um welches Bakterium es sich handelt, denn mich interessiert der Prozess als Ganzes. Dadurch weiß ich dann genau, was die Bakterien so treiben, wenn es besonders kalt oder warm ist, sie viel oder wenig zu futtern haben.

Nebenbei werden auch noch chemische und verfahrenstechnische Parameter wie das Säurelevel oder der Biogasertrag erfasst. Durch die Korrelation dieser Werte mit den biochemischen Parametern erhoffe ich mir dann herauszufinden, was die Bakterien brauchen, um effektiv das Substrat zu Biogas abzubauen. Es wird ebenfalls angestrebt, eine Art Frühwarnsystem zu entwickeln, damit man eine Mangelsituation schnell erkennt und beheben kann. Denn ist eine Biogasanlage einmal aus dem Gleichgewicht, kann es sehr schnell passieren, dass man nichts mehr retten kann. Das heißt: Fermenter abpumpen und neu anfahren. Das hört sich nicht weiter dramatisch an, ist aber mit enormen wirtschaftlichen Einbußen verbunden. Bis die Mikrobiologie sich etabliert hat und gut aufeinander eingespielt ist, können mehrere Monate – ja manchmal sogar bis zu einem Jahr- vergehen. Erst danach kann der Prozess auf Volllast betrieben werden.

Soviel dazu warum ich das alles mache. Wie ich dann an das Metatranskriptom rankomme, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.

Frau Hasse, warum haben Sie sich für den Studiengang Biotechnologie entschieden? Warum wollten Sie das gerade in Mittweida studieren?

Ein reines Biologiestudium kam für mich nicht in Frage, da mich Fächer wie Botanik zum Beispiel überhaupt nicht interessieren. Außerdem mag ich eher ein anwendungsorientiertes Studium, bei dem man Grundlagen lernt und sie anwendet. Bei reinen Biologiestudiengängen sieht es da ja etwas anders aus. Seitenweises Auswendiglernen macht mir weniger Spaß als Lösungen für bestehende Probleme zu finden.

An der Hochschule Mittweida fand ich es reizvoll, dass der Studienschwerpunkt eher in der ingenieurtechnischen Ausbildung lag. Andere Hochschulen legen den Fokus auf die Biologie und reißen den Technikanteil nur kurz und oberflächlich an. Natürlich hat man auch mal in der Vorlesung gesessen und sich gefragt, warum man das jetzt unbedingt wissen muss, weil man das große Gesamtbild noch nicht gesehen hat. Im Nachhinein muss ich jedoch sagen, dass mir so gut wie jedes unterrichtete technische Fach bei meiner täglichen Arbeit hilft, auch wenn ich natürlich nicht mehr irgendwelche Transformationen ausrechnen muss. Allein das Wissen darum und das technische Grundverständnis erleichtert mir die Arbeit und vor allem das Zusammenarbeiten mit Elektrotechnikern und Maschinenbauern anderer Firmen, da ich quasi die Schnittstelle zwischen den Biologen und den Technikern beziehungsweise Informatikern bin.

Welche vor dem Studium erworbenen Qualifikationen haben Sie für dieses als nützlich empfunden?

Ich denke, dass ein technisches, mathematisches als auch physikalisches Grundverständnis für das Studium – vor allem für das Grundstudium – wichtig gewesen ist. Ohne das wäre es sicherlich auch machbar gewesen, da man zu Beginn der Vorlesungen von den Professoren auf die Grundlagen, die man bereits haben sollte beziehungsweise nachholen musste, hingewiesen worden ist. Dadurch konnten auch Studenten, die kein naturwissenschaftliches Abitur hatten das Studium erfolgreich bestehen, jedoch ist der Lernaufwand dieser Studenten wesentlich höher gewesen, da das Studium sehr anwendungsorientiert ist und man die Grundlagen also im Schlaf beherrschen musste. Wesentlich mehr Qualifikationen brauchte man nicht unbedingt. Während des Studiums habe ich mich zum ersten Mal mit Microsoft Excel und Powerpoint sowie mit Adobe Photoshop auseinander gesetzt und fand das schrittweise Heranführen vor allem durch Vorträge sinnvoll. Im Nachhinein betrachtet und vor allem auch im Hinblick auf mein zweites Studium an der TU Dresden hätte ich mir jedoch weitaus mehr Vorträge und mündliche Prüfungen gewünscht, auch wenn man diese in dem Moment gehasst hat. Für  den beruflichen Werdegang schadet es auf jeden Fall nicht, im freien Reden und in Vorträgen vor Publikum trainiert zu sein.

Wie haben Sie die Wohnsituation in Mittweida erlebt? Wo haben Sie während des Studiums gewohnt?

Ob eine WG oder eine eigene kleine Wohnung auf der Bahnhofstraße, das Wohnen und Studieren in Mittweida hat sehr viel Spaß gemacht. Gerade weil es sich um eine kleine Hochschule mit nur wenigen Studenten handelt. Man kennt sowohl seine Seminargruppe als auch Studenten aus anderen Jahrgängen und Studienrichtungen. Dies hat zum einen die verschiedenen Vorlesungen erleichtert, weil man auch andere Studenten um Hilfe bitten konnte, als auch das Partyleben und die Gruppenbindung innerhalb der Seminargruppe. Man ist eben nicht nur eine Nummer gewesen, sondern ein Mensch. Und wenn in den Sommersemesterferien mal keiner da gewesen ist, pilgerte man einfach zur Mensa und hat dort recht leicht neue Leute kennen gelernt, mit denen man etwas unternehmen konnte. Bei meinem zweiten Studium an der TU Dresden ist das definitiv nicht so einfach gewesen, denn dort waren alle Studenten quer über die gesamte Stadt verteilt und gingen an verschiedenen Orten Essen.

Wie haben Sie das Verhältnis zwischen Studenten und Professoren empfunden? Waren die Professoren gut erreichbar?

Definitiv. Dies ist ein großer nicht zu vernachlässigender Vorteil der Hochschule Mittweida. Vor allem auch, dass viele Professoren und Seminarleiter die Namen der gesamten Seminargruppe kannten. Klar hat das den Druck, die Seminaraufgaben zu erledigen und während der Vorlesung dem Professor zu folgen, erhöht. Dies hat sich aber spätestens bei der Prüfungsvorbereitung ausgezahlt. Wenn ich noch einmal studieren würde, dann definitiv wieder an einer Hochschule mit familiärem Charakter und nicht an einer Massenuniversität. Ich mochte es, ohne einen drei Wochen vorher vereinbarten Termin zum Professor gehen zu können. Vor allem während der Prüfungszeit war das von Vorteil, da sich dort Fragen meistens erst kurzfristig ergeben haben.

Gab es nach dem Studium Unsicherheiten bei der Berufswahl oder eine Phase der Orientierungslosigkeit? Wie haben Sie diese überwunden?

Dadurch, dass das Praxissemester bereits im dritten Studienjahr stattfand, eigentlich nicht. Man knüpfte erste Kontakte, probierte sich aus, fand anschließende Stellen als wissenschaftliche Hilfskraft und entwickelte sich weiter, bis sich schließlich ein Gesamtbild zusammenfügte.

Warum haben Sie sich für das Max Planck Institut als Arbeitgeber entschieden?

Am Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik arbeitete ich sowohl schon während meines Studiums in Mittweida als auch während meines Masterstudiums an der TU Dresden. Nach meinem Auslandsaufenthalt suchte ich anschließend an meinen Master eine Stelle in Dresden. Über Kontakte erfuhr ich dann, dass sowohl mein derzeitiger Chef als auch eine Screeningfirma einen Mitarbeiter im Bereich der Laborautomation suchten. Auf diesem Gebiet hatte ich bereits schon sowohl meine Diplom- als auch meine Masterarbeit geschrieben. Da es am Max-Planck-Institut das interessantere Projekt mit mehr Verantwortung und höheren Aufstiegschancen gab, entschied ich mich für das Institut.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Die Laborautomation ist für viele Biologen ein unbekanntes Feld. Im Prinzip nutzen wir Pipettierroboter und automatische Mikroskope um die Experimente, die die Biologen manuell machen, im Hochdurchsatz durchzuführen, um so ganze Genome zu screenen.

Da ich für die gesamte Laborautomation des Gebäudes zuständig bin, ist mein Arbeitstag selten planbar und dementsprechend spannend. Im Prinzip schreibe ich neue Programme für die Pipettierroboter und bin dafür zuständig, dass sowohl die Roboter, als auch die automatisierten Mikroskope das machen, was sie machen sollen – was leider nicht immer der Fall ist, da wir es oft mit Geräten im Beta-Status zu tun haben, die Technik also noch nicht komplett ausgereift ist. Hier kommt mir vor allem der ingenieurtechnische Teil meines Mittweidaer Studiums zugute, da ich viel mit Softwareprogrammierern und Technikern der Herstellerfirmen zusammenarbeite um Lösungen zu finden.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Vorgesetzten und Kollegen?

Die Zusammenarbeit am Max-Planck-Institut mit Vorgesetzten ist recht entspannt, da sich alle per Du anreden und niemand mit „Prof. Dr. Dr.“ angeredet werden möchte. Über meine Vorgesetzten erfahre ich, was sie erforschen wollen, schlage ihnen Möglichkeiten für die Automation des Prozesses vor und realisiere sie dann auch. Mit meinen Kollegen arbeite ich dahingehend zusammen, dass ich sie an den Geräten mit dem spezifischen automatisierten Prozess anlerne, damit sie diesen dann selbstständig ausführen und mich lediglich im Störfall informieren, damit ich mich um die Reparatur des Gerätes  kümmern kann. Kleine Sachen repariere ich dann selbst, bei komplexeren muss natürlich ein Techniker der Herstellerfirma hinzugezogen werden.

Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bisher bezeichnen?

Das ist schwer zu sagen, da es bisher glücklicherweise keine Rückschläge gegeben hat. Stolz macht mich auf jeden Fall, dass ich nach meinem Dipl.-Ing. (FH) an der Hochschule Mittweida meine Masterarbeit an der Yale University in den USA geschrieben habe, dass ich sofort im Anschluss an mein Studium einen Job gefunden habe, in dem meine Vorgesetzen so zufrieden mit mir sind, dass ich nach zwei Jahren zum Kopf der Automationseinheit des Institutes wurde und frei über meine Arbeitseinteilung verfügen kann.

Wem würden Sie einen Job in Ihrer Branche empfehlen?

Definitiv jedem, dem die reine Biologie zu langweilig ist. Forschen im kleinen Maßstab macht definitiv viel Spaß, nur bin ich eher der zielorientierte Typ. Ich möchte nicht unbedingt in jahrelanger Kleinstarbeit herausfinden, was das Protein A im Prozess B macht und wie es mit anderen Proteinen unterschiedliche Prozesse beeinflusst. Für mich persönlich ist es interessanter diese Zusammenhänge im Hochdurchsatz in kurzer Zeit herauszufinden. Zusätzlich ist die Automation auch noch eine gute Abwechslung zur reinen Biologie, was meinen Alltag wesentlich vielfältiger macht. Ein weiterer Vorteil mit einem Dipl.-Ing. (FH) in der Automation zu arbeiten, ist auch, dass man nicht unbedingt einen Doktortitel benötigt, was bei einem reinen Biologiestudium normalerweise im Anschluss an das Studium ansteht.

Fließschema des entwickelten Modells

Die Konferenz ist eine Plattform für junge Wissenschaftler, die von einer Fachhochschule kommen und findet jedes Jahr in einem anderen Ort statt. Dieses Jahr war die Hochschule Zittau/Görlitz an der Reihe. Mein Vortrag hat meine Diplomarbeit mit dem kolossalen Titel zum Thema: „Ermittlung der Gleichgewichtskonzentration von Inhaltsstoffen bei der Rezyklierung von Presswasser in Biogasanlagen“. Am Ende geht es um die Modellierung verschiedener Fütterungs- und Anmaischregime.

Während ich den verschiedensten Vorträgen lausche, werde ich immer wieder von Aufregung gepackt, wenn ich daran denke, dass ich später auch da vorne stehen muss. Die Themen sind sehr vielfältig. Sie reichen von den Geisteswissenschaften über die Naturwissenschaften bis zu den Wirtschaftswissenschaften. Könnte spannend sein, jedoch verstehen es leider nicht sehr viele von den Vortragenden ihr Thema so zu verkaufen, dass es auch wirklich alle verstehen. Denn ich bin eben kein Physiker oder Informatiker und so bleiben mir am Ende einige zu Beginn vielversprechende Themen doch verschlossen. Die Sorge habe ich bei meinen Vortrag nicht! Meine Kollegen sind nicht müde geworden, mir zu sagen, was sie als Nicht-Biogas-Fachmann unverständlich fanden. Zum Beispiel nicht so viele interne Abkürzungen zu benutzen. Sowas vergisst man sonst schnell, quasi eine Art Betriebsblindheit.

Dann ist auch schon die Mittagspause ran. Die Mensa ist groß und lichtdurchflutet. Das Essen schmeckt sehr gut. Nach dem Essen kann man sich dann sogar auf die zur Mensa gehörigen Sonnenterrasse setzten und verdauen. Die Studenten dort genießen es auch.

Nach dem Mittagessen bin ich dann auch schon dran. Als letzte in der Session. Also genug Zeit um runterzukommen. Gerade als sich mein Puls wieder beruhigt, fragt der Sessionleiter in die Runde, ob denn auch alle Vortragenden da seien. Wie jetzt? Und tatsächlich: Die anderen zwei haben kurzfristig abgesagt. Das heißt ich bin gleich dran! Mein Puls beschleunigt sich schlagartig und ich muss auch schon vor. Ich atme ein paar Mal tief durch und fange einfach an. Am Ende war es gar nicht so schlimm. Ich habe mich nicht verheddert, aber wohl ein wenig zu schnell gesprochen. Trotzdem war ich sehr erleichtert, als alles vorbei war.

Die restlichen Vorträge konnte ich dann ohne eine nervöse Grundstimmung genießen. Dabei war dann auch einer der besten Vorträge – nach meiner Meinung – mit verschiedenen Vortragsmedien und einer ruhigen Vortragsweise. So möchte ich das auch mal können! Aber wie heißt es so schön: Übung macht den Meister. Und dieser Vortrag soll noch lange nicht mein Letzter gewesen sein!

LAMIS, das steht für Laserpulsabscheidung von Schichten und Lasermikrostrukturierung von Festkörpermaterialien und stellt eine fakultätsübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Fakultäten Mathematik/Naturwissenschaften/Informatik und Maschinenbau dar. Insgesamt sechs Nachwuchsforscher beschäftigen sich im Rahmen des Forschungsprojektes seit drei Jahren mit Mikrostrukturen und Hartstoffschichten.

Grundlagenforschung vom Maschinenbau bis zur Biotechnologie

Anwendung finden die Forschungsergebnisse beispielsweise im industriellen Maschinenbau, wo durch die Erzeugung superharter Schichten auf Kohlenstoffbasis, fast Diamanthärte erreicht wird. Damit verringert man z.B. den Verschleiß an Bohrern, vermindert dadurch die Reibung und kann die Standzeiten dieser beschichteten Werkzeuge deutlich erhöhen.

In der Biotechnologie lässt sich durch Mikrostrukturen und Beschichtungen Zellwachstum fördern oder hemmen. So können bestimmte Kombinationen aus Schichten und Strukturen zum Beispiel das Anwachsen von verschiedenen Zellen z.B. auf beschichteten Implantaten begünstigen.

Die jungen Forscher präsentieren ihre Ergebnisse auf Tagungen, halten Vorträge und veröffentlichen Artikel in Fachmagazinen. Das oberste Ziel der ESF geförderten Projekte ist die Weiterqualifizierung von Absolventen der Hochschule. Das funktioniert so gut, das Katja Günther nach Abschluss des Projekts im Sommer einen Job bei Creavac, einer Vakuumbeschichtungsfirma in Dresden, antritt. Sie ist eine der sechs Nachwuchsforscher und Forscherinnen und hat Physikalische Technik in der Spezialisierungsrichtung Lasertechnik studiert.

Eine weitere Zusammenarbeit mit der Hochschule Mittweida sieht sie als ausdrücklich erwünscht an, da die Hochschule Mittweida mit sehr hoher fachlicher Kompetenz sowie den verschiedensten modernsten Messtechniken ausgerüstet ist.

Auch nach Projektende geht es weiter

Auch nach dem offiziellen Projektende im August wird in Mittweida weiter in Richtung Lasermikrobearbeitung und superharte Schichten geforscht. Prof. Weißmantel, Studiendekan für Physikalische Technik, verweist auf das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Schimasuma“ (Schichtstapel und Nanokompostite aus superhartem Material) und ein Verbundprojekt mit der Firma 3D-Micromac AG aus Chemnitz.

Studierende können sich im Laserinstitut als studentische Hilfskraft bewerben oder dort im Rahmen ihrer Abschlussarbeit forschen. Gesucht werden Studenten der Fachrichtungen Lasertechnik, Maschinenbau, Automatisierungstechnik und Informatik.

S1 Labor

S1 Labor der Hochschule Mittweida

Grundsätzlich kann man Labore nach zwei Gesichtspunkten einordnen. Einmal bezüglich der Gefahrstoffe wie Chemikalien – dann spricht man von Schutzstufen, und zum anderen nach dem Gentechnikgesetz, also z.B. ob genetisch veränderte Organismen herstellt werden – hier spricht man von Sicherheitsstufen.

Die Hochschule Mittweida besitzt ein Labor der Sicherheitsstufe 1. Die Einordnung eines Labors nach dem Gentechnikgesetz kann in vier Stufen erfolgen; S1, S2, S3 und S4, wobei das Risiko für die menschliche Gesundheit und Umwelt mit zunehmender Stufe steigt.
So ist bei der Sicherheitsstufe 1 von keinem Risiko, gestaffelt bis zur höchsten Sicherheitsstufe 4 von einem hohen Risiko, auszugehen. In Laboratorien der Sicherheitsstufe 1 wird mit Arbeitsstoffen umgegangen, die für den Menschen ungefährlich sind.

Entsprechend nach der Gefahr für Mensch und Umwelt haben S4 Labore hohe Sicherheitsanforderungen. Hier wird mit hochansteckenden und beim Menschen schwere Krankheiten hervorrufenden Arbeitsstoffen geforscht, wie z.B. der Ebola-Virus. Von dieser höchsten Sicherheitsstufe gibt es nur zwei Labore in Deutschland.

Weiterhin unterscheidet sich ein S1-Labor, wie das an unserer Hochschule in der rechtlichen Grundlage von den anderen Sicherheitsstufen. Ein S1 Labor bedarf lediglich einer Anzeige, ein S2 Labor jedoch braucht eine Genehmigung. Trotzdem wird jede Anlage kontrolliert. In Sachsen ist dafür das Sächsische Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft zuständig.

Zum Betreiben eines S1-Labors benötigt man zwei Personen. Einen Projektleiter und einen Beauftragten für biologische Sicherheit. Beide müssen nachweisbare Kenntnisse insbesondere in klassischer und molekularer Genetik sowie praktische Erfahrungen im Umgang mit Mikroorganismen, Pflanzen oder Tieren und die erforderlichen Kenntnisse über Sicherheitsmaßnahmen und Arbeitsschutz bei gentechnischen Arbeiten besitzen. Die Sachkunde wird nachgewiesen durch den Abschluss eines naturwissenschaftlichen oder medizinischen oder tiermedizinischen Hochschulstudiums, eine mindestens 3 jährige Tätigkeit auf dem Gebiete der Gentechnik, insbesondere der Mikrobiologie, der Zellbiologie, der Virologie oder der Molekularbiologie und die Bescheinigung über den Besuch einer von der zuständigen Landesbehörde anerkannten Fortbildungsveranstaltung, auf der weitere Kenntnisse vermittelt werden.

Der Projektleiter ist der wissenschaftliche Leiter der gentechnischen Anlage und der Beauftragten für biologische Sicherheit steht ihm beratend zur Seite. Des Weiteren benötigt ein S1-Labor noch einen Betreiber, welcher in unserem Fall die Hochschule ist. An anderen Einrichtungen ist es z.B. der Institutsleiter.

In einem S1-Labor kann man nun genetisch veränderte Organismen herstellen, welche kein Risiko für die Menschheit oder die Umwelt darstellen. Das heißt man modifiziert diese Organismen dahingehend, dass sie nur unter bestimmten Bedingungen überleben können. Des Weiteren soll natürlich eine solche Exposition im Vornherein vermieden werden, so dass es spezielle Vorschriften gibt. So dürfen genetisch veränderte Organismen nur in verschlossenen und gegen Bruch geschützten gekennzeichneten Behältern innerbetrieblich transportiert werden. Jeglicher Abfall wird mithilfe eines sogenannten Autoklaven solange bei 121 °C und Druck erhitzt, dass alle Mikroorganismen absterben. Zusätzlich sind eine Reihe von Vorschriften und Hinweise zu beachten, welche den Rahmen des Blogs wahrscheinlich sprengen würden. :)