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Christan Rieger, Absolvent Maschinenbau und Industrial Management

Christian Rieger, Absolvent Maschinenbau und Industrial Management

„Anstrengend, aber sehr lehrreich“

Christian Rieger ist erfolgreicher Gründer und Geschäftsführer der SinusPro GmbH in Österreich. Einen Teil seines Fachwissens hat er an der Hochschule Mittweida gesammelt – bei den berufsbegleitenden Studiengängen Maschinenbau (Bachelor of Engineering) und Industrial Management (Master of Science): „Ich hatte schon die österreichische Fachausbildung für Maschinenbau (Höhere Technische Lehranstalt) und wollte mich in diesem Bereich berufsbegleitend weiterbilden, was in Österreich nicht so praktikabel möglich ist“, erklärt Rieger.

Die Hochschule Mittweida hat der Österreicher gezielt ausgewählt: „Ich wusste ja schon vorher, was ich machen wollte und suchte mir dazu dann die passende Hochschule.“ Bereut hat er seine Entscheidung nicht, auch wenn die Doppelbelastung nicht immer einfach war: „Beide Studien waren aufgrund der berufsbegleitenden Durchführung sehr anstrengend, jedoch auch sehr lehrreich, nicht nur in fachlicher Hinsicht.“ Gelohnt haben sich die Anstrengungen auf jeden Fall. 2008 gründete Christian Rieger sein eigenes Ingenieurbüro. Die SinusPro GmbH hat sich auf technische Simulationen spezialisiert und verfügt über zwölf Mitarbeiter. Auch die Verbindungen nach Mittweida sind immer noch präsent: „Ich habe noch einige Freunde in Mittweida und ein paar unserer Kunden stammen aus Chemnitz.“

Vom Ingenieur zum Leiter Marketing

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Christan Prinz, Absolvent Maschinenbau

Einen ähnlichen Weg hat der zweite Österreicher Christian Prinz eingeschlagen. Er übt heute die Position des Leiters des Marketings im Unternehmensbereich Kompressortechnik am Standort Wien des Schweizer Maschinenbaukonzerns HOERBIGER aus. Sein Aufgabengebiet ist breit gefächert: „Von technischen Artikeln in Fachjournalen, über Vorträge bei Konferenzen oder Fachmessen, Budgetplanung bis hin zur Kundenbetreuung von Meinungsführern in der Öl-und-Gas-Industrie um den ganzen Globus.“ Der Konzern beschäftigt 6.700 Mitarbeiter und erwirtschaftet im Jahr rund eine Milliarde Euro Umsatz.

Studiert hat der Österreicher am Techologie Transfer Zentrum Weiz, das den Studiengang Maschinenbau in Kooperation mit der Hochschule Mittweida anbietet. „Das TTZ Weiz war die einzige Fachhochschule in Österreich, bei der sich mein gewünschtes Studium mit meinem Beruf vereinbaren ließ“, sagt Christian Prinz. Vor allem die konkreten Blockveranstaltungen und die gezielten Blockwochen pro Semester kamen seiner reiseintensiven Position als Produktmanager für Kolbenkompressordiagnose- und Schutzsysteme entgegen.

Aus seiner Zeit in Doppelfunktion als Berufstätiger und Student kann Christian Prinz nur positive Erfahrungen ziehen: „Ich konnte meine Ingenieursausbildung in Österreich absolvieren und dennoch voll im Berufsleben stehen. Das gab mir für das Berufsleben entsprechendes Rüstzeug, aber auch die Fähigkeit, mich zu fokussieren und Prioritäten zu setzen.“ Die Studienbedingungen beschreibt er als „hart, aber fair“, da die Professoren sich gut auf die beruflichen Prioritäten einstellten und dementsprechend flexibel waren, was zum Beispiel Anwesenheit oder Prüfungstermine anging.

Christian Prinz arbeitet nach wie vor bei HOERBIGER. Parallel zum Studium konnte er seine Karriere fortsetzen: „Nicht zuletzt hat mir das Studium an der Hochschule Mittweida geholfen aus der Position eines Produktmanagers über eine Gruppenleitungs-Funktion im Bereich Marketing & Kommunikation in meine derzeitige, internationale Führungsposition aufzusteigen.“

Conny Espenhahn, Absolventin Medienmanagement

Cornelia Espenhahn, Absolventin Medienmanagement

Frau Espenhahn, warum haben Sie sich für ein Medienmanagement-Studium in Mittweida entschieden?

Der Weg zu meinem Studium in Mittweida war nicht geradlinig, sondern ergab sich aus mehr oder weniger unvorhergesehenen Begegnungen. Die Richtung Medien hatte ich schon immer auf der Agenda. Nach dem Abitur bewarb ich mich daher beim Radiosender Energy Sachsen in Leipzig als Praktikantin. Ich wurde genommen und war sechs Monate lang in der Produktion von Nachrichten und Rubriken tätig. Ich verstand mich sehr gut mit dem Kollegen, der für die akustischen Verpackungselemente des Senders zuständig war und er ließ mich ihm ein bisschen über die Schulter schauen. Wir kamen ins Reden und er meinte, er habe Medientechnik in Mittweida studiert und sagte: „Ich glaube, das wäre auch etwas für dich!“. Ich komme zwar aus Dresden, aber an Mittweida hatte ich vorher nicht gedacht.

Als ich mich im Internet über den Studiengang informieren wollte, entdeckte ich auch Medienmanagement. Die Übersicht, welche Fächer und Seminare das Studium umfasste, überzeugte mich sofort. Ich dachte: „Das ist doch genau das, was ich machen will!“ Daraufhin bewarb ich mich, musste eine Zugangsaufgabe einschicken, wurde zum Test eingeladen und schließlich angenommen.

Was sollte man Ihrer Meinung nach für das Studium mitbringen?

Auch wenn man zum Studium geht, um sich auf die Berufswelt vorzubereiten, so schadet es nie, wenn man schon ein paar Erfahrungen in der Branche gesammelt hat. Ich für meinen Teil hatte vorher bereits ein Praktikum in einer Werbeagentur absolviert und war in Verbindung mit der Tätigkeit beim Radio auch als selbstständige Promoterin unterwegs gewesen. Sicherlich keine hünenhaften Erfahrungen, aber dennoch hilfreich. Für einige Module des Studiums stellte ich außerdem fest, dass sich mein Physikleistungskurs im Abitur als vorteilhaft erwies. Wenn ich mich da an die Erklärung von Frequenzmodulationen, Akustik und andere techniklastige Fächer erinnere, war ich wirklich froh, dass ich ein paar fundierte Schulkenntnisse mitbrachte und ich im Gegensatz zu vielen anderen mit Mathematik nicht auf Kriegsfuß stand.

Wie haben Sie das Studium selbst empfunden?

Es war sehr prägend. Noch heute erinnere ich mich gern an viele Erlebnisse, die mir diese dreieinhalb Jahre gebracht haben. Einen besonderen Platz nehmen dabei die Swan Lake: Moving Image & Music Awards ein, für den ich 2007 Overall Producerin war. Über ein Jahr haben wir uns in einem Team, das im Kern nur aus zwei Freundinnen und mir bestand, abgearbeitet, um dieses Event auf die Beine zu stellen. Die Tage waren mehr als lang, und es gab einige Hürden zu überwinden, aber ich würde sagen, das war die wertvollste Erfahrung meines gesamten Studiums. Aus der Projektmanagementperspektive und den Praxiserfahrungen, die ich sammeln durfte, war es ein wunderbares Erlebnis. Ich habe sehr vielschichtig gelernt, sowohl Soft Skills als auch Hard Skills trainiert und war mit der freien Wirtschaft in Kontakt, schon allein durch die Sponsorensuche. Aus diesem Projekt habe ich so viel mitgenommen. Es ist sehr schade, dass es 2011 eingestellt wurde.

Einen großen Vorteil des Studiums in Mittweida sehe ich darin, dass es seine Studenten zu eierlegenden Wollmilchsäuen ausbildet. Man hat mit vielen relevanten Inhalten Kontakt und lernt durch die Praxismodule, die Theorie auch in die Praxis zu überführen – gegenüber anderen Universitäten ein echtes Privileg, wie ich später feststellte. Ich bekam zu Beginn meines Jobs viele positive Rückmeldungen im Sinne von: „Du hast zwar kaum Berufserfahrung, kannst aber alles irgendwie handeln.“ Das ist sehr gut bei meinen Arbeitgebern angekommen.

Wenn Sie heute noch einmal studieren müssten, würden Sie wieder diesen Studiengang und die Hochschule Mittweida wählen?

Absolut. Ich würde es jederzeit wieder so machen! Dasselbe Studium und auch nur in Mittweida. Ich kenne Absolventen anderer Universitäten, die ähnliche Fachrichtungen studiert haben, aber längst nicht dieses breite Angebot genießen durften. Mittweida ist nicht nur blanke Theorie und die technische Ausstattung ist unschlagbar. Durch Printpool, Radio und Fernsehstudio hat man alle Möglichkeiten, Medien wirklich zu entdecken. Deswegen sage ich immer noch jedem, Medienmanagement sollte man am besten in Mittweida studieren.

Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?

Im Rahmen des Pflichtpraktikums im Studium hatte ich mich entschieden, in die Werbefilmproduktion zu gehen. Neue Sentimental Film Frankfurt GmbH wollte mich danach auch übernehmen, aber durch die Wirtschaftskrise war das letztendlich nicht mehr möglich. Ich hatte dennoch einen fließenden Übergang, denn genau an dem Tag, an dem ich meine Exmatrikulation in Mittweida abholte, hatte ich mein erstes Telefonat mit Samsung. Zwei Wochen später begann ich in dessen europäischem Hauptquartier meinen ersten Job als Mobile Portal Specialist. Ich war sehr dankbar, dass die Dinge sich so gewendet hatten, weil ich schnell gemerkt hatte, dass mir die Werbefilmproduktion nicht lag. In diesem Job ist man lediglich ausführendes Organ ohne Spielraum für Kreativität und eigene Ideen. Bei Samsung hingegen hatte ich Verantwortlichkeiten mit Freiraum und eigene Aufgabenfelder mit Platz zum Wachsen. Das war im Hinblick auf den intellektuellen Anspruch und das Arbeitsumfeld eine sehr wertvolle Erfahrung für mich.

Davon abgesehen, war der Einstieg in einen international angesehenen Konzern dieser Größe natürlich ein riesiges Geschenk. Ich fand mich zwischen Kollegen aus 14 Nationen wieder und durfte neben den fachlichen Dingen viel über andere Kulturen lernen – allen voran natürlich die koreanische, die mir bis dato völlig fremd war.

C.Espenhahn_2012Wie gestaltet sich Ihre jetzige Arbeit bei mm1 Consulting & Management?

Meine jetzige Tätigkeit ist mit der bei Samsung schwer vergleichbar, weil mm1 ein mittelständisches Unternehmen ist und Samsung ein Weltkonzern. Ich genieße bei mm1 besonders die flachen Hierarchien. Ich kenne hier jeden mit Namen und bei Problemen kann ich diese sofort ansprechen, auch gegenüber den geschäftsführenden Partnern. Man ist in der Lage, direkt etwas zu bewirken und sieht die Früchte seiner Arbeit sehr unmittelbar. Bei einem Großkonzern ist das kaum möglich.

Darüber hinaus bringt die Beratertätigkeit mit sich, dass man in verschiedenen Projekten bei unterschiedlichen Kunden im Einsatz ist. Das ist ein großer Unterschied zu einer normalen Linientätigkeit, bei der man in engeren Leitplanken unterwegs ist. Die Projekte, in denen ich bisher eingesetzt war, waren alle unterschiedlich und auf ihre Weise spannend.

Ich glaube fest, dass man sich nur in der Veränderung weiterentwickeln kann und dafür ist dieser Job ideal. Ich genieße die Herausforderungen, die neue Projekte mit sich bringen. mm1 sorgt zudem dafür, dass jeder Berater seinen Horizont zur Methodenkompetenz für unterschiedlichste Einsatzgebiete kontinuierlich erweitert. Ich bin ein Mensch, der gerne lernt. Und auch, wenn die Tage häufig lang sind, so bin ich doch überzeugt, dass die Zeit gut investiert ist. Bisher ist diese Rechnung für mich sehr gut aufgegangen.

Haben Sie bezüglich des Berufseinstiegs einen Tipp für unsere Studenten?

Zu Samsung und mm1 bin ich jeweils über einen Headhunter gekommen. Ich kann nur allen, die mit dem Studium fertig werden, empfehlen: Legt ein XING- bzw. LinkedIn-Profil an, in das ihr auch ein bisschen Zeit investiert. Beschreibt darin bereits gesammelte Erfahrungen, Fähigkeiten und ein wenig euch selbst, sodass ein rundes Bild entsteht. Häufig gibt es in diesen Profilen nur wenig Platz zur Darstellung der individuellen Persönlichkeit. Ich habe an dieser Stelle gute Erfahrungen mit Zitaten gemacht. Wenn sie zu einem selbst passen, sind sie ein guter Weg, Außenstehenden kurz und prägnant einen Eindruck zu vermitteln, wie man tickt.

Ich werde immer noch regelmäßig von Headhuntern angesprochen und ich denke, man sollte sich die Chance, „gefunden zu werden“ nicht vergeben – insbesondere, wenn sie so einfach vor einem liegt. Auch hier gilt natürlich: Je mehr Aktivitäten ich nennen kann, die ich schon links und rechts beispielsweise neben dem Studium gemacht hat, umso besser.

Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bisher bezeichnen?

Bei Samsung waren das für mich vor allem der Einstieg und mein persönlicher Werdegang. In einem global bekannten, gut angesehenen Unternehmen starten zu können und es innerhalb von zwei Jahren bis zum Junior Manager mit europäischer Verantwortung zu schaffen, ist schon ein Traum.

In meiner Tätigkeit als Beraterin leite ich inzwischen Projekte mit Millionen-Budgets – ebenfalls für bekannte Global Player. Dabei werde ich trotz meiner jungen Jahre ernst genommen und anerkannt und ich denke, dies ist schon ein Erfolg für sich.

Wem würden Sie einen Job in Ihrer Branche empfehlen?

Derjenige sollte auf jeden Fall viel Neugier und Wissensdurst mitbringen. Es ist ein Job für jemanden, der bereit ist, viel zu arbeiten, sich auf neue Themen immer wieder einzustellen und diese begeistert voranzutreiben. Den Finger am Puls der Zeit zu haben gehört dabei ebenso dazu wie die soziale Intelligenz.  Denn immer wieder trifft man auf neue Teams, die mal einfacher und mal komplexer sein können.

Ich denke, ein Wort, das all diese Anforderungen gut zusammenfasst ist „Flexibilität“. Neben der geistigen gehört dazu auch die örtliche Flexibilität. Als Berater ist man dort, wo der Kunde ist und das kann so ziemlich überall sein. Momentan habe ich es glücklicherweise nicht weit: Ich pendle aktuell jeden Montag nach Bonn und am Donnerstag wieder zurück nach Frankfurt. Freitags arbeite ich von zu Hause.

Wie hat sich Ihr Privatleben seit dem Studium verändert?

Während meiner Swan-Lake-Zeit im Studium hatte ich bisweilen einen 16-Stunden-Tag. Ich war danach sehr ausgebrannt. Im Studium hat man immer diese Stimme im Kopf, dass man noch etwas machen könnte. Man ist nie fertig. Bei Samsung war es daher für mich ein Traum, nach ca. zehn Stunden im Büro nach Hause zu gehen und auch wirklich Feierabend zu haben.

In der Beratungsbranche ist es wieder etwas mehr wie im Studium – mehr geht immer. Das liegt vor allem daran, dass man eine Doppelrolle erfüllt: Auf der einen Seite ist da der Kunde, für den man im Projekt tätig ist. Auf der anderen Seite steht das eigene Beratungsunternehmen – in meinem Fall mm1 – für das man ebenfalls Inhalte erarbeitet. Ich versuche darauf zu achten, dass neben all der Arbeit auch genug Platz für Privatleben bleibt. Das gelingt nicht immer, aber im Großen und Ganzen schon. Ein schlauer Kopf hat einmal gesagt: Zeit hat man nie, die muss man sich immer nehmen! Ich denke, das stimmt und für die Dinge, die mir wichtig sind, nehme ich mir die Zeit.

Ich freue mich immer wieder über meine kleine Wohnung in Frankfurt, die ich mir mit voller Inbrunst eingerichtet habe, nachdem ich vor eineinhalb Jahren das Gefühl hatte, der WG-Zeit entwachsen zu sein. Und ich freue mich ebenso über die vielen lieben Menschen, die ich sowohl privat als auch beruflich inzwischen zu meinem Leben zählen darf. Ich bin mit meinem Privatleben aktuell sehr zufrieden, auch wenn ich gegen etwas mehr Freizeit nichts einzuwenden hätte.

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Prof. Dr. Sebastian Dörn, Absolvent Angewandte Mathematik

„Durch eine Informationsveranstaltung an meinem Gymnasium, dem ehemaligen Gellert Gymnasium in Hainichen, bin ich auf ein Studium an der Hochschule Mittweida aufmerksam geworden. Die Hochschule hat in der Region Mittelsachsen durch ihre praxisorientierten Studiengänge einen sehr guten Ruf. Bereits seit meiner Schulzeit war mein Interesse für Mathematik und naturwissenschaftliche Fächer sehr groß. Ich entschloss mich deshalb, ein Studium der Angewandten Mathematik aufzunehmen.“

„Guter Austausch zwischen Professoren und Studenten“

„Die Studienbedingungen an der Hochschule Mittweida waren sehr gut. Die meisten Vorlesungen fanden in kleinen Seminargruppen statt, sodass ein enger Austausch zwischen den Professoren und Studenten stattfand. Die räumliche Ausstattung war sehr zufriedenstellend und auch Computerarbeitsplätze waren reichlich vorhanden. Die Bibliothek ist zwar kleiner als an vielen Universitäten, aber gut ausgestattet. Bei Fragen von Studenten hatten die Mitarbeiter hier immer ein offenes Ohr. Nicht zu vergessen ist die sehr gute Mensa. Ich habe später noch einige Hochschulen und Universitäten kennengelernt. Doch nirgends gab es ein so qualitativ hochwertiges und abwechslungsreiches Mittagessen wie in Mittweida.“

„Durch einen Artikel in Spektrum der Wissenschaft über Quantencomputer bin ich auf das Forschungsgebiet der Quanteninformatik aufmerksam geworden. An Quantum Computing faszinierte mich der breite interdisziplinäre Charakter dieses neuen Forschungsgebiets zwischen Informatik, Mathematik und Physik sowie die enormen Anwendungsmöglichkeiten von Quantenrechnern. Ich habe mir die Grundlagen dieses Gebietes während meiner Studienzeit selbst angeeignet. Durch ein neu eingerichtetes Promotionskolleg an der Universität Ulm bekam ich die Chance, eine Promotion im Institut für Theoretische Informatik in diesem Bereich durchzuführen. Nach dem erfolgreichen Abschluss meiner dreijährigen Dissertation konnte ich nahtlos in das Berufsleben wechseln.“

Von der Hochschule in die Wirtschaft – und wieder zurück

„Vor meiner Tätigkeit als Professor war ich in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Firma Carl Zeiss SMT GmbH, einem international führenden Technologiekonzern im Bereich der Halbleitertechnik, beschäftigt. Zu meinen Hauptaufgaben gehörte hier die Simulation, Optimierung und Modellentwicklung im Bereich von Beleuchtungssystemen für die Lithographieoptik. Das große Interesse an Lehre und Forschung, meine umfangreichen Kenntnisse im Bereich der Mathematik und Informatik sowie die verantwortungsvollen Aufgaben an einer Hochschule waren einige Gründe für meine Bewerbung um die Professur für das Lehrgebiet Mathematik an der Hochschule Furtwangen.“

„Der Arbeitstag eines Professors ist sehr abwechslungsreich. Neben den Grundlagenvorlesungen im Bereich der Ingenieurmathematik für Studierende der Medizintechnik, Fertigungstechnik, Mechatronik und Werkstofftechnik gibt es am Hochschulcampus Tuttlingen den Studiengang Virtual Engineering (Ingenieurmathematik und Simulation), in dem viele interessante mathematische Vorlesungen zu halten sind. Zu Beginn der Tätigkeit als Professor nimmt die sorgfältige Ausarbeitung der Vorlesungsunterlagen für die Studenten sehr viel Zeit in Anspruch. In meinem Fall sind es ca. zehn Vorlesungen, die vorbereitet werden müssen: Analysis, Lineare Algebra, Gewöhnliche Differentialgleichungen, Numerik, Modellbildung und Simulation, Vektoranalysis, Operations Research, Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik, Qualitätssicherung in der Medizintechnik und Ausgewählte Kapitel der Ingenieurmathematik.“

Mathematik-Professoren im Internet

„Am Hochschulcampus Tuttlingen wird eine neue Form der Kooperation zwischen Hochschule, Wirtschaft und Staat vollzogen. Als Praktikumsbeauftragter und Leiter des Praktikantenamtes des Hochschulcampus bin ich hier u.a. für die Betreuung der Studenten im Praxissemester zuständig und oft bei in der Region ansässigen Firmen zu Gast.“

„Eine weitere interessante Aufgabe ist die Zusammenarbeit mit der Abteilung Learning Services des Informations- und Medienzentrums der Hochschule Furtwangen. Hier wurde die Serie LatteMATHEiato entwickelt, bei der in zehn Minuten mathematische Konzepte und Grundlagen erklärt werden. Neben dem Vorlesungsbetrieb, der Betreuung von Studierenden und der Forschung, der ich mich in nächster Zeit wieder verstärkt zuwenden will, gibt es natürlich noch weitere interessante Aufgaben als Professor: Vorlesungen für Schüler am Studieninformationstag, Beratungsgespräche bei Ausbildungsmessen, Durchführung von Vorstellungsgesprächen für Mitarbeiterstellen und vieles mehr.“

Prof. Dr. Sebastian Dörn könnt ihr hier zum Thema Lineare Gleichungen in Aktion erleben. Wer jetzt neugierig geworden ist und mit dem Gedanken spielt Mathematik zu studieren, der findet auf unserer Webseite alle Informationen zum Studiengang Angewandte Mathematik. Wer stattdessen selber Interesse an einer Promotion hat, kann in Mittweida ein kooperatives Promotionsverfahren absolvieren. Alle Infos zum Promotionskolleg findet ihr hier.

Denny Jonies, Absolvent Umwelttechnik

Denny Jonies, Absolvent Umwelttechnik

„Durch meine Eltern wurde ich mit dem Bewusstsein geprägt, dass die Umwelt ein wichtiger Baustein unseres Lebens ist. Bereits im Laufe meiner Abiturzeit habe ich mich in der Umwelt AG des Gymnasiums engagiert. Ursprünglich wollte ich nach dem Abitur die Verpflichtung der Bundeswehr wahrnehmen, wurde jedoch ausgemustert, sodass ich kurzfristig eine alternative Berufsausbildung wählte. Auf Grund meiner langjährigen Tätigkeit als Barkeeper entschied ich mich für eine Ausbildung als Restaurantfachmann, da hier entsprechende Kontakte vorhanden waren und ich mir damit (hoffentlich) später das Studium gut finanzieren konnte.“

15 bis 20 Studenten statt über 100

„Während meiner Lehrzeit habe ich intensiv nach Möglichkeiten eines Studiums mit Umweltfachrichtung gesucht und mich dann 1997 für Umweltchemie in Leipzig entschieden. Das war ein Fehler. Die Studienbedingungen waren dort damals nicht gut. Es gab zum Beispiel keine Bibliotheksbücher zum Ausleihen, alles musste gekauft werden. Dies erkannte ich sehr schnell und wechselte noch in der ersten Studienwoche nach Mittweida, da ich in der Zeitung gelesen hatte, dass trotz früheren Semesterbeginns eine Immatrikulation immer noch möglich war. Einen Tag später war ich in Mittweida in den Studiengang Umwelttechnik eingeschrieben. Bereits in den ersten Tagen merkte ich, dass es im Vergleich zur Uni Leipzig die richtige Entscheidung war. Es spielte keine Rolle, dass ich später dazu gestoßen war. Ich habe trotzdem alle erforderlichen Bücher als Semesterausleihe bekommen. In den Seminaren saßen 15 bis 20 Leute statt über 100 wie in Leipzig, wo teilweise Räume und Sitzplätze bei Weitem nicht ausreichten. Ich war sofort bei Professoren und Dozenten persönlich mit Namen bekannt und nicht nur Einer von Vielen.“

„Durch eine Empfehlung meiner Professorin, Frau Prof. Dr. Radehaus, bin ich während des Studiums zum Forschungszentrum Mittweida e.V. gelangt. Hier absolvierte ich ein Kurzpraktikum, mein Praktikumssemester und meine Diplomarbeit, was bereits dazu führte, dass ich vor dem eigentlichen Abschluss eine Weiterbeschäftigung sicher hatte. Die Arbeit war sehr abwechslungsreich, da man sich sowohl mit Literaturrecherchen und theoretischem Tüfteln als auch mit experimenteller Laborarbeit frei entfalten konnte und durch die Vorgesetzten sehr gut gefördert wurde.“

Doch es kam anders als geplant

„Nach circa einjähriger projektbezogener Anstellung sollte es in Richtung Promotion gehen. Der Projektantrag war umfassend und nachvollziehbar, wurde von der Frauenhofer Forschungsgesellschaft mit sehr gut bewertet und hätte ab Mitte 2003 weitere drei Jahre lang meine berufliche Entwicklung sein können. Leider kam es mal wieder anders: Kurzfristig wurden die Fördermittel gestrichen. Das war eine schwierige Zeit, da einerseits die Arbeit sehr viel Spaß machte, jedoch die Möglichkeiten einer Übernahme des Projektes zu anderen Trägern oder gar zur Hochschule selbst durch Einstellungsstopps an den öffentlichen Einrichtungen nicht möglich war. Nach dem Motto ‚Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.‘ trat ich die Stelle als Projektingenieur für Landwirtschaft und biologische Verfahrenstechnik in einem eher kleineren Ingenieurbüro mit damals vier Ingenieuren in Chemnitz an. Der grundlegende Arbeitsinhalt in Form der Landwirtschaft und dortiger Großbetriebe war mir nicht fremd, obwohl dies nie Thema im Studium war. Ich konnte davon profitieren, dass ich in einer landwirtschaftlichen Familie aufgewachsen bin. Dem entgegen war mir der damals immer stärker wachsende Markt für Biogas sehr gut aus dem Studium und meiner praktischen Tätigkeit bekannt. Dennoch waren die ersten Monate für mich sehr schwer, da es ganztägig um die Anwendung eher trockener Gesetztexte der Umweltgesetzgebung ging. Diese waren zwar Bestandteil des Studiums, ändern sich aber fast quartalsmäßig und sind damals von uns als Studenten eher stiefmütterlich behandelt wurden.“

Unterstützung auf dem Weg zu einer möglichen Promotion

„Dem Geschäftsführer und Inhaber Dr.-Ing. Thomas Krauß dieses kleinen Ingenieurbüros verdanke ich meine weitere berufliche Entwicklung. Er hatte immer ein offenes Ohr für Probleme, Schwierigkeiten wurden gemeinsam ruhig gelöst und meine eigenen Vorstellungen sehr ernst genommen und gefördert. Aus diesem Grund wurde von ihm auch mein Wunsch unterstützt, durch ein berufsbegleitendes Masterstudium die Voraussetzungen einer späteren Promotion zu schaffen, die durch den Abbruch der Tätigkeit in der Forschung und Arbeit in der freien Wirtschaft nicht mehr so einfach war. Neben der finanziellen Unterstützung wurden mir auch zeitliche Freiräume geschaffen, so dass ein berufsbegleitendes Masterstudium über viereinhalb Jahre zum gewünschten Erfolg führte. Die geplante Promotion habe ich jedoch noch nicht begonnen, da mir hierfür momentan durch Familie und Arbeit die Zeit fehlt.“

„Während der letzten Jahre war es mir immer wieder möglich, in den verschiedenen Fachbereichen der Umwelt- und Verfahrenstechnik Weiterbildungen zu besuchen und mich in mehreren Wissensgebieten entsprechend zu qualifizieren. Dies macht die Arbeit absolut abwechslungsreich, ich habe meine Freiheiten und kann eigenständig mit Kunden und Behörden arbeiten. Dies setzt natürlich ein entsprechendes Engagement voraus und ist nicht selbstverständlich.“

Vom Projektleiter zum Geschäftsführer

„Nach knapp drei Jahren der Firmenzugehörigkeit hat mein Chef mir eine Beteiligung an einem neu zu gründenden Ingenieurbüro und die Übernahme der dortigen Geschäftsführertätigkeit angeboten, was ich sehr gern angenommen habe. Dies bedeutet neben meiner weiterhin erforderlichen Tätigkeit als Projektleiter zwar eine Zusatzbelastung, jedoch lerne ich hieraus auch viele Aspekte, die man sonst als Ingenieur eher vernachlässigt. Mein Arbeitstag verläuft fasst immer anders, als ursprünglich geplant. Im Rahmen des Projektmanagements werden verschiedene Meilensteine abgesteckt und Projekte vorangetrieben. Da ich jedoch für eine Vielzahl von Kunden der erste Ansprechpartner bin und auch meine Kollegen auf meine Unterstützung im Lösen fachlicher Probleme zählen, gibt es einfach Tage, an denen die eigene fachliche Projektbearbeitung auf der Strecke bleibt.“

„Unser Ingenieurbüro, Beratende Ingenieure Bau-Anlagen-Umwelttechnik SHN GmbH, das in den letzten Jahren langsam weiter gewachsen ist und mittlerweile 13 Ingenieure und in Summe 19 Mitarbeiter beschäftigt, ist im gesamten Bundesgebiet und auch darüber hinaus tätig. Neben einer Reihe von Umwelt-/Ingenieuren der Bereiche chemische und metallurgische Verfahrenstechnik, Landwirtschaft, biologische Verfahrenstechnik, Landschaftsplanung, Naturschutz und Umweltverträglichkeit sowie Akustik und Schallschutz sind Ingenieure für Fabrikplanung, Energietechnik und Bauingenieurwesen/Brandschutz beschäftigt. Damit ist es uns gegenüber Mitwettbewerbern möglich, in den verschiedensten Branchen Aufträge zu bearbeiten und die konjunkturellen Schwankungen verschiedener Industriebereiche abzufedern.“

„Baum pflanzen, Haus bauen, Sohn zeugen… ein großes Ziel bleibt“

„Neben der guten Verdienstmöglichkeit ist das Beste an meinem Job, dass ich heimatnah in der Region arbeiten kann und somit die familiäre Nähe erhalten geblieben ist sowie die Möglichkeiten der eigenen, freien Entfaltung ohne starre Konzernstrukturen oder festgefahrene Hierarchien. Die Veränderungen im Privatleben sind die vermeintlich ganz normalen Dinge, die sich mit dem älter werden ergeben. Nach der ersten Festanstellung folgte die erste gemeinsame Wohnung mit meiner langjährigen Partnerin. Die Hochzeit ließ dann nicht lange auf sich warten. Es folgten das erste Kind, ein erster Umzug, ein durch die Arbeit meiner Frau bedingter zweiter Umzug mit Haus- und Grundstückskauf sowie das zweite Kind.“

Mit seinem Werdegang ist Denny Jonies zufrieden: „Ich erinnere mich nicht mehr konkret daran, was ich mir vor dem Studium vorgestellt habe. Sicherlich sind immer mal wieder verschiedene Träume im Kopf gewesen. Grundlegend schwirrte aber immer die eigene Verwirklichung in Form von Buch schreiben, Baum pflanzen, Haus bauen und Sohn zeugen in mir herum. Das alles habe ich erreicht. Ich habe bereits zeitig gemerkt, dass es meist anders kommt, als man denkt, aber ich konnte immer allem etwas Positives abgewinnen. Sicherlich gibt es Leute, die noch mehr verdienen oder mehr von der Welt sehen, aber zu welchem Preis? Wenn ich das bisher erreichte mit dem vergleiche, was man mir vielleicht irgendwann mal zugetraut (oder nicht zugetraut) hat, bin ich äußerst zufrieden. Ich muss neben allem Ehrgeiz auch etwas Zufriedenheit behalten.“

„Ein großes Ziel bleibt aber noch: Irgendwann möchte ich noch promovieren.“

Den Studiengang Umwelttechnik gibt es heute in dieser Form leider nicht mehr. Dafür bietet die Hochschule Mittweida heute artverwandte Studiengänge an:

Susann Reichert, Absolventin Medientechnik

Zu ihrem Studium kam Susann Reichert 2004 halb durch Zufall, halb aus Neugier: „Wie viele andere konnte ich mich nach dem Abitur nicht entscheiden, was ich studieren will: Ich hatte ein Zeitungspraktikum gemacht und toll gefunden, aber genauso gut konnte ich mir vorstellen, als Bioinformatiker DNA am Computer auseinander zu nehmen. Auf jeden Fall wollte ich lieber an eine Fachhochschule als an die Uni. ‚Learning by doing‘ war und ist mir wichtiger als trockene Theorie. Mittweida versprach viel Praxiserfahrung – und hat das auch gehalten. Ob das Lokalradio ‚99drei Radio Mittweida‘, die Zeitung ‚Novum‘ oder das Fernsehstudio und die Mediennacht – der Praxisanteil war perfekt. Ich habe außerdem in drei Jahren Studium vier Praktika gemacht und dabei mehr gelernt als in sämtlichen Theorieveranstaltungen zusammen.“

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

„Vom Studium zum Zeitungsvolontariat ging es dann schnell. Andere schuften jahrelang als freie Mitarbeiter, bevor sie mit der Redakteursausbildung beginnen dürfen. Bei mir waren es vier Monate. Das lag zum Teil daran, dass ich schon Erfahrung hatte, zum Teil war es Glück: Eigentlich hatte ich mich bei der ‚Hannoverschen Allgemeinen Zeitung‘ beworben, aber im Vorstellungsgespräch stellte sich heraus, dass die kleinere Tochtergesellschaft, die die Lokalzeitungen im Umland macht, gerade Nachwuchs suchte. Also habe ich bei den Madsack Heimatzeitungen angefangen. Ich war quasi zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“

Für die Festanstellung nach dem Volontariat brauchte es noch einmal etwas Glück: „Mein Volontariat ging Anfang 2010 mitten in der Wirtschaftskrise zu Ende. Die Verlage bauten gerade massiv Stellen ab, und ich wollte mich schon als freie Journalistin selbstständig machen. Der Businessplan war geschrieben, der Gründerzuschuss beantragt. Drei, vier Tage bevor es ernst wurde, gab mir mein Volontariats-Chef die Telefonnummer des Chefredakteurs der Peiner Allgemeinen Zeitung. Der suchte gerade einen Redakteur und hatte die Stelle nicht einmal ausgeschrieben, sondern anscheinend bei Kollegen herumgefragt. Am nächsten Morgen saß ich jedenfalls zum Bewerbungsgespräch in seinem Büro, und am folgenden Montag fing ich an zu arbeiten – nicht freiberuflich, sondern mit einem befristeten Vertrag in der Tasche. Ein Glücksgriff damals, planen kann man so etwas nicht!“

Jeden Tag im Berliner Format

Ein typischer Arbeitstag beginnt für Susann Reichert morgens um 9:30 Uhr: „Im Büro rufe ich E-Mails ab, kurz darauf besprechen wir in der Morgenkonferenz, welche Termine anstehen. So beginnt fast jeder Tag. Ich bin bei unserer kleinen Lokalzeitung für eine Gemeinde mit gut 9000 Einwohnern verantwortlich und berichte über alles, was dort passiert: Etwa wenn ein Kindergarten eröffnet wird, wenn die Sanierung des maroden Kirchturms länger dauert, als geplant, oder wenn Lokalpolitiker über die Hundesteuererhöhung streiten. Jeden Tag fülle ich mit solchen Nachrichten eine Zeitungsseite im ‚Berliner Format‘, also etwas größer als A3. In der Regel ist dort Platz für drei größere Artikel und einige Meldungen am Rand. Nicht alles muss ich selbst schreiben. Ich kann auch freie Mitarbeiter beauftragen oder bekomme ungefragt Artikel per Mail, etwa über den Ausflug vom Kegelclub oder die Feier zum zehnjährigen Bestehen einer Dachdeckerfirma. Solche Beiträge schreiben die Pressewarte der Vereine oder die Firmenchefs als Eigenwerbung, und das meiste wird auch abgedruckt, allerdings kürze ich viel und formuliere um.“

„Heute steht etwas Besonderes an: Der niedersächsische Umweltminister besucht ein Kohlekraftwerk in ‚meiner‘ Gemeinde, es wird über die Energiewende gesprochen, anschließend nimmt sich der Minister sogar noch zehn Minuten Zeit für ein Interview. Dreieinhalb Stunden habe ich Zeit, um den Artikel und das Interview zu Papier zu bringen, Fotos auszusuchen, die unsere Fotografin gemacht hat, und die Seite zu ‚bauen‘ – ich bin auch für das Layout selbst verantwortlich. Der Ministerbesuch füllt nicht die gesamte Seite, also schreibe ich auch ein paar Meldungen, kündige ein Konzert an und einen Vortrag der Landfrauen. Dann ist die Seite endlich fertig und ich muss zum nächsten Termin: Im Ortsrat wird über ein neues Baugebiet gesprochen.“

Ein Job für Überzeugungstäter

Auf die Frage, wem sie einen Job in ihrer Branche empfehlen würde, scherzt Susann Reichert: „Workaholics ohne Freunde und Hobbys. Nein, Spaß beiseite. Aber wer Journalist werden will, muss schon Überzeugungstäter sein und darf keinen Nine-to-five-Job erwarten. Freie Journalisten verdienen in der Regel wenig – gerade bei Lokalzeitungen – und müssen oft kurzfristig einspringen und am Wochenende arbeiten. Auch feste Stellen sind mit vielen unbezahlten Überstunden und Abendterminen verbunden. Aber das ist auch in anderen Berufen so: Anwälten, Ärzten oder Ingenieuren geht es oft nicht anders.“

„Das Tolle an meinem Job ist: Kein Tag ist wie der andere. Ich bestimme zum großen Teil selbst, worüber ich schreibe und was. Außerdem ist die Arbeit sehr abwechslungsreich, da ich nicht nur für die Texte verantwortlich bin, sondern auch für das Layout ‚meiner‘ Zeitungsseite. Oft mache ich auch die Fotos selbst. Als Journalist sollte man unbedingt sorgfältig arbeiten, Stress aushalten und spontan reagieren können: Der Großbrand kurz vor Feierabend ist zwar selten, kommt aber durchaus vor.“

Ihr Privatleben hat sich seit dem Studium extrem verändert: „Ich habe zwar auch im Studium viel gearbeitet – Lokalradio, freie Mitarbeit für Zeitungen, Nebenjobs – aber es blieb immer Zeit zum Feiern. Außerdem waren die Grenzen zwischen ‚Arbeit‘ und ‚Freizeit‘ fließend, das ist heute auch nicht mehr so. Ich stehe fast jeden Tag zur gleichen Zeit auf, arbeite im Schnitt zehn Stunden, dann ist Feierabend. So viel Routine hätte ich mir im Studium nicht vorstellen können. Zum Glück geht das meinen Freunden, die andere Jobs haben, auch so. Im Studium war es außerdem mein Traum, in der Politik-Redaktion einer großen Zeitung zu arbeiten, am liebsten in Berlin. Vielleicht kommt das noch – aber im Moment bin ich mit meiner kleinen Lokalzeitung sehr zufrieden.“

Harald Fischer

Harald Fischer, Absolvent Technische Informatik

„Mittweida hatte inhaltlich und auch unter meinen zeitlichen Rahmenbedingungen zu diesem Zeitpunkt einfach das am besten passende Weiterbildungsangebot für mich. Hinsichtlich Präsensphasen, Vorlesungsterminen und Inhalten entsprach es meinen Wünschen. Bedingt durch mein Erststudium und meine Anforderungen aus dem beruflichen Alltag, entschied ich mich recht schnell für Mittweida. Letztendlich wollte ich auch nicht an einer Hochschule studieren, die ihre Studenten nur durch ihre Matrikelnummer kennt und wo Professoren und Dozenten kaum Zeit haben und nicht so dicht bei ihren Studenten sind – gerade im Hinblick auf die irgendwann anstehende Diplomarbeit.“

Ausgezeichnete Nähe zu Laboren und Professoren

„Die Studienbedingungen waren für mich sehr gut. Das Fernstudium war zwar durch lange An- und Abreisen geprägt, aber die Kontakte innerhalb der Hochschule, die Nähe zu Laboren und Professoren war ausgezeichnet. Ich habe später noch Weiterbildungen an anderen Hochschulen gemacht, aber letztendlich war und ist Mittweida für mich die Nummer Eins.“

„Technische Informatik war für mich ein Zusatzstudium, da ich zehn Jahre zuvor ja bereits Elektrotechnik in Aachen studiert hatte. Als ich mein Studium in Mittweida beendet hatte, schaute ich mich nach einer neuen Herausforderung um und fand diese dann erst einmal bei einem Halbleiterhersteller, der sich ein neues Geschäftsfeld mit RISC-Prozessoren und zugehöriger Software und Software-Treibern eröffnete. Diese Aufgabe hätte ich mit Sicherheit ohne Zusatzabschluss in Mittweida nicht übernehmen können. Danach ging ich als Leiter der Softwareentwicklung zu Bombardier. Neue Herausforderungen im softwaretechnischen Bereich liegen bereits wieder vor mir.“

Karriere als Leiter der System- und Softwaretechnik bei Bombardier

Bombardier Transportation Swiss AG ist der weltweit führende Hersteller von Lokomotiven sowohl elektrischer als auch diesel-elektrischer Bauart. Hauptstandorte in Europa sind die Schweiz, Deutschland und Frankreich. Moderne Hybrid-Lokomotiven wurden und werden aber auch nach USA und Canada geliefert. Bombardier besteht aus zwei wesentlichen Unternehmensteilen, nämlich der Luftfahrt und Transportation – also alles was die Bahnindustrie und Unternehmen wie die Deutsche Bahn, SBB, ÖBB etc. an Güter-, Schnell- und Hochgeschwindigkeitszügen inkl. S-Bahnen und TRAMs benötigen.“

Für seine jetzige Arbeit profitiert Harald Fischer sehr von seinem Fernstudium an der Hochschule Mittweida: „Als Leiter der System- und Softwaretechnik ist das Thema Software heute inhaltlich das absolute Thema Nummer Eins. Wir bearbeiten hoch sicherheitsrelevante Softwareteile und sind für die gesamte Leittechnik einer komplexen Lokomotive, die mehr als 500 Einzelsysteme aus Hardware, Software und Firmware miteinander verknüpft, verantwortlich. Aus heutiger Sicht, auch wenn mein Studium fast zehn Jahre hinter mir liegt, sind die in Mittweida damals vermittelten Grundlagen ein äußerst wichtiger Bestandteil der täglichen Arbeit. Da sich gerade die Software durch Tools, Modelling und Architekturen stark verändert hat, muss man sich natürlich auch ständig weiterbilden.“

„Als mein Studium beendet war, musste sich Bombardier in der Schweiz durch neue europäische Sicherheitsanforderungen in der Bahntechnik gerade im Bereich Software sicherheitstechnischer Systeme komplett neu aufstellen und neu orientieren. Hardware-, Software-Systeme und Sicherheitsarchitekturen zu entwickeln und diese komplette Neuausrichtung mit zu gestalten und damit an einer neuen Ausrichtung der Bahnindustrie mitzuwirken, war schon eine gehörige Aufgabenstellung.“

Nächstes Ziel: Ein Karibikurlaub

„Durch neue internationale Aufgaben und die damit verbundenen Geschäftsreisen ist das Privatleben etwas mehr in den Hintergrund getreten. Aber hier hat meine Familie wesentlich mitgeholfen, dass sowohl das Berufliche als auch das Private immer im Positiven zueinander stehen. Und Reisen ist damit auch zum Familienhobby geworden. Das nächste Ziel ist erst einmal eine schöne lange Urlaubsreise in die Karibik und danach geht es ab Januar 2013 in eine neue berufliche Herausforderung in neuer Umgebung.“

„Wie immer im Leben gibt es im Nachhinein einiges, was man etwas anders, aber nicht unbedingt besser machen würde. Aus heutiger Sicht würde ich mir mehr Freiheit im Beruf gönnen und nicht 100% arbeiten und gleichzeitig parallel mit den langen Anfahrtswegen studieren. Weiterhin würde ich mich mehr der praktischen Seite zuordnen und den Theorieteil nicht mehr so stark in den Vordergrund stellen. Heute kenne ich viele, die die Theorie super beherrschen, aber sehr unstrukturiert Projekte und inhaltliche Lösungen bieten, die oftmals kostenaufwendig korrigiert werden müssen. Auch das Softwaretesten ist vielen wegen des zeitlichen Aufwandes kaum nahezubringen. Hier kann gerade im Studium vieles an guten Grundlagen mit aufgenommen werden, was sich im Berufsalltag nur schwer erlernen lässt.“

In der heutigen Arbeitswelt muss man vor allem flexibel sein

Harald Fischer ist überzeugt: Wer sich eine gute Basis aus theoretischen und praktischen Grundlagen schafft, wird im Berufsleben gute Chancen haben. „Nicht jedes heute modern und noch so gut klingende Tool wird es in fünf oder zehn Jahren noch geben. Mit einer breiten Basis kann man sich im Alltag jedoch schnell das erarbeiten, was je nach Aufgabe und Unternehmen gebraucht wird. Flexibilität gilt nicht nur für die Wahl der Firma oder des Arbeitsortes, es gilt gerade im Berufsalltag. Heute und noch viel mehr in der Zukunft wird man pro Projekt und Aufgabe seinen ‚Job‘ machen und dann wieder wechseln. 20 Jahre in ein und demselben Unternehmen zu sein, wird eine seltene Variante werden. Auch Führungsaufgaben werden sich verändern: Management wird seltener, Projekte und Expertenwissen rücken in den Vordergrund und daran werden sich auch die Gehälter anpassen inkl. Bonuszahlungen, Dienstwagen etc. In Zeiten des Fachkräfte- und Expertenmangels auf verschiedenen wichtigen Fachgebieten – hierzu gehört ja auch die Informatik und Elektrotechnik – wird sich eine neue Elite herauskristallisieren, die die Zukunft mit bestimmt.“

Frank Flemming, Absolvent Soziale Arbeit

Frank Flemming hatte bereits eine Ausbildung absolviert, als er sich für ein Studium an der Hochschule Mittweida entschied: „2001 musste ich kurz vor meiner Gesellenprüfung zum Maler/Lackierer erkennen, dass es schwer werden würde, eine passende Arbeitsstelle zu finden. Daher überlegte ich, welche Alternativen sich mir boten. Nicht dass ich mich in meinem Beruf damals nicht wohl gefühlt hätte, aber ich dachte, dass es noch mehr geben muss. Besonders hilfreich waren damals das Berufsinformationszentrum des Arbeitsamtes und Bekannte aus meinem Umfeld, die mich schließlich dazu bewogen haben, ein Studium der Sozialpädagogik anzufangen ­– eine gute Entscheidung aus heutiger Sicht, denn es passt sehr gut zu mir.“

Verschiedene Praktika halfen ihm dabei, sich im breiten Feld der Sozialen Arbeit zu orientieren: „Ich entschied mich, nach der Gesellenprüfung ein Vorpraktikum im sozialen Bereich zu machen. So kam ich zum SOS-Kinderdorf Zwickau und unterstützte das Team des dortigen SOS-Treffs für Kinder und Jugendliche. Die offene Sozialarbeit gefiel mir und bestärkte mich nochmals in meinem Wunsch, an der Hochschule Mittweida am Standort Roßwein Sozialpädagogik zu studieren. Kurz darauf konnte ich mich über den Studienplatz freuen.“

Praxisphasen sind im Studium unabdingbar

Das Studium mit Diplomabschluss war sehr praxisorientiert, erfüllte aber ebenso meine Ansprüche an Forschung und Wissensvermittlung. Vor allem habe ich gelernt, wie man wo recherchieren muss, um an wichtige Informationen zu kommen. Heute, im Berufsleben, ist das eine unverzichtbare Fähigkeit. Während des Studiums konzentrierte ich mich darauf, in den Bereichen ‚Arbeitsmarktintegration von Jugendlichen‘ und ‚Beschäftigungsmöglichkeiten für behinderte Menschen‘ praktische Erfahrungen zu sammeln. Die Praxisorientierung drückte sich in den zwei Praktika aus, die ich freiwillig auf 22 Wochen ausdehnte, um möglichst lange in der Praxis arbeiten zu können. Lange Praxisphasen halte ich aus heutiger Sicht für sehr wichtig. Die Praktika haben mich, professionell gesehen, sehr geprägt und meine Denkweisen verändert. Ich wage sogar zu behaupten, wer Soziale Arbeit ausschließlich theoretisch studiert, lernt an der Praxis vorbei und wird sich nur sehr schwer im Berufsleben zurechtfinden können. Weiterhin haben mir die praxisorientierten Forschungsarbeiten während des Hauptstudiums sehr gefallen. Auf das Diplomsemester fühlte ich mich dadurch gut vorbereitet.“

„Für meine Diplomarbeit kooperierte ich mit dem Integrationsprojekt ‚Zuverdienstfirma für Menschen mit psychischen Erkrankungen’ des Vereins Zwickauer Hilfe Zentrum e.V. in Wilkau-Haßlau. Als ich die Diplomarbeit abgegeben hatte, bekam ich im Projekt einen Arbeitsvertrag als Praxisanleiter angeboten. Nebenher bewarb ich mich natürlich. Als Berufseinsteiger hatte ich es nicht leicht, mich gegenüber besseren Bewerbern abzuheben. Auch hier half es mir, dass ich bei Vorstellungsgesprächen von meinen beruflichen Erfahrungen erzählen konnte und in dieser Hinsicht viel zu bieten hatte. Im August 2005 unterschrieb ich einen Vollzeit-Arbeitsvertrag bei einem Bildungsträger in Döbeln.“

„Die Verwaltungsarbeit darf nicht wichtiger sein als die Arbeit mit den Menschen“

„Nach drei Jahren lernte ich nicht nur die Soziale Arbeit mit lernbehinderten Jugendlichen und langzeitarbeitslosen Erwachsenen kennen, sondern auch die Zwänge, in denen sich viele Bildungsträger befinden. Sie sind immer in Abhängigkeit von Kostenträgern, wie der Arbeitsverwaltung, und in harter Konkurrenz zu anderen Trägern. Da bleibt kaum noch Zeit für die eigentliche Unterstützungsarbeit mit den Jugendlichen. Am Ende konnte ich es nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren, die Verwaltungsarbeit wichtiger sein zu lassen als die Arbeit mit den Azubis. Das widerstrebte meinem professionellen Selbstverständnis.“

Frank Flemming suchte nach einer neuen Anstellung. Seine Vorkenntnisse und praktischen Tätigkeiten halfen ihm, im Bewerbungsgespräch zu überzeugen: „Der neue Job war sehr aufregend. Ich fiel buchstäblich ins kalte Wasser. Gleich nach der ersten Woche stand das große Stadtteilfest an. Ich bekam einfach eine Aufgabe zugewiesen, auch als Leiter. Im selben Monat kündigte noch ein Mitarbeiter im Projekt – eine harte Nuss für mich. Aber die Geschäftsführung übernahm Verantwortung und kümmerte sich um alles. Meine Kollegin und ich mussten uns neu koordinieren, wussten aber schnell, wer welche Aufgaben erfüllen muss. Meine erste wichtige Handlung war die Einführung eines Konzeptes zur ehrenamtlichen Ergänzungsarbeit im Projekt mit drei HelferInnen. Es war sehr spannend, weil absolutes Neuland für mich.“

Langweilig wird es als Sozialarbeiter nie: „Generell gibt es keinen ‚normalen’ Arbeitstag. Das ist gerade der Reiz meiner Tätigkeit. Es gibt eine Wochenstruktur aus Öffnungszeiten mit Gruppenangeboten und Sprechzeiten für Beratungen. Außerhalb der Öffnungs- und Sprechzeiten widme ich mich Gremienterminen in Dresden und Beratungsterminen beim Träger. Ein Tag kann so abwechslungsreich sein, dass ich morgens noch eine Dienstberatung habe, um danach die Kochgruppe anzuleiten. Nach der Kochgruppe kann ich dann noch eine Beratung haben. Ich weiß vorher nicht, was auf mich zukommen wird, da alles von den BesucherInnen des Projektes abhängt. Nur der Terminkalender gibt die Struktur.“

Menschlichkeit und Courage gegen Ungerechtigkeit und Leid

Für Frank Flemming ist die Arbeit auch eine persönliche Charakterentwicklung: „Wenn man mit Menschen arbeitet, die sich aufgrund gesellschaftlicher Abwertung auch selbst abwerten und dabei sogar depressiv werden können, kommt es darauf an, einerseits Menschlichkeit zu zeigen und den Kummer aufzunehmen. Anderseits aber muss man sich immer aufs Neue selbst abgrenzen und lernen, sich selbst wahrzunehmen. Ich erlebe sehr viel Ungerechtigkeit und Leid. Ich unterstütze und begleite. Die Entscheidungen, wie etwa sich zu wehren, müssen die Betroffenen aber selbst treffen. Das kann ich ihnen nicht abnehmen. Meine Stärke ist, mit meiner Ruhe und Sachlichkeit, aber auch mit einem offenen Ohr, auf die Ratsuchenden einzugehen. Das überträgt sich auf die Betroffenen und holt sie aus ihrer Aufgeregtheit. Bei mir gibt es immer Optionen und ich mache Mut. Das Miteinander der BesucherInnen ist nicht immer harmonisch. Kommen Konflikte auf, stellt mich das vor große Herausforderungen. Dabei ist mir wichtig, dass die Grundregeln des Respekts voreinander eingehalten werden.“

„Aber ich befinde mich in einer Entwicklung, die mich positiv stimmt. Ich bin heute sehr zufrieden – mit meinem Träger, mit meiner Arbeit, mit den KlientInnen und nicht zuletzt mit mir. Ich möchte mich derzeit beruflich nicht verändern. Ich kann mich bei diesem Träger persönlich weiterentwickeln. Schon nach vier Jahren habe ich viel gelernt und meine Professionalität verbessert.“

Dennoch verfolgt Frank Flemming zurzeit zwei Ziele: „Ich werde im Februar 2013 meine zweijährige Ausbildung in personzentrierter Gesprächsführung nach Carl Rogers abschließen. Diese Weiterbildung hat mich in letzter Zeit entscheidend beeinflusst. Noch viel mehr, sie ist zu meiner persönlichen Einstellung anderen Menschen gegenüber geworden. Ich wende Techniken im Umgang mit KlientInnen bei Beratungen und mit Kollegen bei Teamgesprächen und Fallbesprechungen an. Gern würde ich die Weiterbildung fortsetzen bzw. intensivieren. Dieses Jahr nutze ich zudem ein Leitungscoaching. Ich möchte mich als Leiter weiterentwickeln und meine Rolle noch besser ausfüllen.“ Wir wünschen Frank Flemming dabei für die Zukunft alles Gute.

Helmut Bratschitsch, Absolvent Wirtschaftsingenieurwesen

Helmut Bratschitsch machte sich 2005 selbstständig: „Ich war viele Jahre im Großkonzern Honeywell  im Vertrieb tätig und mich hat die starre Struktur samt den dazugehörigen unflexiblen Regeln gestört. Großkonzerne kann man in etwa mit Dinosauriern vergleichen: Aufgrund ihrer Größe und Komplexität brauchte es seinerzeit circa zwei Sekunden, bis ein Saurier merkte, dass ihm etwas in den Schwanz gebissen hatte. Danach dauerte es ebenfalls etliche Zeit, bis es zu einer Gegenreaktion kam, die als solche dann ohne Rücksicht auf Verluste dermaßen ausartete, dass der Verursacher niedergetrampelt oder aufgefressen wurde. Nach einer Managemententscheidung in den USA im Jahre 2004 sollte der Vertrieb bei Honeywell fortan an Distributoren und Handelsvertreter ausgelagert werden. Ich ergriff sofort diese Chance, gründete die Sensorwell Vertriebs GesmbH und übernahm einen Teil der alten Belegschaft. Wir warfen alle alten und hinderlichen Konventionen über Bord, der Vertrieb wurde deckungsbeitragsoptimiert und es wurden weitere Vertretungen zur Abrundung des Portfolios an Bord genommen. Der Erfolg gab uns recht und wir steigerten Jahr für Jahr unseren Umsatz und die Mitarbeiterzahl.“

Helmut Bratschitsch studierte bis 2005 nebenberuflich in Mittweida: „Das Studium des Wirtschaftsingenieurwesens war für mich eine Abrundung des Praxiswissens im Verkauf und Marketing. Weiterhin wurde mir das nötige Wissen vermittelt, das ich zum Aufbau und zur Führung meiner Firma tagtäglich brauche.“

Eine gute Vorbereitung ist erfolgsentscheidend

„Die Firma Sensorwell Vertriebs GesmbH ist nun der Vertriebspartner von Honeywell in Österreich. Zusätzlich vertreiben wir auch Sensoren und Automatisierungskomponenten von Datalogic, CEDES, Pulsotronic, Digmesa etc. Unser Produktportfolio beinhaltet über 60.000 Produkte. Sensorwell besteht seit über sieben Jahren und wir wachsen kontinuierlich.“

Für eine Unternehmensgründung ist eine gute Vorbereitung unabdingbar: „Der Schlüssel zum Erfolg war, dass wir genug Vorlaufzeit hatten und so gut vorbereitet in die Selbstständigkeit gingen. Wir informierten früh genug unsere zukünftigen Kunden und schufen eine Win-Win-Situation. Kein Einziger ist uns dabei abgesprungen und im Nachhinein waren alle froh über die Verbesserungen in der Kundenbeziehung, der Auftragsabwicklung und der Lagerbewirtschaftung.“

„Da ich gleichzeitig im Vertrieb war und auch als Chef viel Organisatorisches um die Ohren hatte, war der Stress anfangs schon enorm. Mit steigender Mitarbeiterzahl und der damit verbundenen Delegation des Tagesgeschäftes konnte ich mich dann wieder Zug um Zug freispielen. Da es aber trotzdem viel zu viel Spaß machte, erfolgreich zu sein, wollte ich nicht zurückschalten, bis mein Körper nach fast drei Jahren die ersten Warnsignale aussandte. Eine gröbere Erkrankung zwang mich dann, von nun an kürzer zu treten, damit ich meine 100%ige Leistungsfähigkeit über die nächsten Jahre weiter erhalten kann.“

Arbeiten nach Bedarf

Trotzdem hat er den Schritt in die Selbstständigkeit nie bereut: „Die Motivation, selbstständig zu sein, ist im Nachhinein betrachtet der Antrieb für den Erfolg. Ich könnte mir auch gar nicht mehr vorstellen, unselbstständig erwerbstätig zu sein und nachteilige bzw. unausgereifte Entscheidungen anderer Manager und Vorgesetzter durchzuführen.“

Helmut Bratschitsch hält sich nicht mehr an Arbeitszeiten, sondern arbeitet nach Bedarf: „Das kann durchaus am Abend sein, wenn das  Telefon nicht klingelt, aber auch am Wochenende, wenn schlechtes Wetter keine Freizeitaktivitäten zulässt. Prinzipiell bin ich jeden Montag  im Büro, um alles Anfallende zu besprechen, Entscheidungen zu fällen und mit meinen Mitarbeitern persönlich zu sprechen. Die andere Zeit bin ich dann nur mehr fallweise im Büro oder arbeite von zu Hause oder aus dem Ausland, besuche Lieferanten und meine paar ‚Hobby-Kunden‘, damit ich am Ball bleibe.“

Neben seinem Berufsalltag hat sich auch das Privatleben verändert: „Probleme und Entscheidungen werden durchaus in der Familie diskutiert, da Außenstehende eine andere Betrachtungsweise haben und dadurch manchmal auch ganz gute Anregungen hervorkommen. Außerdem mache ich mehr Urlaub, wobei ich mir auch im Urlaub täglich mindestens 30 Minuten Zeit nehme und meine E-Mails lese bzw. mit Anweisungen weiterleite. Bei Freunden habe ich ein komisches Phänomen erlebt: Viele glauben, dass man als Unternehmer nun etwas Besseres ist und sie scheuten daher den Kontakt zu mir. Für mich war und ist es dadurch immer wieder eine Herausforderung klarzustellen, dass ich ein normaler Mensch geblieben bin und auf ihre Freundschaft weiterhin Wert lege!“

„Lesen Sie die Autobiografie von Steve Jobs!“

Helmut Bratschitsch verrät, worauf es bei der Unternehmensgründung ankommt: „Holen Sie sich zuerst viel Erfahrung in der Praxis. Erkennen Sie die Fehler und Schwächen Ihres Dienstgebers und der Mitbewerber und drehen Sie dann diese in Ihrem eigenen Unternehmen zu IHREN Vorteilen und Stärken um! Haben Sie genug Geld, damit Sie Ihre Liquidität erhalten und von Banken unabhängig bleiben! Gründen Sie Ihr Unternehmen ohne Partner – nur so können Sie Ihre Interessen dauerhaft und alleine durchsetzen. Feiern Sie Ihre Erfolge, aber bleiben Sie unzufrieden mit dem Erreichten, denn Sie wollen mehr! Leben Sie nicht über Ihren Verhältnissen, denn das macht blind und Ihr hart verdientes Geld ist schnell verbraucht! Lesen Sie die Autobiografie von Steve Jobs! :)“

Vom Studium in Mittweida bleiben ihm neben der erfolgreichen Unternehmensgründung vor allem angenehme Erinnerungen und  Freundschaften, die sich daraus ergeben haben: „Wie in jedem Studium hat es auch in meinem Jahrgang jede Menge Mitläufer gegeben, die sich meist durchgeschummelt haben oder nur wegen der Titelgeilheit dabei waren. Mein Motto war:  Ich will das Maximale für mich herausholen. Die Vorlesungen waren für mich geistig entspannend und gleichzeitig herausfordernd: Ich musste die Gedanken zu meinem Arbeitsalltag  komplett  ausblenden  und  konnte erst dadurch in eine faszinierende, neue Welt des Wissens eintauchen. Jede Unkonzentriertheit wäre schade gewesen, da ich die Vorlesungen nicht hätte genießen können. Die Betreuung der Diplomarbeit erfolgte sehr professionell und unkompliziert durch Dr. Johannes N. Stelling, der mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist.“

„Als Student in jungen Jahren weiß man noch nicht, was das Leben für einen bereit hält. Viele haben auch noch keine Ideen oder Ziele, was sie nach dem Studium machen werden und sind deshalb offen für alles. Diese Offenheit, gepaart mit Wissbegierigkeit und dem Streben nach Erfolg, macht das Leben erst interessant. Zurückblickend würde ich es daher nicht viel anders machen, jedoch noch ein Auslandssemester anhängen und so einen anderen Kulturkreis kennen lernen. Dennoch bin ich auch noch nicht am Ziel, da das Leben noch viele Möglichkeiten und Aufgaben offen lässt!“